Sauerlach:Das ganz neue Rathaus

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Das alte Rathaus soll nach dem Brand saniert und über einen Steg mit dem aktuellen Verwaltungsgebäude verbunden werden, um die Raumnot der Mitarbeiter zu beenden

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Noch sieht das alte Rathaus im Sauerlacher Ortszentrum aus, als hätte der verstorbene Verpackungskünstler Christo der Gemeinde einen Besuch abgestattet. Mit einem massiven Gerüst ist das im Januar abgebrannte Gebäude umgeben, Planen verhüllen den Blick auf die abgefackelten Mauern, die dem Feuer zum Glück standgehalten haben. Und geht es nach dem Willen des Gemeinderates, soll das im Jahr 1876 als Schulhaus errichtete Gebäude wieder in neuem Glanz erstrahlen und wieder gänzlich als Rathaus dienen - verbunden über einen Steg mit dem direkt daneben befindlichen Neubau.

Doch nicht alle Gemeinderäte sind mit den Plänen für die Sanierung des alten Rathauses und die Zusammenführung mit dem neuen Rathaus glücklich und brachten dies in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend auch zum Ausdruck. Vor allem CSU-Mann Roman Richter kritisierte das verantwortliche Architekturbüro scharf. Dieses habe keine wirklichen Lösungen aufgezeigt, wie das alte Rathaus saniert werden könnte. Vielmehr hätten die Architekten diese Aufgabe den Gemeinderäten überlassen. "Der Gemeinderat hat die Aufgabe, über Varianten zu entscheiden. Aber Lösungen zu finden, ist die Aufgabe der Architekten", sagte Richter. Er hätte sich schon erwartet, dass die Planer "wenigstens mal zwei Stunden" das abgebrannte Gebäude besichtigt hätten, "um zu sehen was geht und was nicht". Außerdem kritisierte Richter den Zeitdruck bei der Sanierung, möglicherweise sei es sogar angezeigt, ein weiteres Architekturbüro mit den Planungen zu beauftragen.

Die Sanierung drängt, denn die Kosten für das Gerüst und die Verhüllung des ausgebrannten alten Rathauses werden nur vorübergehend von der Versicherung getragen. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister Barbara Bogner (UBV) widersprach der Darstellung, die Architekten hätten sich kein Bild vor Ort gemacht. Sechs oder sieben Mal seien diese im alten Rathaus gewesen, hätten alles inspiziert - gemeinsam mit den Vertretern der Versicherung. Und diese seien auch dafür verantwortlich, dass die Zeit bei dem Projekt derart brenne, so Bogner, da das Gerüst, das derzeit das Gebäude umgibt, im Unterhalt wahnsinnig teuer sei - und diese Kosten irgendwann nicht mehr von der Versicherung getragen und auf die Gemeinde umgelegt würden.

Einig waren sich die Gemeinderäte darin, dass die Räumlichkeiten im alten Rathaus, in dem vor dem Brand unter anderem die Musikschule und das Standesamt untergebracht waren, in Gänze der Rathausverwaltung zugeschlagen werden sollen, die unter enormem Platzmangel zu leiden hat. Das ist laut Bogner auch der zentrale Auftrag an die Architekten gewesen. "Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass es darum gehen muss, so viel Raum wie möglich für die Mitarbeiter zu schaffen."

Die Diskussion vor der Entscheidung drehte sich letztlich vor allem darum, ob neben einem Verbindungsgang zwischen altem und neuem Rathaus im ersten Stock zusätzlich auch das Foyer aufgestockt werden soll, um zwei zusätzliche Büros zu schaffen. Heidi Fröhlich (CSU) sprach sich ebenso wie FDP-Gemeinderätin Ursula Gresser klar dafür aus. "Die Verwaltung braucht die Räume und wir haben eine Lösung, die vom Brandschutz und vom Denkmalschutz her geht", sagte Gresser. Fröhlich sprach von einem "modernen Bau dazwischen", der seinen Zweck erfülle: "Räume kann man nie genug haben."

Letztlich stimmte der Gemeinderat bei acht Gegenstimmen dem Vorschlag der Verwaltung und der Sanierung sowie Erweiterung zu. Allerdings gab es auch Bedenken, was auf die Gemeinde über das beschlossene Projekt hinaus zukommen könnte. Denn in nicht allzu weiter Ferne steht eine Brandschutzsanierung des neuen Rathauses an, die unisono als finanzieller Kraftakt betrachtet wird. "Ich habe Sorgen, dass uns hier die Kosten aus dem Ruder laufen", sagte Michaela Haas (Grüne). Auch Waltraud Specker (SPD) sagte, sie habe Bauchschmerzen, da bisher nicht gesagt werden könne, wie hoch die Kosten beim Brandschutz liegen würden. Rathauschefin Bogner sagte, dies sei nur möglich, wenn die Gemeinde einen entsprechenden Bauantrag beim Landratsamt einreichen würde. Dies könne freilich getan werden mit der Vorgabe, diesen im Anschluss wieder zurückzuziehen.

Jetzt aber wird erst einmal das alte Rathaus ausgepackt und anschließend wieder in Form gebracht.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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