Schüler blicken in die Zukunft:Semmeln für Nachhilfe

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Wie viele Semmeln dürfen's heute sein? (Foto: Claus Schunk)

Die Texte auf dieser und den folgenden Seiten haben Schüler des Gymnasiums Oberhaching verfasst. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens ihres Lokalteils für den Landkreis München 2017 bat die SZ die Q11-Schüler, die nächstes Jahr das Abitur ablegen, sich Gedanken über das Leben im Landkreis München in 25 Jahren zu machen. Die Arbeiten wurden im Unterricht von Deutschlehrerin Luitgard Thomas-Hollunder erstellt.

Von Janis Hallanzy, Oberhaching

Wie bitte? Das Geld abschaffen?, mag sich mancher fragen. Geld ist das Lebenselixier unserer Wirtschaft! Doch wer durchsteigt noch die großen Zusammenhänge der Finanzwelt? Man kriegt meistens seinen Lohn und verwendet diesen dann im Supermarkt, um das Nötigste für den Alltag zu kaufen. Schon längst beschränkt sich die Rolle des Geldes nicht mehr auf einfaches Tauschmittel, das genutzt wird, um das Geben und Nehmen zwischen Menschen quantitativ zu determinieren, sondern gilt mittlerweile immer mehr als Indikator für sozialen Status und Machtmittel. Das Problem besteht vor allem darin, dass sich viele Menschen nur noch auf Profit konzentrieren und deshalb andere wichtige Aspekte wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz nicht miteinbeziehen.

Kann eine Gesellschaft basierend auf freiwilliger Arbeit funktionieren?

Eine Gesellschaft ohne Geld würde dann dementsprechend auf freiwilliger Arbeit basieren. Funktioniert das? Menschen sind doch faul und würden dann nichts tun! Oder? Wenn hier in Oberhaching die Leute alle Nahrungsmittel und Dienstleistungen umsonst bekämen, würden viele Menschen ein völlig neues Bewusstsein zum Thema Arbeit entwickeln. Stellen sie sich vor, Sie gehen zum Bäcker und können sich einfach je nach Hunger Semmeln abholen. Vielleicht wäre anfangs das Hamstern und Horten groß. Doch wenn man diese Möglichkeit jeden Tag hätte, würde sich da ein neues Gefühl für soziales Denken und den persönlichen Bedarf entwickeln.

Arbeit wäre dann nicht mehr eine notgedrungene Maßnahme, um Geld zu verdienen, sondern um wirklich etwas zu bewirken, ein Lächeln auf das Gesicht der anderen zu zaubern und der Gemeinschaft zu helfen. Wer Nachhilfe gibt, tut das aus reiner Hilfsbereitschaft. Wer Semmeln backt, auch. Was könnten Menschen für ein Potential entwickeln, wenn sie sich mit ihren eigenen Fähigkeiten einbringen können, ohne dass sie um ihre Existenz bangen müssen?

Die Leute würden nicht mehr versuchen, sich in der Zeit, für die sie bezahlt werden, möglichst sich wenig anzustrengen. Vor allem würde sich die Kriminalität stark vermindern, da der Finsterling bei der Unterführung keine großen materiellen Schwierigkeiten, somit viel mehr Chancen hätte. Außerdem gäbe überhaupt keine Arbeitslosigkeit, da sich jeder nach seinen Fähigkeiten irgendwo einbringen könnte. Soziale Ungleichheit zwischen Großinvestoren und Bettlern wären von gestern.

In 25 Jahren ist der Landkreis vielleicht bereit für einen Probelauf

Es gäbe zwar noch gewisse Schwierigkeiten mit der Verteilung begrenzter Ressourcen und dem Erledigen gewisser Arbeiten, wie zum Beispiel Müll beseitigen. Allerdings muss man sich auch die Frage stellen, ob es fair ist, Ressourcen entsprechend des Vermögens der einzelnen Personen zu verteilen. Und gibt das momentane System wirklich jedem die Chance, sich hochzuarbeiten, egal aus welchen Verhältnissen er kommt, so dass er sich zum Beispiel gesundes Bio-Essen kaufen kann? Hat sich das Geld nicht schon längst dieses Systems bemächtigt?

Vielleicht sind wir in 25 Jahren so weit, im Landkreis München diese positive Leitvision zu testen, auch wenn sie noch nicht hundertprozentig funktioniert, neue Perspektiven aufzuzeigen und eine Diskussion über das Thema anzustoßen. Diese Vision birgt keine unüberwindbaren Probleme in sich, sie kann funktionieren und ist vielleicht eines Tages Alltag. Why do'nt try? Let's try!

© Gymnasium Oberhaching, Q11 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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