Schultheater:"Wir wussten nicht, dass wir selbst auf der Bühne stehen"

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Neben den Zwölftklässlern aus den beiden Seminaren wirken bei der Aufführung auch jüngere Schülerinnen und Schüler mit. (Foto: Claus Schunk)

Zwei Projekt-Seminare des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching bringen gemeinsam ein selbst verfasstes Musical auf die Bühne

Von Anna-Maria Salmen, Unterhaching

Um seinen Zirkus vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, greift der Direktor zu drastischen Mitteln: Er verkauft die Hand seiner Tochter an einen zwielichtigen Unternehmer. Das Mädchen jedoch hat bereits einen heimlichen Geliebten, und so schmieden der Direktor und sein Geldgeber intrigante Pläne, um das Paar zu trennen.

Eine auf den ersten Blick unheilvolle Geschichte, ausgedacht von Zwölftklässlern des Lise-Meitner-Gymnasiums in Unterhaching. Drama, Liebe, aber auch Humor möchten die Schüler in ihrem selbst produzierten Musical vereinen. In zwei verschiedenen Oberstufenseminaren - das Schreiben eines Dramas auf der einen Seite, Tanz und Theater auf der anderen - haben sie parallel an der Entstehung des Stücks gearbeitet: Die einen verfassten das Drehbuch, die anderen wählten Lieder aus bekannten Filmen und Musicals aus und entwickelten Choreografien dazu. Zunächst passierte das unabhängig voneinander, erst vor wenigen Wochen taten die beiden Gruppen sich zusammen.

Der grobe Handlungsplot sowie die Protagonisten des Stücks standen zu dieser Zeit bereits fest. Als "relativ chaotisch" beschreibt Noah Breuzard, Darsteller des zwielichtigen Unternehmers, die ersten Tage der Zusammenarbeit. "Wir mussten alles aufeinander abstimmen." Dominik Büchl, der sich um die Licht- und Tontechnik kümmert, erzählt: "Das Tanz-und-Theater-Seminar hat uns die Lieder vorgeben. Wir haben uns bei der Ausarbeitung des Drehbuchs daran orientiert oder sie in die bestehende Geschichte eingearbeitet." Letztendlich fügte sich alles gut zusammen, wie Breuzard sagt. "Es gab aber auch eine Phase, in der wir gedacht haben, das können wir niemandem zeigen", fügt der 17-Jährige lachend hinzu.

Mehr als 80 Personen sind an dem Projekt beteiligt - neben den Zwölftklässlern aus den beiden Seminaren wirken bei der Aufführung auch 60 Unter- und Mittelstufenschüler mit. Die Kinder studieren teils akrobatische Choreografien ein, die sich das Tanz-Seminar ausgedacht hat. Das Schauspiel übernehmen die Teilnehmer der Seminare. Das kam für viele überraschend, erinnert sich Maggy Steuer, eine der Hauptdarstellerinnen: "Als wir uns für die Seminare entschieden haben, dachten wir erst mal nur an die Tänze oder an das Drehbuch. Wir wussten nicht, dass wir selbst auf der Bühne stehen würden." Verpflichtend war es für die Seminarteilnehmer jedoch nicht. Unabhängig von den Schauspieltalenten der Seminarteilnehmer, "jeder kann seine Stärken einbringen", sagt Filip Milojević, der im Musical ebenfalls eine der Hauptrollen spielt.

Zunächst als reines Schulprojekt gedacht, ist das Musical für die Jugendlichen mit der Zeit zur Herzensangelegenheit geworden: "Es hat Hobbycharakter", sagt Milojević. Auch außerhalb der Schule habe er gerne Zeit investiert, um zum Gelingen beizutragen. "Man hat teilweise sogar vergessen, dass es dabei um eine schulische Leistung geht." Gelernt haben die Schüler durch das Projekt viel. "Man hat Seiten von sich selbst entdeckt, die man noch gar nicht kannte", sagt Anthony Harrison. Der 17-Jährige spielt den heimlichen Geliebten der Direktorentochter und erinnert sich an die ersten Tanzproben: Besonders den jungen Männern seien diese anfangs "sehr unangenehm" gewesen. Mit der Zeit habe man die Scheu jedoch immer mehr verloren. "Jeder wurde mit seinen Grenzen konfrontiert", ergänzt Milojević. Die Textpassagen im Drehbuch waren zu lang, das Budget zu knapp - für diese und weitere Probleme mussten die Schüler gemeinsam Lösungen finden, die noch dazu alle Beteiligten zufrieden stellen.

Seit Anfang November proben die Schüler circa zwei bis vier Stunden. Der Gedanke an die Premiere des Stücks erfüllt die Jugendlichen mit gemischten Gefühlen. Der Schulstress lenkt Maggy Steuer momentan so ab, dass sie noch kein Lampenfieber hat. "Aber das kommt bestimmt noch", sagt die 17-Jährige, die die weibliche Hauptrolle spielt.

Die Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums präsentieren ihr Musical "Chaos in der Manege" an diesem Freitag um 18 Uhr sowie am Samstag, 14. Dezember, um 16 Uhr in der Aula der Schule, Jahnstraße 3. Karten gibt es an der Abendkasse, Schüler und Studenten zahlen zwei Euro, Erwachsene drei Euro. Eine Familienkarte kostet acht Euro.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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