Sauerlach:Holz - nicht immer gut

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Der Architekt rät den Sauerlacher Gemeinderäten, beim Schulbau genau abzuwägen

Von Michael Morosow, Sauerlach

Die Diskussion über den Erweiterungsbau und die Mensa der Friedrich-von-Aychsteter-Grundschule am Dienstag im Sauerlacher Gemeinderat ist zu einer Grundsatzdebatte über den Baustoff Holz geraten. Die CSU-Fraktion hatte den Antrag gestellt, sowohl die geplante Schulerweiterung als auch den Mensabau in Holzbauweise auszuführen. Als sich nach einer ganzen Reihe von Wortmeldungen abzeichnete, dass ein Konsens an diesem Abend nicht herbeigeführt werden kann, unterbreitete der Architekt Christian Peter vom Münchner Architektenbüro Sturm, Peter + Peter dem Gremium den Vorschlag, einen Vorentwurf zu fertigen, der auch eine Kostenschätzung beinhaltet. "Das könnte eine Entscheidungslinie sein für Sie", sagte Peter und verwies darauf, dass die Nacharbeit seines Büros nicht mit weiteren Kosten verbunden sei. Das Gremium nahm dankend an und verzichtete auf eine Beschlussfassung.

Im Laufe der Debatte hatte sich klar abgezeichnet, dass die Bereitschaft groß ist, dem CSU-Antrag zu folgen, jedoch nur, wenn dadurch der Kostenrahmen nicht gesprengt wird. "Sie nehmen mit, dass so viel wie möglich, und wo es geht, Holz verbaut wird", sagte Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) zum Architekten.

Wie schon im Bauausschuss zählte Andrea Killer, die Initiatorin des CSU-Antrags, die Vorteile der Holzbauweise auf, zumal im waldreichen Sauerlach. Die Wertschöpfung bliebe im Ort, die Bauzeit sei kürzer, weil vieles in den Produktionsstätten vorgefertigt werden könne, die Betriebskosten seien geringer als bei konventioneller Bauweise und die Auswirkung auf die Gesundheit von Lehrern und Schülern sei positiv, sagte Killer. Holz sei ein emotionales Thema, er sei weder dafür noch dagegen, sagte Christian Peter und relativierte in der Folge die von Killer gepriesenen Vorteile der Holzbauweise, so etwa in Bezug auf die Betriebskosten. Die Heizkosten seien nicht geringer und im Sommer sei der Wärmeschutz schwierig, es könnte ein "Barackenklima" entstehen, sagte Peter. Ein weiterer Nachteil sei der teure Schallschutz. Außerdem würde nicht ausschließlich Holz verbaut, sondern müssten Dämmstoffe mitverarbeitet werden. Bei mehrstöckigen Gebäuden komme die konventionelle Bauweise um circa 15 bis 20 Prozent billiger, bei erdgeschossigen Bauten nähere sich der Preis dem einer Holzbauweise stark an. Das Problem sehe er vor allem bei Mischbauten, also einem Materialmix, für den man Verbundwerkstoffe verwenden müsse. Dies wäre beim Erweiterungsbau der Fall. Bei der Mensa hingegen, die als unterkellerter Erdgeschossbau geplant ist, habe er selbst schon überlegt, sie in Holz zu errichten.

Er sei ursprünglich selbst gegen eine Holzbauweise gewesen, er habe jedoch inzwischen einiges darüber gelesen und seine Meinung geändert, sagte Claus Koch (UBV), worauf Architekt Peter entgegnete: "Die Broschüren, die Sie gelesen haben, sind Hersteller-Broschüren, die gibt es auch für Ziegel." Andrea Stiller regte daraufhin an, einen unabhängigen Holzfachmann in den Gemeinderat einzuladen, was Bürgermeisterin Bogner als sinnvoll bezeichnete. "Holzbau wird schlecht geredet. Klimawandel ist in aller Munde, aber noch lange nicht in jedes Hirn gedrungen", resümierte Stiller.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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