Siedlungsentwicklung:Leben zwischen Gewerbe und Grünzug

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Auf Flächen des Katholischen Männerfürsorgevereins um das ehemalige Kloster Mittenheim entstehen Wohnungen. (Foto: Robert Haas)

Rund um das Hans-Scherer-Haus in Mittenheim sollen in vier Siedlungen 355 Wohnungen entstehen. Während die meisten Gemeinderäte begeistert sind, warnt ein CSU-Vertreter vor neuen Problemzonen

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die ersten Gemeinderäte würden am liebsten gleich einziehen: Um das Hans-Scherer-Haus im ehemaligen Kloster Mittenheim soll ein neues Wohnquartier entstehen, das eine Mehrheit im Oberschleißheimer Ratsgremium vor allem durch seine Freiraumqualität beeindruckte. Westlich der Mittenheimer Straße nach Unterschleißheim und nördlich anschließend an das Gewerbegebiet am Bruckmannring könnten rund 355 neue Wohnungen entstehen, dazu soll sich um die zentrale Durchgangsstraße ein kleiner Platz mit Läden bilden.

Der Katholische Männerfürsorgeverein, dem das Hans-Scherer-Haus und die umliegenden Flächen gehören, hatte die Planung angestoßen und schon weit entwickelt. Die Gemeinde wollte darauf aufbauend einen eigenen Rahmen setzen, der nun weitgehend skizziert ist. Demnach wird die zunächst ebenfalls vorgesehene Bebauung östlich des Klosters zur Bahnlinie hin wohl vorerst nicht kommen.

In Verlängerung des westlichen Ortsrandes, den das Gewerbegebiet Bruckmannring bildet, sollen vier Wohnquartiere entstehen, die aus Lärmschutzgründen jeweils nach Norden und Westen massive Riegel bilden und sich nach innen dann öffnen. Hier wäre rechnerisch Raum für etwa 355 Wohnungen aller Größen. Der Männerfürsorgeverein hat ein sozial vielfältiges Wohnen als Prämisse seines gigantischen Wohnbauprojekts ausgegeben. Erschlossen wird das Quartier ausschließlich von außen. Dazu wird von der Birkhahnstraße eine Zufahrtsstraße angelegt, die dann die Westgrenze des Wohnviertels bildet. Von der aus werden die Tiefgaragen der Wohnanlagen angesteuert, zwischen den Siedlungen und der Mittenheimer Straße gibt es keinen Querverkehr.

Der Grünzug, der sich jenseits der historischen Mooshäuschen entlang der Mittenheimer Straße um den Berglbach gebildet hat, ist der Kern einer üppigen Grünanlage, zu der sich die Wohnhöfe nach Osten hin öffnen. Planer Christian Weigl vom Stadtplanungsbüro Goergens und Miklautz versprach "eine Freiraumqualität, die man selten findet". Zur Nahversorgung des Quartiers und als Ortseingang im Norden könnte sich an der Mittenheimer Straße ein kleiner Versorgungsbereich rund um den Hofladen des Hans-Scherer-Hauses bilden, der um einen kleinen Platz entstehen soll. Der Planer empfahl für die Stelle auch eine Kindertagesstätte.

Das sei "eine visionäre Wohnqualität, die man sich fürs eigene Wohnen wünschen würde", schwärmte Peter Benthues (CSU) nach der Vorstellung im Gemeinderat, Fritz-Gerrit Kropp (Grüne) kündigte auch den baldigen Umzug an. Vor der Umsetzung des Rahmenplans in Baurecht sollen die Ratsgruppierungen nun noch Detailvorschläge anbringen, in einer der nächsten Sitzungen soll dann das Genehmigungsverfahren starten.

Für die SPD kündigte Florian Spirkl an, dass sie die vom Planer ebenfalls skizzierte Wohnbebauung östlich des Hans-Scherer-Hauses nicht angehen wolle. Die sei "wirklich in sehr, sehr weiter Ferne", weshalb man sie auch aus den weiteren Verfahren ausklammern solle. Die einzige Gegenstimme kam von Peter Lebmair (CSU), der die Ansiedlung eines Wohngebiets an der Stelle als "verfehlte Ortsplanung" bezeichnete. Mit der Lage unmittelbar am Gewerbegebiet schaffe man "neue Problemzonen", warnte er, zudem werde am äußersten Nordwesten von Mittenheim "ein Wachstum weg von der zentralen Infrastruktur des Ortes eingeleitet". Auch Hans Negele (FW) sprach sich für Gewerbeflächen in Fortsetzung des Bruckmannrings anstelle einer Wohnbebauung aus, stimmte am Ende aber doch für den Plan.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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