Putzbrunn:Asyl hat Vorrang

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Dem Haus in der Waldkolonie soll bald ein weiteres Putzbrunner Quartier für mehrere Flüchtlinge folgen. (Foto: Claus Schunk)

Putzbrunn muss sozialen Wohnungsbau zurückstellen

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Die Putzbrunner Gemeinderäte stecken in einem Dilemma: Sie müssen laut Landratsamt bis Ende des Jahres insgesamt 175 Flüchtlinge im Ort unterbringen, sollte sich die aktuelle Prognose bewahrheiten, wonach bis dahin insgesamt 9000 Schutzsuchende in den Landkreis kommen. 86 Asylbewerber leben bereits in Putzbrunn, knapp 90 Plätze müssen also noch geschaffen werden. Der Plan eines Investors, eine leer stehende Gewerbeimmobilie in der Wernher-von-Braun-Straße umzufunktionieren, ist jedoch gescheitert: Die Lokalpolitiker hatten beschlossen, die Unterkunft für maximal 50 Flüchtlinge und zeitlich auf drei Jahre begrenzt zuzulassen. Der Unternehmer winkte jedoch ebenso wie das Landratsamt ab: In dieser Form sei der Betrieb einer Asylbewerberunterkunft wirtschaftlich nicht darstellbar. Bürgermeister Edwin Klostermeier ließ zuletzt den Bauausschuss noch einmal darüber abstimmen, ob man an dem Beschluss eventuell noch etwas ändern solle. Das Ergebnis: Alle sieben Räte votierten dagegen, damit ist das Vorhaben endgültig vom Tisch. Außer, das Landratsamt "überstimmt" die Putzbrunner: "Es ist so, dass der Landkreis hier selbst eine Asylbewerberunterkunft zuweisen kann", so Klostermeier. Ein solches Eingreifen wird um so wahrscheinlicher, je länger es dauert, bis Putzbrunn eine Alternative vorweisen kann. Und dazu mussten sich die Mitglieder des Bauausschusses erst einmal darüber klar werden, welche Prioritäten sie setzen wollen: Ursprünglich hatten die Putzbrunner nämlich favorisiert, Asylbewerber in Gebäuden unterzubringen, die später zu Sozialwohnungen werden könnten, etwa für anerkannte Flüchtlinge oder Geringverdiener. Allerdings gibt es auf Gemeindegebiet keine Objekte, mit denen sich ein solcher Plan zeitnah realisieren ließe. Deshalb entschieden sich die Räte nun, die beiden Vorhaben voneinander zu trennen. Also zunächst Asylbewerberunterkünfte zu generieren, die dann eben auch auf Gewerbegebieten entstehen könnten; und erst in einem zweiten Schritt den sozialen Wohnungsbau anzuleiern.

Konkret wird es wohl bei der Unterbringung der Flüchtlinge auf eines von insgesamt drei Objekten in der Hermann-Oberth-Straße im Gewerbegebiet Ost hinauslaufen. Zwei dieser Grundstücke sind sogar in Gemeindebesitz, ein drittes wurde dem Landratsamt von einem privaten Investor angeboten. Zudem habe die Unternehmensgruppe Max Aicher aus Freilassing der Kommune offeriert, Unterkünfte auf einem der gemeindeeigenen Grundstücke zu errichten und zu betreiben. "Sie würden die Gebäude dann nach drei Jahren wieder abbauen und anderswo aufstellen", sagte Bürgermeister Klostermeier im Bauausschuss. Die Putzbrunner haben nun also mehrere Möglichkeiten. Da nicht nur der Rathauschef der Meinung ist, dass rasches Handeln geboten ist, um dem Landratsamt nicht das Heft des Handelns zu überlassen, wird vermutlich diejenige Variante gewählt, die am schnellsten realisierbar ist.

Ziel sei es laut Klostermeier, in der Hermann-Oberth-Straße bis zu 60 Plätze für Schutzsuchende zu schaffen. Zudem werde schon bald ein weiteres Gebäude mit etwa zehn Plätzen frei. "Damit nähern wir uns bereits unserer Belegungsquote", so der Bürgermeister.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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