Pullach:Virtuos bis zum Ende

Lesezeit: 3 min

Die Brüder Julian (rechts) und Roman Wasserfuhr sind Träger des German Jazz Awards in Gold. Sie spielen am 7. Dezember im Bürgerhaus. (Foto: Claus Schunk)

In Pullach gastieren in der neuen Spielzeit Hochkaräter aus Bühnenkunst, Jazz und Klassik

Von Udo Watter, Pullach

Mit dem Tod verhält es sich anders als mit dem Rauchen Aufhören. Letzteres ist laut Mark Twain kinderleicht, er selber habe es hundertmal geschafft. Sterben freilich ist nicht wiederholbar, ein einzigartiges Phänomen, auf das man sich nicht durch subjektive Erfahrung vorbereiten kann. "Ich weiß auch nicht, es ist ja das erste Mal", heißt es in dem Stück "Der gute Tod" des Niederländers Wannie de Wijn, welches das Metropoltheater in der neuen Pullacher Kultursaison zeigt. Es geht darin um den krebskranken Bernhard, der sterben will, selbstbestimmt und mit Hilfe eines Arztes. Am Vorabend seines Freitodes tauchen unerwartet Angehörige auf. Es geht dann weniger um das Recht auf Sterbehilfe - in den Niederlanden ist sie seit 2001 gesetzlich erlaubt - als vielmehr um die Art und Weise, wie die Zurückbleibenden mit diesen letzten Stunden umgehen. Angesichts des nahenden Exitus verlieren sich die kleinlichen Konflikte und Essenzielles bricht sich Bahn. Es ist ein leises, bewegendes Stück mit großem Thema, das Metropoltheater-Chef Jochen Schölch inszeniert. "Ein schwieriges Thema, ein ausgezeichnetes Ensemble", urteilt die Pullacher Kulturamtsleiterin Hannah Stegmayer. Die anderen drei Schauspiele, die in der Sparte Theater 2017/18 im Bürgerhaus zu sehen sind - der Abo-Verkauf dort läuft vor der Sommerpause noch bis 28. Juli, zudem online - gehören alle zu den Klassikern: Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" - eine Produktion der Berliner Shakespeare Company, Schillers "Räuber", inszeniert vom Neuen Globe Theater und Kleists "Das Käthchen von Heilbronn", welches das Landestheater Schwaben zeigt. Verstaubte Inszenierungen sind freilich nicht zu erwarten. "Die Stücke haben alle Relevanz", erklärt Stegmayer.

Hochkarätig besetzt ist auch wieder die Klassik-Reihe. Das anspruchsvolle Pullacher Publikum darf sich auf zwei besondere Pianisten freuen: zum einen den Finnen Olli Mustonen, der als Komponist, Dirigent und Pianist eine Ausnahmeerscheinung darstellt. "Er ist ein Künstler mit großer Eigenständigkeit", sagt Stegmayer. Genau so schätzt sie den gebürtigen Niederbayern Gerhard Oppitz, der 1977 als erster Deutscher den Arthur-Rubinstein-Klavierwettbewerb in Tel Aviv gewonnen hat und lange Dozent an der Münchner Musikhochschule war. Er gilt als arrivierter Brahms-Interpret, hat sich in seiner langen Karriere aber auch immer wieder auf vollständige Werkzyklen konzentriert, wie die Sonaten Beethovens oder Schuberts. Zudem wird der hoch virtuose Geiger Kristóf Baráti (im Duo mit dem Pianisten Gábor Farkas) im Bürgerhaus gastieren sowie das Daedalus Quartett, das zu den herausragenden Kammerensembles der USA zählt und sich mit Interpretationen zeitgenössischer Werke einen Namen gemacht hat. In der Sparte Kabarett werden vertraute und weniger vertraute Gesichter zu sehen sein: Neben der als "Kanzlersouffleuse" zu Ruhm gekommenen Simone Solga ist auch der vielfach prämierte Musikkabarettist Martin Zingsheim mit "Kopfkino" ein häufiger Gast auf den Kleinkunstbühnen im Raum München. Uwe Kleibrink alias Kurt Knabenschuh, wie sein Künstlername lautet, ist in Bayern hingegen noch keine Berühmtheit: In seinem Programm lässt er das Publikum an präzisen Alltagsbeobachtungen teilhaben, die er mit spitzer Zunge präsentiert. Reiner Kröhnert ist politischer Kabarettist und Parodist.

Das Jazz-Programm, das in Pullach inzwischen unter anderem von einem kleinen, feinen Stammpublikum genutzt wird, kann sich auch wieder hören lassen. So kommt die renommierte Jazz-Sängerin Lisa Wahlandt mit ihrer neuen Formation, zu der die Pianistin Andrea Hermenau und Christiane Öttl (Bass) gehören. Als Trio Die Drei Damen kombinieren sie in ihrem Programm "Träum weiter" Jazz, Ethno, Bossa Nova und Pop. Eine ungewöhnliche Duo-Kombination (Drums/Klavier)stellen Chris Gall und Bernhard Schimpelsberger dar. Sie dialogisieren auf hohem rhythmischen Niveau: Jazz, Weltmusik, indische Klänge, Minimal Music. Die Brüder Julian (Trompete) und Roman Wasserfuhr (Klavier) gehören hierzulande zu den populärsten Jazz-Virtuosen und haben 2013 den German Jazz Award in Gold erhalten. "Ein Weltklasse-Duo" urteilt Stegmayer. Ihr neues Album heißt "Landed in Brooklyn". Das israelische Trio Shalosh sucht neue Klangwelten zu entdecken: zwischen Rock, Klassik, Elektronik, untermalt mit afrikanischen und nahöstlichen Einflüssen.

Daneben gibt es wieder Sonderveranstaltungen wie das Weihnachtskonzert mit dem Tölzer Knabenchor oder das Neujahrskonzert mit der Ungarischen Kammerphilharmonie. Zudem werden natürlich auch wieder ein Kinderprogramm angeboten und diverse andere Veranstaltungen mit Pullacher Protagonisten.

Der Abo-Verkauf findet noch bis 28. Juli und dann von 12. bis 22. September im Bürgerhaus Pullach oder online über www.buergerhaus-pullach.de respektive www.reservix.de statt. Es gibt die Abo-Reihen Theater/Musiktheater (vier Vorstellungen), Klassik (vier Konzerte), Kabarett (vier Abende) und Jazz & More (vier Konzerte) sowie das Jugend-Abo (drei frei wählbare Veranstaltungen) für 30 Euro.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: