Sauerlach:Sozialpädagogen kümmern sich künftig um alle Kinder

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Der Sauerlacher Gemeinderat entspricht dem Wunsch der Schulleitung und weitet das Aufgabengebiet auf Halbtagsklassen aus. Mehr Stellen gibt es aber nicht

Von Michael Morosow, Sauerlach

Die Friedrich-von-Aychsteter-Grundschule in Sauerlach ist keine Brennpunktschule. So angenehm diese Tatsache für Schüler, Eltern und Lehrkräfte ist, für einen Antrag des Elternbeirates an den Gemeinderat war sie weniger förderlich. So konnte Christine Wiench, Vorsitzende des Elternbeirats, in der Bürgerfrage-Viertelstunde dem Gremium noch so beherzt darlegen, warum eine Aufstockung der Jugendschulsozialarbeit um eine Viertelstelle notwendig sei, am Ende ging sie mit leeren Händen nach Hause. Mit 14 zu 6 Stimmen lehnte der Gemeinderat das Ansinnen von Christine Wiench ab.

So bleibt es dabei, dass sich an der Sauerlacher Grundschule drei Sozialpädagogen 1,5 Stellen teilen. In einem zweiten Beschluss allerdings entsprach der Gemeinderat dem Wunsch der Schulleitung, den Wirkungskreis der drei Sozialpädagogen nicht weiterhin auf die drei Ganztagsklassen zu beschränken, sondern auf die anderen zwölf Klassen auszudehnen. "Ich bin gegen eine Aufstockung", hatte Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) vor der Abstimmung verkündet. Für Schulsozialarbeit gebe es keine gesetzlichen Vorgaben, die Gemeinde zahle als freiwillige Leistung jährlich 60 000 Euro für 1,5 Sozialpädagogenstellen, argumentierte Bogner. Außerdem koste eine weitere Viertelstelle die Gemeinde nicht 6000 Euro, wie die Elternbeiratsvorsitzende Wiench zuvor angegeben hatte, sondern 10 000 Euro. Und die Schule sei keine Brennpunktschule, erklärte die Bürgermeisterin ihre ablehnende Haltung.

"Auch wenn wir keine Brennpunktschule sind, gibt es Konflikte oder Fälle von Mobbing", hatte Elternbeiratsvorsitzende Wiench zuvor in ihrer kurzen Rede vor dem Gremium zu bedenken gegeben. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren habe auch bundesweit gezeigt, dass der Einsatz von Jugendsozialarbeit in der Grundschule sinnvoll und notwendig sei. Die Veränderungen in Gesellschaft und Familie führten außerdem dazu, dass im schulischen Bereich zunehmend Ansprechpartner benötigt werden, die sich den Anforderungen des kindlichen Alltags stellen und sich den Schülern intensiv widmen, erklärte Wiench, die in Begleitung von Rektorin Astrid Waindinger erschienen war. Einen Termin bei einem Schulpsychologen zu bekommen dauere Wochen, fügte die Elternbeiratsvorsitzende hinzu.

Bei der folgenden, kontrovers geführten Debatte zeigte sich, dass Wiench und Waindinger nicht alleine stehen mit ihrer Meinung, dass die Gemeinde den geänderten Rahmenbedingungen an Grundschulen Rechnung tragen solle. "Ich bin hin- und hergerissen", sagte Paul Fröhlich (CSU). Das Elternhaus sei eine Keimzelle und sehr wichtig. Dass die Sozialpädagogen recht viel korrigieren können, bezweifle er zwar. "Wenn ich aber Kinder noch einfangen kann, dann ist da eine Investition in die Zukunft", sagte Fröhlich.

Auch sein Fraktionskollege Robert Lechner sprach im Sinne der gewünschten Aufstockung der Jugendschulsozialarbeitsstellen. Als Vater habe er schon mehrmals erlebt, dass Lehrer und Schulleitung zeitlich überfordert seien und deshalb keine Möglichkeit hätten, sich intensiv und rasch um auftretende Probleme zu kümmern. "Bei Konflikten muss zeitnah was passieren und nicht erst eine Woche später", sagte Lechner, der den Leistungsdruck, den bereits die Zehnjährigen verspüren, als enorm bezeichnet. Ein Sozialpädagoge sei darüber hinaus neutral, was für die Kinder wichtig sei. Auch Axel Horn (Grüne) plädierte für zusätzliche Betreuungsstunden für die zwölf Klassen mit insgesamt 252 Schülerinnen und Schülern, für die kein Ganztagsunterricht gilt. Somit könnten sich die Lehrer wieder mehr auf den Unterricht konzentrieren, sagte Horn. Josef Bacher-Maurer (CSU), der selbst als Psychotherapeut tätig ist, hält eher weniger davon, dass die Lehrkräfte alle Probleme auffangen müssten, die im Elternhaus entstanden seien. Wenn Eltern jedoch um Hilfe nachfragten, "dann haben wir Anlaufstellen en masse", sagte Bacher-Maurer.

Das Thema Schule wird den Gemeinderat auch in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 23. Juni, beschäftigen. Er wird darüber beraten, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Integrationsklasse in der Grundschule Sauerlach eingeführt werden kann. Bereits für das nächste Schuljahr wird laut Barbara Bogner eine Inklusionsklasse mit sieben lernschwächeren Kindern eingerichtet.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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