Schüler blicken in die Zukunft:Ich, der Fan

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Star Wars oder Star Trek? Diese Frage könnte in der Zukunft entscheidend für das soziale Leben sein. (Foto: AFP)

Die Texte auf dieser und den folgenden Seiten haben Schüler des Gymnasiums Oberhaching verfasst. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens ihres Lokalteils für den Landkreis München 2017 bat die SZ die Q11-Schüler, die nächstes Jahr das Abitur ablegen, sich Gedanken über das Leben im Landkreis München in 25 Jahren zu machen. Die Arbeiten wurden im Unterricht von Deutschlehrerin Luitgard Thomas-Hollunder erstellt.

Von Luis Vorderwülbecke und Valentin Schwartz, Oberhaching

Worldwatch UN-Psychogygiene 20.06.2042 Eilmeldung: Gestern brachen im gesamten Landkreis München heftige Krawalle aus, nachdem ein ca. 20 Jahre alter männlicher Verdächtiger bei einer erhitzten Diskussion die absurde Behauptung aufstellte, dass Star Trek besser als Star Wars sei. Daraufhin entstand ein wütendes Handgemenge zwischen zwei fanatischen Fan-Gruppen, das sich wie ein Waldbrand über die umliegenden Dörfer ausbreitete.

Was vor ca. 25 Jahren eine grammatikalisch armselig geführte Internet-Diskussion zwischen zwei sogenannten "Nerds" gewesen wäre, ist heutzutage ein gefährlicher Glaubenskonflikt. Hier eine kurze Erklärung:

Statt über seine Arbeit definiert sich der Mensch 2042 über sein Fantum

Nachdem sich viele Leute aus Langeweile und Verzweiflung am Leben in ihre Lieblingsfantümer zurückgezogen hatten, fingen sie an, diese ernsthaft als eigentlichen Lebensraum zu nehmen und der echten Welt vorzuziehen. Doch wie konnte es dazu kommen? Da die Wirtschaft über die letzten zwei Jahrzehnte komplett automatisiert wurde, verfiel der moderne Mensch in eine Sinnkrise, weil er nunmehr keinen Handlungsbedarf in der Welt fand.

Jedoch öffnete sich ihm mit der nun unbegrenzten Freizeit, die auf ihn herunterbrach, auch eine scheinbar unbegrenzte Menge an konsumierbarer Unterhaltung. Dies führte zu einer Welt unter dem Motto "Definieren durch Konsumieren". Wo früher Menschen Dinge schufen und sich darüber ausdrückten, definiert sich der Mensch Mitte des 21. Jahrhunderts über seinen Geschmack beim Gedankengut.

Es droht die Entfremdung und Abkapselung der einzelnen Interessensgruppen

So entwickelten sich schleichend Abgründe in der Gesellschaft, da es nun einer persönlichen Beleidigung gleicht, wenn der Mitmensch den eigenen Lieblingsfilm als Dreck abstempelt und damit nicht nur mich, sondern auch meine gesamte Fangemeinde, also meine eigene Familie angreift. Aufgrund der Eigenheit dieser Subkulturen wird es immer schwieriger, mit Menschen anderer Interessen zu connecten.

Um zu vermeiden, von einem tollwütigen "George Lucas"-Fan in einer Seitengasse angefallen zu werden, wird von der UN-Kommission Psychohygiene empfohlen, offen für die Geschmäcker anderer zu sein, wieder den Dialog zu suchen und den eigenen Interessen nicht krankhaft zu verfallen.

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