Sauerlach:"Die Lage wird dramatisiert"

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Vize-Landrat Weidenbusch appelliert, Flüchtlinge aufzunehmen

Mit der Zahl der Asylbewerber steigt nicht selten die Zahl derjenigen, die den Hilfe suchenden Menschen Schmarotzertum und kriminelle Energien unterstellen. Bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend in Sauerlach ist der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) Vorbehalten dieser Art energisch entgegengetreten. In einer bemerkenswerten Rede stellte er die Hilfsbedürftigkeit der Flüchtlinge sowie deren Unbescholtenheit heraus und appellierte gleichzeitig an die Sauerlacher, die fremden Menschen in ihrer Mitte aufzunehmen.

Es sei eine falsche Darstellung, "dass Asyl mit Kriminalität einhergeht", sagte Weidenbusch. Es gebe zwar mitunter körperliche Auseinandersetzungen in Asylunterkünften, aber nicht in deren Umfeld. "Ich sage es klipp und klar: Da ist die Kriminalität geringer als in der Bevölkerung." Im Unterschied zu den Flüchtlingswellen in den Achtziger- und Neunzigerjahren, als wirtschaftliche Gründe maßgebend gewesen seien, handele es sich heute tatsächlich um Verfolgte. Ein großer Teil der Flüchtlinge seien Minderjährige, die von ihren Müttern oder Omas hierher geschickt würden, damit sie in Sicherheit lebten. Außerdem habe man damals mehr Menschen unterbringen müssen als heute. "Die Flüchtlingssituation im Landkreis wird arg dramatisiert", merkte Weidenbusch an und rief die Besucher der Bürgerversammlung dazu auf, sich der in Not geratenen Menschen anzunehmen. "Wenn Sie grillen, fragen Sie einen Asylbewerber, ob er mitmachen will. Laden Sie die Menschen zu Bürgerfesten ein. So funktioniert Integration in Bayern, insbesondere im Landkreis", sagte Weidenbusch und berichtete von Beispielen in Grasbrunn und Unterschleißheim, wo sich die einheimischen Fußballmannschaften des öfteren mit aus Flüchtlingen zusammengestellten Teams zu Trainingsspielen treffen.

Das Landratsamt München stellt sich nach den Worten des Vize-Landrats auf 2500 Flüchtlinge bis Ende des Jahres ein und zusätzlich auf zirka 500 Asylbewerber, die nach ihrer Anerkennung eine Bleibe brauchen. In diesem Sinne appellierte Bürgermeisterin Barbara Bogner an die Haus- und Wohnungsbesitzer in Sauerlach, diesen Menschen bezahlbaren Wohnraum anzubieten.

© SZ vom 07.05.2015 / mm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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