Rathausnachrichten:Haar auf allen Kanälen

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Die Gemeinde baut ihre Öffentlichkeitsarbeit aus: Zusätzlich zu den Angeboten des Rathauses im Internet und auf Facebook soll demnächst regelmäßig eine eigene Zeitung erscheinen. Die CSU hält das für Geldverschwendung

Von Bernhard Lohr, Haar

Wer sich in Haar über das örtliche Geschehen informieren will, hat einige Möglichkeiten. Es gibt natürlich die Tageszeitungen, aber auch die bekannten Anzeigenblätter in mehrfacher Ausführung. Dazu kommen die neuen elektronischen Medien, die in der stadtnahen Kommune mit ihren 20 000 Einwohnern von Anbietern intensiv bespielt und von Usern im Netz stark genutzt werden. Die Gemeinde selbst betreibt seit 2010 einen Facebook-Kanal, in dem eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus Nachrichten verkündet und auch Unterhaltsames unter die Leute zu bringen versteht. Eigentlich dürfte da den Haarern nichts entgehen. Und doch plant das Rathaus auch noch eine Gemeindezeitung - auf Papier.

Dieses noch im Werden begriffene Projekt im Rathaus ist bei der CSU bereits aufmerksam registriert worden. Deren Fraktionschef Dietrich Keymer sieht seit jeher kritisch, was für ein Engagement das SPD-geführte Rathaus bei der Öffentlichkeitsarbeit an den Tag legt. Schon in der Vergangenheit kritisierte er den Aufwand und kreidete den Mitarbeitern im Rathaus an, doch nur Stimmung im Sinne des Chefs im Rathaus zu machen. Nun protestierte er gegen die aus seiner Sicht mit, wie er sagte, "knapp 500 000 Euro" im kommenden Jahr viel zu hohen Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit und mokierte sich zudem darüber, dass die Verwaltung jetzt mit der Gemeindezeitung wieder auf das althergebrachte Papier setzt. "Die Gemeinde will einen signifikanten Beitrag leisten, die Altpapierpreise zu stützen", sagte er.

Im Rathaus verfolgt man natürlich ein ganz anderes Ziel und hält das Unterfangen, jetzt ein gedrucktes Blatt aufzulegen, sehr wohl für vernünftig. Ute Dechent, zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus, sagt, es sei trotz des großen Medienangebots schwierig, gerade die kleinen, hilfreichen, nützlichen Nachrichten aus dem Rathaus unter die Bevölkerung zu bringen. Auch wenn der Facebook-Kanal gut genutzt werde, gelinge es nicht unbedingt, die Menschen mit solchen Informationen zu erreichen. Deutlich gemerkt habe man das beim Ferienprogramm in diesem Sommer, das vor allem über das Internet beworben worden sei. "Es gibt viele Menschen, die auf das gedruckte Wort Wert legen."

Nach Dechents Auskunft soll die Gemeindezeitung, anders als es der Arbeitstitel suggeriert, keineswegs täglich oder auch nur wöchentlich erscheinen. Vielmehr sei an einen monatlichen Rhythmus gedacht. Auch sollten keine Vereinsnachrichten dort abgedruckt werden. Man wolle nicht Anzeigenblätter oder Zeitungen kopieren, sagt Dechent. "Wir gehen überhaupt nicht dahin, wo Verlage schon sind."

In der Gemeindezeitung würden außer Nachrichten aus dem Rathaus wichtige Termine verkündet und auch Beschlüsse des Gemeinderats kundgetan, sagt Dechent. Das solle alles in übersichtlichen Rubriken präsentiert werden. Dass erst vor einigen Monaten das Amt für Öffentlichkeitsarbeit mit mehr Personal versehen wurde, sieht Dechent als ein Zeichen der Zeit. Die Aufgaben würden mehr. Man müsse alle Medienkanäle bespielen.

Abgesehen davon hat sich das Aufgabenfeld auch ausgeweitet. Ute Dechent ist mittlerweile als Persönliche Referentin der Bürgermeisterin auch offiziell zur rechten Hand von Gabriele Müller aufgestiegen. Ihr obliegen viele organisatorische Aufgaben, gerade im Kulturbereich. Viele Kräfte binden im Rathaus jetzt die Vorbereitungen auf das Zamma-Festival im kommenden Jahr.

Das alle zwei Jahre stattfindende Kulturfestival des Bezirks Oberbayern findet eine Woche lang, von Samstag, 1. Juli, bis Samstag, 8. Juli, in der Gemeinde statt. Kern dieses Mitmach-Festivals ist, dass die Bürger der Ausrichter-Kommune selbst das Programm stemmen. Das anzuschieben, ist derzeit eine der Aufgaben von Ute Dechent und ihren Mitarbeitern.

Das erklärt nach Auskunft aus dem Rathaus auch mit den Etatposten von 485 000 Euro. Die Kosten für das Zamma-Festival seien dort inbegriffen, sagt Dechent. Die Gemeindezeitung soll monatlich zunächst den Bürgern per Post zugeschickt werden. Geplant ist, eine eigene Zustellung zu organisieren. Dies könnte eine der größten Herausforderungen werden, sagt Dechent. Auch darum muss sie sich derzeit kümmern.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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