Sauerlach:Kinderbetreuung im Container

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Die Gemeinde muss kurzfristig fünf Kita-Gruppen unterbringen

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Die Eltern von 64 Sauerlacher Kindern haben für September noch keinen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs. 35 Krippenkinder zwischen ein und drei Jahren sowie 29 Kindergartenkinder stünden aktuell auf der Warteliste, berichtete Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) im Gemeinderat. Demnach fehlen drei Krippen- und zwei Kindergartengruppen - sie müssen voraussichtlich in Containern untergebracht werden müssen, schließlich haben die Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Eine Entscheidung über den Standort dieser Interimslösung und über die Anerkennung des Mehrbedarfs hat der Gemeinderat aber vertagt. Sie soll in der Sitzung an diesem Dienstag fallen.

Bogner führte zwei Gründe für den Mangel an Plätzen an. Erstens habe die Bedarfsprognose aus dem Vorjahr der Gemeinde "einen Streich gespielt" - unter anderem, weil inzwischen nicht die erwarteten 60 bis 65 Prozent, sondern 75 Prozent der Einjährigen einen Krippenplatz benötigten. Zweitens habe ihr "auch der Staat einen Streich gespielt", sagte die Rathauschefin mit Blick auf die neue Gesetzeslage bei sogenannten Korridorkindern, die zwischen Juli und September sechs Jahre alt werden. Bei ihnen dürfen - anders als bisher - die Eltern entscheiden, ob ihr Kind in die Schule kommt. Und in Sauerlach blieben sämtliche 14 Korridorkinder im Kindergarten, so Bogner.

Kritik an dieser Argumentation der Bürgermeisterin äußerte Markus Hoffmann (CSU): "Immer heißt es, dass die anderen schuld sind - das Gutachten ist schuld, die Korridorkinder sind schuld." Dabei seien die Angaben zu letzteren falsch, betonte Hoffmann. Er selbst habe eine Tochter, die ein Korridorkind sei - "und sie wird im September in die Schule kommen". Überdies monierte Hoffmann die Zahlen, die der Gemeinderat in der Sitzungsvorlage erhalten hatte. Aus diesen würde nicht klar hervorgehen, ob der Engpass nun bei den Räumen oder beim Personal liege. "Ich finde, das ist nicht gut vorbereitet", ärgerte sich der CSU-Ortsvorsitzende. Und da auch bei mehreren anderen Gemeinderäten Fragen offen blieben, wurde die Entscheidung über die Bedarfsanerkennung vertagt.

Unabhängig von den Details sei aber klar, betonte Bürgermeisterin Bogner, "dass wir diese Kinder auf der Warteliste haben und etwas unternehmen müssen". Mittelfristige Abhilfe im Krippenbereich soll die Erweiterung der Kita Sternschnuppe schaffen, die aktuell in Planung ist. Da dort aber erst im Herbst 2020 Kinder einziehen können, wird die Gemeinde wohl nicht umhin kommen, zumindest bis dahin Container aufzustellen. "Die müssten wir bestellen, und das sollte so schnell wie möglich gehen", sagte Bogner. Als Standort schlug sie das gemeindeeigene Grundstück hinter dem Wertstoffhof vor. Unterdessen brachte CSU-Fraktionsvorsitzender Paul Fröhlich zwei andere Möglichkeiten ins Spiel, die in der Nähe von bestehenden Kindergärten lägen, sodass man dort Synergieeffekte nutzen könne: die Sommerstraße nahe dem S-Bahnhof und den Postanger. "Da könnten wir zwei Container aufstellen, und es wäre nur 200 Meter vom Kindergarten St. Andreas und 300 Meter vom Awo-Kindergarten weg."

Fröhlichs Fraktionskollegin Andrea Killer sagte, dass es mit den Containern nicht getan sei: "Man muss auch Personal finden." Bogner entgegnete, dass es "ein, zwei Interessenten" gebe, "die immer mal wieder bei uns nachfragen, ob sie erweitern oder neu beginnen können". Geplant sei aber, "dass wir alle Träger, die wir schon haben, anschreiben".

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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