Pullach:Vier Stockwerke müssen reichen

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Das geplante Wohnhaus an der Hans-Keis-Straße soll nicht so hoch werden wie das benachbarte Altenheim am Wiesenweg (im Hintergrund). (Foto: Angelika Bardehle)

Der Paritätische Wohlfahrtsverband darf an der Hans-Keis-Straße weniger Wohnungen für Pflegekräfte bauen als zunächst beschlossen

Von Michael Morosow, Pullach

Ansprechende Optik, soziale Ausrichtung, von allen gewünscht - aber nicht in dieser Höhe. Der geplante Neubau eines fünfstöckigen Mehrfamilienhauses mit Sozialstation, Tagespflege, Tiefgarage und 17 Wohnungen an der Hans-Keis-Straße 37 muss wohl um ein Stockwerk niedriger ausfallen als vom Paritätischen Wohlfahrtsverband geplant.

Hatte der Bauausschuss im März noch mit fünf zu vier Stimmen einem Antrag des Bauwerbers auf einen Vorbescheid zugestimmt, korrigierte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung jetzt diesen Beschluss mit einer noch knapperen Entscheidung, einem Patt von neun zu neun Stimmen. Damit entsprach er einem Nachprüfungsantrag, den die CSU-Fraktion am Tag nach der Bauausschusssitzung eingereicht hatte. Ihr Argument, das die Fraktion "Wir in Pullach" (WIP) und Michael Reich von der FDP teilten: Mit einer Höhe von 15,4 Meter füge sich der Baukörper nicht in seine Umgebung ein. "Wir wollen kein zweites Unterhaching", begründete Reinhard Vennekold die Haltung der WIP-Fraktion.

Christoph W. Schellmann, Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe, reagierte prompt auf die Bedenken des halben Gemeinderats und zog noch in der Sitzung die Bauvoranfrage zurück. Er biete Gespräche zur gemeinsamen Lösungsfindung an, er wolle etwas für und nicht gegen die Gemeinde tun, sagte Schellmann, der sich in der Sitzung überrascht über die kontroverse Diskussion im Gremium zeigte. Sein Unternehmen plant im Auftrag des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der auch das Altenheim am Wiesenweg in Pullach betreibt und neben diesem nun ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage hinstellen will. Das Grundstück hat die Gemeinde dem Wohlfahrtsverband in Erbpacht überlassen.

Im Erdgeschoss sollen eine Tagespflege und eine Sozialstation untergebracht werden, in den Stockwerken eins bis drei sowie im Dachgeschoss sollen 17 barrierefreie Wohnungen Platz finden, davon elf Zwei-Zimmer-Wohnungen, zwei Vier-Zimmer-Wohnungen und vier Fünf-Zimmer-Wohnungen. Dabei handelt es sich nicht um Sozialwohnungen, wie Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) erklärte, sondern um "erschwinglichen Wohnraum, der für Pflegekräfte gedacht sei und auch für Mitarbeiter des benachbarten Altenheimes.

Zur Debatte stand nunmehr, ob Höhe und Masse des Gebäudes sich in verträglicher Weise in das Ortsbild einfügen, so wie es Paragraf 34 Baugesetzbuch vorschreibt, denn ein Bebauungsplan für diese Gebiet existiert nicht.

"Wir sind für Wohnbau, gerade für Bedienstete, die sich teure Miete nicht leisten können, und wir sind auch für die Tagespflege, aber man muss sich nicht immer am Höchsten orientieren und alles bis zum Äußersten ausreizen", sagte Cornelia Zechmeister (WIP) nach der Sitzung. Das Höchste ist in diesem Bereich das benachbarte Altenheim, an dessen Höhe das neue Gebäude eben nicht heranreichen soll. Würde man nun einen Präzedenzfall schaffen, dann befürchte sie, dass sich bald ähnlich hohe Bauten bis in die Ortsmitte ziehen könnten. Das Gebäude sei einfach zu hoch gegenüber der nördlichen Bebauung und würde die Nachbargebäude verschatten, sagte Zechmeister.

Renate Grasse von den Grünen erinnerte daran, dass das Thema ausführlich vorbesprochen worden sei und alle Fraktionen die Pläne zuerst für gut befunden hätten. Dass das Gebäude nun um ein Stockwerk gekürzt werden soll, bedauerten sie und ihre Fraktion sehr, sagte Grasse nach der Sitzung.

© SZ vom 28.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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