Schulneubau:Es fehlt am Geld

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Der Garchinger Stadtrat diskutiert kontrovers über eine eigene Realschule

Von Patrik Stäbler, Garching

225 Schüler aus Garching haben im vergangenen Schuljahr die Realschule Ismaning besucht, 35 die Realschule Unterschleißheim und drei Schüler gar die Realschule in Taufkirchen, mutmaßlich wegen deren Leistungssportklassen. Macht zusammen gut 260 Kinder, was für eine eigene Realschule nicht reicht. Noch nicht. Doch weil alle Prognosen einen weiteren Anstieg der Zahlen von Realschülern im Norden des Landkreises vorhersagen, wird dort mittelfristig eine weitere Schule dieses Typs vonnöten sein. Die Frage ist nur wo.

Da spreche alles für Garching, hat Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) unlängst schon bekundet. Und auch die Garchinger CSU hat in der Sommerpause einen Antrag "auf Bau und Errichtung einer Realschule" eingereicht, der nun vom Stadtrat zur Beratung in die Fraktionen verwiesen wurde. Dort dürfte man sich weitgehend einig sein, dass eine eigene Realschule eine feine Sache wäre. Der Haken daran ist jedoch die Finanzierung: Aktuell müssen die Zweckverbandsgemeinden bei einem Schulneubau 30 Prozent der förderfähigen Kosten tragen, während der Landkreis die restlichen 70 Prozent stemmt. Im Falle einer Realschule in Garching rechne er mit einer Summe von rund 20 Millionen Euro für seine Stadt sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Obendrauf kämen dann noch etwa zehn Millionen Euro für den Grundstückserwerb, da die Kommune außerhalb des Neubaugebiets Kommunikationszone über kein geeignetes Areal verfüge. "Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sehen wir uns nicht in der Lage, mal schnell 30 Millionen Euro auf den Tisch zu legen", sagte Gruchmann. Das habe er auch bei zwei Treffen im Landratsamt betont - mit Verweis darauf, "dass die Stadt Garching schon viele Hausaufgaben in naher Zukunft zu machen hat", so Gruchmann.

Die Liste der Bauprojekte ist groß, die Investitionen sind enorm

Demnach rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten von 28 Millionen Euro für die Abwicklung des Gymnasiumneubaus. Schließlich gilt es hier zum einen, die scheidenden Gemeinden Ismaning und Unterföhring auszubezahlen. Zum anderen hat der Zweckverband für den Bau des Garchinger Gymnasiums ein Darlehen von Unterföhring über 25 Millionen Euro aufgenommen, das zurückgezahlt werden muss. Überdies stehen in der Universitätsstadt weitere Großprojekte auf der Liste, darunter der Bau der Grundschule-Nord für 31 Millionen Euro, das neue Feuerwehrhaus (15 Millionen Euro), zwei Kinderbetreuungseinrichtungen (acht Millionen Euro) und ein Hallenbad (15 Millionen Euro). Angesichts der jetzigen Schülerzahlen müsse man ohnehin fragen, "ob es unsere Aufgabe ist, für die Münchner eine Realschule zu bauen", sagte Gruchmann. "Wir sehen ja am Gymnasium, wie bequem es für Schüler aus Freimann ist, mit der U-Bahn hierher zu fahren."

Gegen so viel Skepsis des Bürgermeisters wehrte sich die CSU-Fraktion. "Ich bin der Auffassung, dass wir für unsere Realschüler eigene Kapazitäten schaffen sollten", sagte Fraktionschef Jürgen Ascherl. Und sein Parteikollege Albert Biersack forderte: "Wir sollten uns auf die Hinterfüße stellen. Jetzt ist der Zeitpunkt da. Wir dürfen nicht wieder warten, bis der Zeitpunkt vorbei ist." Derweil brachte Gruchmann eine kleine Lösung ins Spiel: Sollten wegen der neuen Gymnasien in Ismaning und Unterföhring Kapazitäten am Garchinger Gymnasium frei werden, "dann könnte man dort vielleicht eine Filiale der Ismaninger Realschule unterbringen", sagte er. Ascherl hatte Zweifel, dort alle 263 Schüler unterzubringen. Bastian Dombret (FDP) stellte das Konzept der Zweckverbände generell infrage. Neubauten sollten komplett vom Landkreis finanziert werden, forderte er, "denn da gehört es hin". Ähnlich äußerte sich Gruchmann: "Ich wehre mich nicht gegen eine Realschule in Garching, aber gegen das aktuelle Finanzierungsmodell."

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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