Pullach:Warten auf den Startschuss

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Bürgerinitiative mahnt den zugesagten Umbau der Schießanlage Unterdill im Forstenrieder Park an

Von Jürgen Wolfram, Pullach/München

Es ist fast zwei Jahre her, dass das Landratsamt einen Erweiterungsumbau der Schießanlage Unterdill nordwestlich von Pullach im Forstenrieder Park genehmigt hat. Vorangegangen war der Abschluss eines neuen langfristigen Pachtvertrags zwischen den Bayerischen Staatsforsten und dem Jagd- und Sportschützenverein Hubertus. In das Regelwerk eingeflossen sind Zugeständnisse an die lärmgeplagten Anwohner und deren Initiative "Forstenrieder Park ohne Schießanlage", wie etwa die strikte Begrenzung der Schießzeiten. Es sah deshalb ganz so aus, als wäre der jahrzehntelange Konflikt um die Schießstätte beigelegt. Ein Irrtum.

Bei einem Pressegespräch erhob der Vorstand der Bürgerinitiative (BI) gegen die zuständigen Behörden jetzt den Vorwurf der Untätigkeit. Denn mit dem Umbau der Schießanlage sei bis heute nicht begonnen worden. Alles, was der BI an "Kompromissen" versprochen worden sei, habe man bis heute "nicht umgesetzt". Vor allem der zugesicherte Lärmgrenzwert von 50 Dezibel sei noch immer nicht erreicht. Wenigstens mit dem Bau von Schallschutzmuscheln an den Schießständen hätte man längst anfangen können, findet das Forstenrieder Bürgerbündnis.

"Es ist nach wie vor so, dass sie sich an den Schießtagen nicht im eigenen Garten aufhalten oder Besuch empfangen können", schildert der stellvertretende BI-Vorsitzende Wolfgang Rieger die Misere. Die Bürgerinitiative, nach eigenen Angaben 350 Mitglieder stark, kämpft seit zehn Jahren für ihre Anliegen. Sie kann 13 000 Unterschriften von Unterstützern vorweisen. Wenn der Vorsitzende Roman Bauer und viele seiner Nachbarn nun neuerlich Alarm schlagen, so hat das auch mit Befürchtungen zu tun, eine mitgeplante Schießhalle könnte "Dimensionen wie ein Supermarkt" annehmen und letztlich kommerziellen Zwecken dienen. Eine weitere Forderung der BI bezieht sich auf den Bleischrot, der von den Schießübungen und -wettbewerben übrig bleibt. Die Rede ist von 7,5 Tonnen pro Jahr. Statt die Rückstände liegen zu lassen und die Gefahr einer Bodenkontamination in Kauf zu nehmen, sollten Fangnetze oder andere Vorrichtungen angebracht werden, die helfen, das Blei zu sammeln und geordnet zu entsorgen.

Das Landratsamt weist den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Unter Hinweis auf Angaben des Vereins Hubertus nennt es andere Gründe für die Verzögerungen beim Umbau der Schießanlage. So sei deren finanzielle Förderung durch die Stadt München wegen einer andauernden Überarbeitung der Förderrichtlinien noch nicht bewilligt worden, weshalb keine Zustimmung zum Baubeginn vorliege. Wegen des Aufschubs des Umbaus habe das Landratsamt jedoch im April mit dem Verein Hubertus gesprochen, um eine Reduzierung des Schießlärms zu erreichen. Dabei habe sich der Verein "freiwillig bereit erklärt", auf dem offenen Kugelstand nur noch mit Schalldämpfern zu schießen. In "begründeten Ausnahmefällen" werde pro Schießtag eine Schusszahl von 132 eingehalten. Für die Wurfscheibenanlage (Trapanlage) sei die Schießzeit um eine Stunde verkürzt worden. Weitere Schritte zur Eindämmung des Schießlärms würden vom Landratsamt geprüft. Bei der von den Forstenriedern beargwöhnten "Schießhalle" handle es sich in Wahrheit um einen vollständig geschlossenen, schallgedämmten Schießstand. Dieser werde nicht zusätzlich errichtet, sondern ersetze einen vorhandenen Stand, der nicht den aktuellen Anforderungen entspreche.

Was die Bleireste angeht, verweist das Landratsamt auf Regelungen zum Boden- und Grundwasserschutz, die man mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt habe. Danach soll insbesondere ein Monitoring-Programm eingerichtet werden, das regelmäßige Beprobungen und Untersuchungen des Bodens, eine Gefährdungsabschätzung sowie Maßnahmen zur Gefahrenabwehr vorsieht. Zudem müssten belastete Bereiche im Zuge des Umbaus der Anlage ausgehoben und fachgerecht entsorgt werden.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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