Sauerlach:Luft nach oben

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Sauerlach vermisst klare Vorgaben für Filtergeräte in Schulen

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Barbara Bogner klingt fast ein wenig verzweifelt. "Was ihr beschließt, setzen wir als Verwaltung um", sagt Sauerlachs Bürgermeisterin (Unabhängige Bürgervereinigung, UBV) in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Und gleichzeitig lässt sie keinen Zweifel daran aufkommen, wen sie für ihre Ratlosigkeit verantwortlich macht: Die Staatsregierung. Denn die habe zuletzt immer "laut getönt", dass Fördermittel für Luftreinigungsgeräte in den Schulen kommen würden: "Aber sie hat nicht gesagt, welche Geräte aufgestellt werden sollen und was die können müssen." Und weil auch die Sauerlacher Gemeinderäte diese Fragen nicht einfach so beantworten können und wollen, wird der Antrag der örtlichen Grundschule, alle Klassenzimmer mit solchen Luftreinigern auszustatten, erst einmal zurückgestellt.

Wohl kaum ein anderes Thema wird derzeit so emotional aufgeladen wie der Infektionsschutz in Schulen, der spätestens hoch virulent wird, wenn die Klassenzimmer nach den Sommerferien wieder aufgesperrt werden. Und durch die Ankündigung von Ministerpräsidenten Markus Söder, es müssten alle Räume mit Reinigungsgeräten ausgestattet werden, lastet der Druck mittlerweile auf den Kommunalpolitikern. Denn neben dem reinen Infektionsschutz geht es immer auch um sehr viel Geld, das Städte, Gemeinden und Landkreise trotz aller Fördermaßnahmen in die Hand nehmen müssen. In Sauerlach wären dies alleine für die Ausrüstung der Grundschule mit Luftreinigern etwa 100 000 Euro. UBV-Gemeinderat Bernhard Lederer sagt, er habe mit Elternvertretern der Grundschule gesprochen und diese unterstützten auch die Schulleitung "grundsätzlich" in ihrem Ansinnen. Er selbst habe jedoch schon Bedenken, dass hier "ein Gefühl der Sicherheit" vorgespielt werde; zudem gebe es auch noch andere Alternativen wie Ionisations- oder Plasmatechnik. "Aber auch die bergen Risiken", sagt Lederer. "Das, was mehr bringt, ist immer noch Lüften."

CSU-Gemeinderat Roman Richter, der in Sauerlach einen Elektro-Meisterbetrieb leitet, hat auf Bitte der Bürgermeisterin alle Räume der Grundschule in Augenschein genommen. Er sagt, rein technisch sei der Betrieb der Geräte in den Klassenzimmern kein Problem, aber wie viele tatsächlich pro Raum benötigt würden, sei nicht ganz klar. "Ab 50, 60 Quadratmeter braucht man wahrscheinlich ein zweites oder größeres Gerät", so Richter. "Das ist ein bisschen auch eine Glaubensfrage."

Sauerlachs Gemeinderäte aber wollen nicht glauben, sondern wissen. Deshalb stellen sie gegen eine Gegenstimme die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten erst einmal zurück. Auf Anregung von CSU-Gemeinderat Markus Hoffmann aber wird das Thema dennoch weiterverfolgt. "Es war ja immer die Strategie, dass es nicht die eine, entscheidende Maßnahme gibt", sagt er. "Daher bitte ich schon, der Verwaltung freie Hand zu geben, alles vorzubereiten und auch Angebote einzuholen." Rathauschefin Bogner verspricht darauf: "Wir werden uns umschauen, wo wir die herbekommen, was sie kosten und vor allem, das ist entscheidend, was die Wartung kostet." Luftreinigungsgeräte aber, betont die Bürgermeisterin, würden das Tragen von Masken in den Schulen und auch die geltenden Abstands- und Hygieneregeln sicher nicht ersetzen.

Auch auf Vorschlag von CSU-Gemeinderat Hoffmann soll die Verwaltung nun zwei Testgeräte für die Grundschule anschaffen, um zu erproben, welche Auswirkungen diese vor allem hinsichtlich der Lautstärke auf den Unterricht haben. Auch Hoffmann kritisiert, dass die Staatsregierung keine klaren Vorgaben mache, was den betrieb und den Ankauf der Geräte betrifft. Bogner ergänzt zum Thema Lüften, dass alle Räume der Sauerlacher Grundschule "lüftbar" seien: "Wenn auch nicht in allen Räumen quer gelüftet werden kann." Das Thema wird im August noch einmal auf die Tagesordnung des Gemeinderates kommen; dann nach Aussage von Bürgermeisterin Bogner hoffentlich mit mehr Klarheit.

© SZ vom 22.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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