Schulbau:Kirchheimer Gymnasium wird noch teurer

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Statt der zunächst veranschlagten 88 Millionen soll das neue Schulhaus nun 94 Millionen Euro kosten. Den Vorwurf eines Luxusbaus weisen die Verantwortlichen in den beteiligten Gemeinden aber zurück.

Von Irmengard Gnau, Kirchheim

Ein schmucker, moderner Schulbau soll es werden, das neue Kirchheimer Gymnasium. Die Räte des Zweckverbands staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises um Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) sind bis nach Kopenhagen gereist, um sich inspirieren zu lassen; beim ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der lichte, geschwungene Entwurf des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner aus Berlin. Nun aber geht es an die Verwirklichung und dabei stehen harte Zahlen im Vordergrund. Und die weisen noch einmal deutlich nach oben: Nach der jüngsten Kostenschätzung der beauftragten Projektsteuerer wird der Ersatzneubau insgesamt knapp 94 Millionen Euro kosten.

Schon als zu Beginn der Planungen eine Summe von gut 88 Millionen Euro im Raum stand, hoben sich vielerorts die Augenbrauen. Die Verbandsmitglieder mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Luxusschule zu bauen. Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim sowie der Landkreis strichen daraufhin einige Posten, 75 Millionen Euro sind bislang freigegeben. Alle Verbandsmitglieder bekannten sich aber stets klar zu den Neubauplänen.

Nach der neuen prognostizierten Kostensteigerung dürfte die Kritik nicht verstummen - zumal bei den knapp 94 Millionen kein Kostenpuffer eingerechnet ist. Schon bisher bedurfte es in den Kommunen einiger Überzeugungskraft der Bürgermeister, um ihre jeweiligen Gemeinderäte von der bisherigen Kalkulation zu überzeugen. Auch Johanna Hagn (SPD), als Kreisrätin Mitglied der Zweckverbandsversammlung, kündigte an, in der Verbandssitzung an diesem Mittwoch "ein paar kritische Fragen" zur Kostenplanung zu stellen. Den Vorwurf eines Luxusbaus weist sie aber grundsätzlich zurück.

"Es geht zuvorderst darum, eine funktionale Schule zu bauen", sagt Hagn. Wie hoch die Belastung wird, die mit dem neuen Gymnasium in Kirchheim auf jede einzelne der drei Verbandsgemeinden zukommt, hängt davon ab, wie groß der Anteil der Kosten ist, welche die Regierung von Oberbayern als förderfähig einstuft. Von dieser Summe übernimmt der Landkreis seit Januar 2018 bei Neubauten, Erweiterungsbauten und Erweiterungsneubauten wie im Kirchheimer Fall zwar 70 Prozent anstelle von vormals nur 30 Prozent. In jedem Fall wird dennoch ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag übrig bleiben, den die drei Kommunen zu tragen haben.

Für Aschheim, Kirchheim und Feldkirchen wird das nicht einfach zu stemmen sein. Die drei Gemeinden teilen sich die übrigen Kosten anteilig je nach der Zahl der Schüler, die das Gymnasium besuchen; die meisten davon, aktuell etwa 42 Prozent, stammen aus Kirchheim, dann folgen Aschheim mit rund 31 und Feldkirchen mit knapp 27 Prozent der Schüler.

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(Foto: Visualisierungen: Heinle, Wischer und Partner)

Mit seinem Entwurf gewann das Büro Heinle, Wischer und Partner den Wettbewerb für das Kirchheimer Gymnasium.

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(Foto: Visualisierungen: Heinle, Wischer und Partner)

Visualisierung: Heinle, Wischer und Partner

Der Zweckverbandsvorsitzende, Kirchheims Bürgermeister Böltl, argumentiert, die Kosten für das Kirchheimer Gymnasium seien vergleichbar mit denen anderer Schulen in der Region. "Wir achten auf eine wirtschaftliche Bauweise, aber wir wollen nicht an Bildung sparen", sagt Böltl. Darüber bestehe auch Einigkeit zwischen den drei Gemeinden und dem Landratsamt.

Sich zwanghaft an einen Kostendeckel zu halten, ergibt aus seiner Sicht keinen Sinn, "weil wir die Schule nicht kleiner bauen können, als wir sie brauchen". Der Neubau wird das jetzige, seit Längerem unter einigen Mängeln leidende Kirchheimer Schulhaus ersetzen und soll Platz für bis zu 1350 Schülerinnen und Schüler und 120 Lehrkräfte bieten.

Das neue Gymnasium wird unweit des alten entstehen, als ein zentrales Element der neuen Mitte zwischen den beiden Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten. Für die Gebäude, eine neuen Vierfachsporthalle und Außensportanlagen muss auch ein Teil der als "Wäldchen" bekannten Naturflächen südlich der Grund- und Mittelschule gerodet werden. Dies hatte lauten Protest in der Kirchheimer Bevölkerung hervorgerufen.

Der Gemeinderat hat deshalb seinen Beschluss noch einmal überarbeitet: Ein Teil des Baumbestands des Wäldchens soll demzufolge auf dem künftigen Schulgelände erhalten bleiben, auf einer Breite von circa 40 Metern reichen die Bäume gruppenweise in die Sportanlagen hinein. Der bestehende Wall hingegen wird abgetragen; an seiner Stelle sollen Turnhalle und Tiefgarage entstehen.

© SZ vom 27.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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