Putzbrunn:Geld oder Umbau

Lesezeit: 2 min

Die Schützen verweisen darauf, dass sie die Gemeinde repräsentieren, wenn sie Salut schießen. (Foto: Claus Schunk)

Putzbrunner Schützen wollen Einschränkungen im Schießstand nicht mehr hinnehmen

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Die Geschichte ist schon ein paar Jahre alt, doch langsam neigt sich die Geduld der Betroffenen ihrem Ende entgegen: Die Schützengesellschaft Wendlstoana Putzbrunn bangt bereits seit 2005 um ihren Scharfschießstand am Florianseck. Damals hatte das Landratsamt die Auflage erteilt, die Lüftungsanlage der Trainingsstätte an die geltenden Bestimmungen anzupassen. Da sich der Schießstand in einem Zivilschutzbunker befindet, durften jedoch vorerst keine baulichen Veränderung vorgenommen werden. Seit 2009 wird deshalb mit schadstoffreduzierter Munition geschossen, die erheblich teurer ist als die herkömmlichen Patronen. Erst seit 2012 sind nun auch Baumaßnahmen an dem Gebäude möglich, damals ist die 25-jährige Frist abgelaufen, in der Schutzräume nicht in andere Gebäude umgewandelt werden dürfen.

Doch seit damals ist nicht viel passiert, auf eine Entwidmung des Bunkers warten die Schützen bislang vergeblich. Weshalb Eduard Boger, Vorsitzender der CSU-Gemeinderatsfraktion und designiertes Vorstandsmitglied der Wendlstoana, als "Referent Scharfe Waffen" nun Alarm schlägt, weil die Kosten für die "Nontox"-Munition den Klub langsam an die finanzielle Belastungsgrenze bringen. In den ersten beiden Jahren hatte der Verein noch einen Zuschuss von der Gemeinde in Höhe von 1500 Euro pro Jahr erhalten, doch seit 2012 beantragten die Wendlstoana den Betrag nicht mehr. Weil sie zeitnah mit einer Sanierung rechneten, die bislang noch immer nicht stattgefunden hat. Nun fordern die Schützen einen Zuschuss für die Munition in Höhe von 2500 Euro jährlich, rückwirkend seit 2014, zudem 1500 für das Jahr 2013: "Wir stecken in der Zwickmühle, wir müssen endlich die baulich notwendigen Maßnahmen anpacken, aber das können wir erst, wenn die Entwidmung da ist", sagt Boger, der an die Tradition des Vereins erinnert: "Wir sind über 125 Jahre alt, damit der älteste Verein der Gemeinde. Wir repräsentieren Putzbrunn auch über die Ortsgrenzen hinaus, etwa wenn wir zu einem Ehrensalut eingeladen werden."

Auch deshalb hofft der CSU-Bürgermeisterkandidat von 2012 auf Solidarität durch die Gemeinde, schließlich hätte eine mögliche Schließung der Anlage laut einem offiziellen Schreiben der Klubspitze an Bürgermeister und Gemeinderäte aus diesem Frühjahr "verheerende Auswirkungen" auf den Verein. "Durch den fehlenden Schießbetrieb könnten unsere Leistungsschützen, die in den letzten zwei Jahren extrem erfolgreich waren, nicht mehr auf weiterführende Wettkämpfe gemeldet werden", heißt es in dem Brief. Zudem seien "rechtliche Konsequenzen für den Verein in Bezug auf die angemeldeten Vereinswaffen" zu erwarten.

Obwohl CSU-Mann Boger bei seinen Ratskollegen von Grünen und SPD "politische Vorbehalte gegen das Schießen mit scharfer Munition" ausgemacht haben will, stellt Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) klar, dass es an der Gemeinde nicht liegt: "Wir drängen schon seit drei, vier Jahren auf eine Entwidmung, doch so lange uns vom Bundesinnenministerium, das für den Zivilschutz zuständig ist, nichts Schriftliches vorliegt, können wir nichts tun", sagt der Rathauschef.

Von Seiten des Gemeinderates steht einer Sanierung nichts im Wege. "Wir haben die Mittel bereits zur Verfügung gestellt", sagt Klostermeier. Ursprünglich hatte es sich dabei um 260 000 Euro gehandelt, die angesichts der schwierigen Haushaltssituation Anfang des Jahres auf Antrag von Schützenvereinsmitglied Boger auf 160 000 Euro zurückgefahren wurden. In zwei aktuellen Gutachten wurde nun festgestellt, dass eine Sanierung günstiger werden dürfte als ursprünglich kalkuliert. "Und dann muss man sehen, was die Schützen selbst in der Lage sind zu tragen, was die Gemeinde zahlt und was zuschussfähig ist, wir werden uns da an den Bayerischen Landes-Sportverband wenden", so Klostermeier.

Bleibt die Frage, was passiert, wenn eine Entwidmung des Bunkers ausbleibt, etwa weil man in der Berlin der Meinung ist, dass die sicherheitspolitische Lage zu prekär ist, als dass Schutzräume abgebaut werden könnten. "Dann müssen wir die Entlüftung anderweitig bewerkstelligen", sagt Klostermeier. "Aber das wird viel aufwendiger, man darf bei solchen Räumen so gut wie gar nicht in die Anlage eingreifen, sonst ist die Schutzfunktion nicht mehr gewährleistet."

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: