Sauerlach:Eine Heizung fürs Schmuckstück

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Der Gemeinderat plant eine Renovierung des Troadkastens in Arget

Von Michael Morosow, Sauerlach

Der Troadkasten im Argeter Pfarrhof-Ensemble ist zweifelsohne ein Schmuckstück. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1667 zurück, da er als zweigeschossiger Blockbau mit Satteldach und Laube errichtet wurde und fortan über Jahrhunderte hinweg als Lagerstätte für Brot und Saatgetreide diente. Seit seiner Restaurierung im Jahr 1987 beherbergt das historische Gebäude das Sauerlacher Heimatmuseum, in dem unter anderem landwirtschaftliche Arbeitsgeräte und bäuerlicher Hausstand ausgestellt sind - zunächst im Parterre, seit mehreren Jahren auch im Obergeschoss, das die Gemeinde dem Museum vorübergehend zur Verfügung gestellt hat.

Nach dem Wunsch des Fördervereins Heimatfreunde Sauerlach soll die Gemeinde nun das Adjektiv "vorübergehend" ersatzlos streichen und ihm das erste Stockwerk dauerhaft für Ausstellungszwecke überlassen. Erst dann könne der seit Jahren aufgeschobene Einbau einer dringend notwendigen Heizung angegangenen werden, heißt es im Antrag des Vereins an den Gemeinderat. Ihre Vorstellung von der Zukunft des Heimatmuseums hatte der neu gewählte Vorstand des Fördervereins dem Gemeinderat bereits in seiner Sitzung im Juni dieses Jahres präsentiert.

Im alten Troadkasten wurde früher Brot gelagert. Heute beherbergt er das Heimatmuseum mit altem bäuerlichen Hausstand. (Foto: Claus Schunk)

In seiner jüngsten Sitzung hat dieser nun eine Entscheidung getroffen, mit der die Heimatfreunde wenigstens halb zufrieden sein können: Im Gebäude wird eine Heizung eingebaut, in Abstimmung mit dem Förderverein wird eine weiterreichende Projektplanung gestartet, und außerdem wird sich die Verwaltung nach möglichen finanziellen Förderungen umsehen. Das Adjektiv "vorübergehend" aber bleibt vorerst. "Die Heizung hat oberste Priorität, alles andere in den Folgejahren", sagte Robert Lechner (CSU).

Dass die Räumlichkeiten im Obergeschoss nach einer Renovierung schreien, sieht man auf den ersten Blick. Der Putz an den Wänden, aus denen noch Kabel hängen, ist alt und dementsprechend angegriffen. Eine Notbeleuchtung schmälert die Freude der Besucher an Ausstellungen. Es fehlen Türstöcke und Türen, die Toiletten sind nur eingeschränkt nutzbar. Und zu allem Übel hat das Mauerwerk bereits Feuchtigkeit gezogen. Lieber einen unzureichenden Raum als gar keinen, lautet gezwungenermaßen die Devise beim Förderverein, denn das Museum hat im Pfarrhof ohnehin zu wenig Räume, um Dauer- und Sonderausstellungen angemessen präsentieren zu können.

Die Geschichte vom Troadstadel in Arget reicht bis in das Jahr 1667 zurück. (Foto: Claus Schunk)

Mit seinem Beschluss hat der Sauerlacher Gemeinderat den Heimatfreunden aber nun wenigstens die Angst genommen, ihnen die Räumlichkeiten im ersten Stock wieder zu entziehen. Denn die bisherigen Planungen aus dem Jahr 2013, im Obergeschoss wieder eine Wohnung zu errichten, dürften damit vom Tisch sein. Bis vor 15 Jahren hatte die Gemeinde im ersten Stock mehrere Wohnungen vermietet und vor drei Jahren Überlegungen angestellt, Geld für den Bau einer Einliegerwohnung zu investieren. "Der Aufwand dafür wäre viel zu hoch", heißt es in der Antragsbegründung des Fördervereins, dessen Vorsitzender Götz von Borries Gemeinderat der UBV ist. Zwar seien die neuen Fenster, die, dem Denkmalschutz entsprechend, den alten Fenstern glichen, doppelt verglast, böten aber bei weitem nicht den heute erforderlichen Wärmeschutz.

Weil aber der Denkmalschutz die Dämmung der Außenwände ausschließt, müsste für ein einigermaßen angenehmes Raumklima eine Innendämmung geschaffen werden, was ein fragwürdiges Unterfangen sei. Der Einbau einer Heizung für Wohnzwecke sei jedenfalls wesentlich aufwendiger als die Installierung einer Museumsheizung, lautet das Fazit der Heimatfreunde. "Wir brauchen eine Museumsheizung, alleine schon wegen der Exponate", sagte Götz von Borries , worauf Axel Horn von den Grünen die Anschaffung von Luftkollektoren vorschlug, die er auf Baustellen gesehen habe. Das mag für Baustellen Sinn machen, nicht aber in alten Häusern; "ich hab' ein 140 Jahre altes Haus, ich weiß, wovon ich rede", entgegnete Josef Ücker (CSU).

Bislang werden die Museumsräume mit einer elektrischen Zuheizung mit Heizlüfter gegen Frost und Feuchtigkeit geschützt. Eine Museumsheizung wäre deutlich schonender für das historische Bauwerk und die Exponate als dieses μModell, und auch die jährlichen Betriebskosten wären deutlich geringer, heißt es weiter in der Antragsbegründung der Heimatfreunde. Bereits in ihrem ersten Antrag an die Gemeinde vor drei Jahren hatten diese ihre Vorstellung von einer idealen Heizung genannt: Eine Museumsgasheizung mit Anschluss an den Schornstein im bisherigen Wirtschaftsteil.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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