Sauerlach:Der Schlaf bleibt auf der Strecke

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Anwohner der Gleise wehren sich gegen zunehmenden Bahnverkehr durch Sauerlach

Von Michael Morosow, Sauerlach

Wenn zu nachtschlafender Zeit ein Schnellzug durch ein Wohngebiet rast, oder schwere Güterwaggons in der Kurve ächzen, dann ist für Anwohner an Schlaf nicht zu denken. Für viele Sauerlacher ist der nächtliche Schienenlärm schon längst zum Nachtmahr geworden. Eine Initiative hat bereits 300 Unterschriften gesammelt, um ihrer Forderung nach wirksamen Maßnahmen gegen diese Lärmentwicklung Nachdruck zu verleihen, und bei der Bürgerversammlung an diesem Dienstag (Beginn: 19.30 Uhr) in der Mehrzweckhalle wird Hans Grund sicherlich großen Beifall ernten für seinen Appell an Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV), den Gemeinderat und an alle Gemeindebürger: "Bitte unterstützen Sie diese Initiative, auch auf der Bürgerversammlung, damit Sauerlach nicht unter die Räder kommt!"

Der Unterstützung der Bürgermeisterin kann sich Grund schon jetzt sicher sein. "Ich lass' ihn auf mein Grundstück, damit er die Geschwindigkeiten der Züge messen kann, es ist wichtig, das zu dokumentieren", sagt Bogner. Sie sei selbst betroffen, so die Bürgermeisterin, aber zwischen ihrem Grundstück und den Bahngleisen liege wenigstens noch eine Wiese. Grund und seine Nachbarn hingegen wohnen unmittelbar an den Gleisen. "Die kriegen auch die Erschütterungen mit", weiß Barbara Bogner. Vor allem, wenn Güterzüge an ihren Grundstücken vorbeidonnern; inzwischen täglich 20 bis 30, wie Bogner sagt.

"Sie sind sehr laut, sie sind sehr schnell, und sie werden immer mehr", heißt es im Antrag Grunds, der die Lärmbelästigung anhand von Grafiken und Zahlen belegen kann. Wie die Bürgermeisterin empfindet auch er vor allem die Güterzüge, die derzeit durch Sauerlach donnern, als besonders laut und störend. Und die Zahl der täglich durchfahrenden Regionalzüge habe sich von 40 im Jahr 1996 auf heute 78 nahezu verdoppelt, klagt Hans Grund.

Noch gravierender ist dabei offenbar die zahlenmäßige Zunahme der in der Nacht durch Sauerlach fahrenden Regionalzüge: Bis 2000 sei zwischen 22 und 6 Uhr nur ein Regionalzug durchgefahren, heißt es in Grunds Antrag. Nun seien es nachts neun Züge, die mit 150 Stundenkilometern durchs Wohngebiet rasen. Die Nacht sei auf viereinhalb Stunden verkürzt und oft noch durch außerfahrplanmäßige Züge unterbrochen. Die Situation verschlechtere sich für die Anwohner von Jahr zu Jahr. Als ersten, wichtigen Schritt sieht Grund die Erstellung eines schalltechnischen Gutachtens durch unabhängige Sachverständige.

Grund für die drastische Zunahme der Zahl von Güterzügen, die nachts durch Sauerlach fahren, sind Bauarbeiten der DB Netz AG auf den Strecken München-Salzburg/Kufstein und Holzkirchen-Rosenheim, die noch bis zum 9. Mai andauern werden. Bis dahin wird über Sauerlach umgeleitet - und wird Hans Grund weiter gerädert sein, wenn frühmorgens der Wecker klingelt.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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