Putzbrunn:Sand statt Asphalt

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Gemeinderat korrigiert Bauausschuss in Sachen Radwegausbau

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Denkbar knapp hatte Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) in der Bauausschusssitzung im August sein Ansinnen durchgesetzt: Der nicht ausgebaute Abschnitt des Niedwegs zwischen dem Putzbrunner Waldfriedhof und der Ottostraße sollte, so der Wunsch des Rathauschefs, mit einer Asphaltdecke versehen werden. Das hätte den Vorteil, so Klostermeier, dass der Untergrund auch bei Nässe nicht schlammig werden würde und dadurch Radfahrer die Stelle passieren könnten, ohne schmutzig zu werden. Und das wiederum, so die Argumentation des Bürgermeisters, würde womöglich mehr Leute dazu bringen, sich aufs Rad zu schwingen, was wiederum dem Gesamtwohl diene, Stichwort CO₂-Reduktion.

Doch damit wusste er zwar vier der sieben Bauausschussmitglieder zu überzeugen, nicht jedoch eine ganze Reihe von Gemeinderäten der CSU, Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) und Freien Wähler Gemeinschaft (FWG), die eine Nachbehandlung des Tagesordnungspunktes im großen Gremium beantragten. Dies geschah in der jüngsten Sitzung und der Gemeinderat rückte von einer Asphaltierung ab. Stattdessen wird das Teilstück lediglich "ordentlich hergerichtet", wie es in dem von Josef Jakob (FWG) formulierten Antrag heißt, der angenommen wurde.

Im Laufe der umfangreichen Debatte wurde recht schnell klar, dass sich für Klostermeiers Plan im Plenum keine Mehrheit finden würde. "Ein Waldweg mit Pfützen, da hüpfen noch die Kröten. Mir gefällt der Weg so, wie er ist", sagte etwa FDP-Rat Willibald Hackl und monierte lediglich den schlechten Zustand des Untergrunds an einem Lagerplatz für Holzschnitt, der sich an diesem Teilabschnitt befindet. Ähnlich äußerte sich Alfons Meßner (CSU): "Ich bin gegen eine Teerung, alleine schon wegen des Artenschutzes", sagte er. Womöglich würde man dann noch auf die Idee kommen, auch Radwege nach Trudering oder Waldperlach zu versiegeln, so Meßner weiter. Sein Fraktionskollege Eduard Boger hatte sich sogar die Mühe gemacht, bei Spaziergängen mit dem Hund dort passierende Radfahrer zu befragen: "Nur einer wollte, dass asphaltiert wird, die anderen sagten alle, dass es genügen würde, die Pfützen wegzumachen."

Die Grüne Sybille Martinschledde sprach sich für eine Teerstrecke aus, schließlich seien auch die großen Unternehmen in Putzbrunn mittlerweile emsig dabei, ihren Mitarbeitern das Radfahren schmackhaft zu machen. "Aber die wollen den Niedweg natürlich ganzjährig nutzen." Der Artenschutz spielt für Martinschledde in diesem Bereich keine Rolle: "Da fährt doch zweimal im Jahr der Harvester durch. Wir müssen jetzt handeln und so viele Autofahrer wie möglich aufs Fahrrad bringen."

Es zeichnete sich eine Mehrheit für eine wassergebundene Sanddecke ab, die als oberste Schicht auf dem Radweg eine stabile Oberfläche garantieren sollte. Doch wie bei einer Asphaltstrecke würde die Gemeinde auch bei einer solchen Lösung Ausgleichsflächen schaffen müssen. Es gäbe jedoch keinerlei staatliche Förderung, während die Teerung mit bis zu 60 Prozent der Baukosten bezuschusst werden würde.

Und genau diese Punkte ließen die Stimmung im Gremium dann endgültig in Richtung einer äußerst einfachen Lösung kippen: "Wir schütten einfach Sand auf, bessern damit die Pfützen aus. Das kostet uns keine 10 000 Euro", sagte Josef Jakob. Die Errichtung eines Asphaltbelags hatte die Verwaltung inklusive aller Nebenkosten mit 229 000 Euro brutto kalkuliert. "Wenn wir den Weg nur ausbessern, sparen wir uns auch das Geld für die Ausgleichsflächen. Für mich das Killer-Kriterium", ergänzte CSU-Mann Boger.

In den Abstimmungen über die drei Varianten wurde der Vorschlag des Bürgermeisters, die Teilstrecke zu teeren, mit sieben zu zwölf Stimmen abgelehnt. 14 der 19 anwesenden Gemeinderäte sprachen sich gegen eine wassergebundene Sanddecke aus. Die improvisierte Instandsetzung wurde schließlich mit 19 zu null Stimmen abgesegnet.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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