Putzbrunn:Unterkunft auf Zeit

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Putzbrunner Bauausschuss billigt für drei Jahre Umwidmung einer Gewerbeimmobilie in ein Quartier für 50 Asylbewerber

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Vor drei Jahren hatte es noch mächtig Aufregung gegeben, als die Gemeinde Putzbrunn in Kooperation mit dem Landkreis eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber im Ortsteil Waldkolonie beschloss und letztlich auch gegen den Willen einer Bürgerinitiative realisierte. Dass man sich mittlerweile auch in der 6500-Einwohner-Kommune mit der aktuellen Situation in der Welt arrangiert hat, zeigte sich zuletzt im Bauausschuss des Gemeinderats: Ohne Getöse stimmten die Gemeinderäte für den Antrag, ein leer stehendes Bürogebäude auf dem Grundstück Wernher-von-Braun-Straße 10 zur Belegung für Flüchtlinge freizugeben.

Ein Investor hatte die Immobilie dem Landratsamt zur Miete angeboten und war dort damit auf reges Interesse gestoßen: Am 10. September statteten Kreisbeamte dem 1995 errichteten Gebäude einen Besuch ab - und konnten feststellen, dass das Haus in einem sehr guten Zustand ist. Ausreichend Parkplätze vor dem Gebäude stünden zur Verfügung, hieß es, allerdings seien noch einige baugenehmigungspflichtige Umbauten erforderlich. So mangelt es am Brandschutz, zudem müssen ausreichend Duschen und Toiletten nachgerüstet werden. Die Kosten dafür werden vom Landkreis übernommen und diesem letztlich durch den Freistaat erstattet. Für den Eigentümer, der bereits dreimal vergeblich eine Umwidmung des Gebäudes in Wohnnutzung beantragt hatte, wären die Investitionen kaum refinanzierbar, weil der Bauausschuss eine zeitliche Begrenzung der Unterbringung auf maximal drei Jahre beschlossen hat. Anschließend werde das Gebäude definitiv wieder zu einer Gewerbefläche zurückgestuft, das beschlossen die Kreisräte einstimmig.

Pro Etage stehen etwa 500 Quadratmeter zur Verfügung, macht bei drei Stockwerken 1500 Quadratmeter. Das Landratsamt äußerte die Hoffnung, in dem Gebäude etwa 150 Personen unterzubringen. Dabei allerdings machen die Bürgervertreter der Gemeinde Putzbrunn nicht mit. "Wir haben die dringende Bitte an den Landkreis, nicht mehr als 50 Flüchtlinge einzuquartieren", sagte Eduard Boger, Fraktionsvorsitzender der CSU im Gemeinderat mit Nachdruck. Ursprünglich hatten die Christsozialen sogar für eine Begrenzung auf 30 unterzubringende Asylbewerber plädiert.

Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) begrüßte die Einigung auf die Zahl 50 ebenso wie die von den Gemeinderäten geforderte zeitliche Begrenzung des Betriebs als Flüchtlingsheim auf maximal drei Jahre. "Mit dieser Einrichtung sind wir wieder zumindest aktuell über dem Soll, dann hätten wir nämlich rund 125 Asylbewerber bei uns in der Gemeinde", so der Rathauschef, der allerdings weiß, dass diese Zahl höchstwahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange ist: Bis Ende 2016 rechnet der Landkreis mit insgesamt 9000 Asylbewerbern. Laut dem Verteilungsschlüssel, wonach jede Gemeinde je nach Einwohnern anteilig an der Gesamtbevölkerung des Landkreises ein klares Kontingent an Flüchtlingen aufzunehmen hat, würde das für Putzbrunn 175 Personen bedeuten. Das wären dann weitere 50, die von der Gemeinde in kleineren Gruppen dezentral verteilt werden sollen.

Frühestens im Frühjahr 2016 werde die Unterkunft bezugsfertig sein, sagte Klostermeier auf der Bürgerversammlung vergangenen Donnerstag.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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