Putzbrunn:"Jedes Mal sind wir enteignet worden"

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Josef Jakob junior ist Gemeinderat der Freien Wählergemeinschaft. (Foto: Claus Schunk)

Die Landwirtsfamilie Jakob will nicht als Verhinderer der Putzbrunner Umfahrung gelten

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Zuletzt feierten sie in Putzbrunn alle gemeinsam. Das Dorffest stand auf dem Programm, eine zweitägige Party mitten im Ort, mit Kulturprogramm, Attraktionen und vor allem viel Geselligkeit. Einer der Hauptinitiatoren des Festes war Josef Jakob junior, Landwirt und Gemeinderat der Freien Wählergemeinschaft. Wochenlang hatte er sich tatkräftig an allen Vorbereitungen beteiligt, seine Nutzfahrzeuge für Transporte zur Verfügung gestellt und sich persönlich um die Verpflichtung einer Musikkapelle gekümmert. Jakob erwähnt das nebenbei: Wenn man nachfragt, sagt er schnell, dass das gar nicht wichtig ist. Und doch spürt man, dass der 43-Jährige das Gefühl hat, etwas richtigstellen zu müssen.

Und dann bricht es aus ihm heraus: "Ich finde es einfach ungerecht, dass ich jetzt der Buhmann bin und man mir die Hauptschuld gibt, dass die Ortsumfahrung nicht gebaut werden kann." Josef Jakob möchte auf seinem eigenen Grund eine Maschinenhalle errichten; dummerweise genau an einer Stelle, auf welcher der fehlende Teil der Umgehung hätte verlaufen sollen - wenn es nach dem Willen von Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) gegangen wäre. Doch Jakob war von Anfang an nicht bereit, Teile seines Grundbesitzes zu verkaufen, um dort eine Schnellstraße zu dulden. "Ich möchte einfach nicht, dass unsere Landwirtschaft zum wiederholten Male von einer Straße durchschnitten wird. Und ich möchte die Halle eben auch nicht mitten auf einen Acker stellen, sondern an den Rand, an die Autobahnböschung. Stichwort: Zersiedelung." Schon mehrmals sei seine Familie in der Putzbrunner Historie nicht gut weggekommen, wenn sich in Sachen Verkehr oder Infrastruktur im Süden von Putzbrunn Ort etwas veränderte. Vater Josef Jakob senior springt seinem Sohn zur Seite, zählt den Autobahnring A 99 auf, der 1973 gebaut wurde. Und das Bürgerhaus im Jahre 1978. "Jedes Mal sind wir enteignet worden", sagt der Vater.

Diesmal spiele man eben nicht mit und wähnt sich rechtlich sowieso auf sicherem Terrain: Seit Landratsamt, Amt für Landwirtschaft und Straßenbauamt grünes Licht für Jakobs Maschinenhalle gegeben haben, sieht auch die Mehrheit im Gemeinderat keinen Grund mehr, gegen das Vorhaben Jakobs zu sein. Und überhaupt sei er ja nicht der einzige Grundbesitzer, der seine Bereitschaft zum Grundverkauf verweigere, sagt der Junior: Das gelte auch für Willibald Hackl, den FDP-Gemeinderat. Und der habe das auch im Gremium schon mehrmals öffentlich kundgetan.

Ganz abgesehen davon habe es noch kein einziges konkretes Gespräch, geschweige denn Verhandlungen mit der Gemeinde über einen möglichen Verkauf gegeben, betont Jakob: "Vor ein paar Jahren hat Herr Klostermeier mal lose angefragt und ich wollte wissen, wie die konkreten Pläne aussehen würden. Da hat er gesagt, dass er das auch nicht wisse", so Jakob. Dass ihm die Verkehrssituation in Putzbrunn nicht egal ist, betont der Landwirt immer wieder. Deshalb habe er sich auch gemeinsam mit Walter Hois, dem Bürgermeisterkandidaten der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) in das Lenkungsgremium des interkommunalen Verkehrskonzeptes wählen lassen. Dort ging zuletzt nicht viel vorwärts, was aus Putzbrunner Sicht vor allem mit dem Dorffest zu tun gehabt habe. Da dieses jetzt vorbei ist, will sich Jakob voll auf die neue Aufgabe stürzen und mit den Delegierten der Nachbarkommunen Hohenbrunn, Grasbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn nach Lösungen für die immer größere Belastung durch Kraftfahrzeuge zu suchen.

Eines müsse nach dem nun besiegelten Ende der sogenannten Trasse A Priorität haben: "Die Umfahrung darf nicht wie diese Variante innerhalb des Autobahnrings liegen, das ist einfach nicht sinnvoll", sagt Jakob. Er präsentiert zwei Gegenentwürfe, die er im interkommunalen Gremium diskutieren möchte: Einerseits eine Westumfahrung und andererseits die Verlegung der Autobahnanschlussstelle Hohenbrunn/Putzbrunn. Beide Ideen sind nicht neu und seit Jahren heftig umstritten. "Eine Westumfahrung würde die Eigenständigkeit der Ortsteile Putzbrunn Ort und Waldkolonie betonen, einen Bruchteil jeder anderen Lösung kosten und im Boden versenkt einen aktiven Lärmschutz mit sich bringen", so Jakob. Proteste erwartet er aber von Anwohnern der Ottobrunner Straße, "denn dort würde der Verkehr definitiv mehr werden".

Doch die einfachere Lösung sei aus seiner Sicht die Verlegung der A- 99-Ausfahrt nach Nordosten auf Höhe des Grasbrunner Kreisels. "Damit wären alle Probleme auf einen Streich gelöst", sagt Jakob und erinnert daran, dass man 2005 schon einmal kurz davor war, dieses Projekt zu realisieren. Während des Bürgermeisterwahlkampfes 2006 war CSU-Kandidat Florian Hahn damals jedoch nach Gesprächen mit der obersten Baubehörde von diesem Plan abgerückt - SPD, GPP und Grüne hatten sich damals ohnehin gegen eine solche Verlegung ausgesprochen. Jakob will das Thema wieder aufgreifen, in der Hoffnung, dass durch das interkommunale Verkehrskonzept diese Variante nochmals diskutiert wird.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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