Pullach:Teurer Friedhof

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Die Pullacher müssen für die Neugestaltung mit Gesamtkosten von 5,6 Millionen Euro rechnen, von vier Millionen waren sie ausgegangen. Im Gemeinderat gibt es Kritik an der Steigerung, die auch durch Sonderwünsche bedingt ist

Von Iris Hilberth, Pullach

Am Pullacher Friedhof wird gebaut. So werden unter anderem auch Urnenwände erstellt. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Pullach muss für Umbau und Neugestaltung ihres Friedhofs noch einmal ordentlich was drauflegen. War man bei den ersten Kostenschätzungen vor drei Jahren noch von etwa vier Millionen Euro für die Aussegnungshalle und das Friedhofsgebäude ausgegangen, so rechnet der Architekt Stefan Holzfurtner inzwischen mit Gesamtkosten von etwa 5,6 Millionen. Diese Zahl nannte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Grund für die enorme Steigerung sollen zum einen diverse zusätzliche Wünsche des Gemeinderats sein, die nach und nach dazugekommen sind. Auch spielt die Baupreisindexsteigerung zwischen November 2015 und März 2018 von 6,9 Prozent eine Rolle, die allein 300 000 ausmachen soll. Die exakten Kosten konnte der Architekt noch nicht beziffern. Und so stimmte der Gemeinderat den Plänen auch nur "vorbehaltlich der Kostenüberprüfung" mehrheitlich zu.

Allein die Gebäude neu- und umzubauen - was nach Berechnungen im November 2015 etwa 4,9 Millionen gekostet hätte - erschien den Pullacher Kommunalpolitikern schnell nicht mehr ausreichend, um ihren Friedhof ansprechend zu gestalten. So sollten auch noch freistehende Urnenwände und Urnennischen in der Schaugangwand errichtet werden, da beides in der Gemeinde offenbar stark nachgefragt ist. Mit der Umsetzung der jetzigen Planung hofft man zumindest in den kommenden zehn Jahren den Bedarf an Urnen zu decken. Auf der Wunschliste standen zusätzlich Bronzebeschläge für die Türen, Bronzearbeiten an den Urnen und Buntglasfenster in der Aussegnungshalle. Auch bei der Gestaltung des Vorplatzes und der Wahl der Materialien wurde nachgebessert. "Wir haben die Wünsche nach und nach eingearbeitet", erklärte Architekt Holzfurtner die Kostensteigerung.

Ob der Parkplatz für Hunde so bleibt, ist nicht bekannt. (Foto: Claus Schunk)

Nun war all das keine große Überraschung für die Gemeinderatsmitglieder. Schließlich hatte man in Pullach eigens für den Friedhofsumbau ein Bewertungsgremium eingerichtet, das sich detailliert mit der Gestaltung beschäftigt hat. So soll der neu gestaltete Platz, der von der Aussegnungshalle und den Flügelbauten umrahmt wird, zusammen mit den Gebäuden eine Einheit bilden und einen barrierefreien Zugang in die Trauerhalle ermöglichen. Unterstrichen werden soll diese Gestaltung durch ein großformatiges Betonsteinpflaster. Auf dem Platz vor der Haupthalle sollen sechs neue Platanen Schatten spenden, auch sind Sitzgelegenheiten geplant. Dem Friedhofsgebäude vorgelagert entsteht ein neuer offenen Platz, auf dem auch Bodenhülsen für das Aufstellen von Fahnenmasten vorgesehen sind. Wichtig war dem Architekten eine "freie Sichtbeziehung" auf die Aussegnungshalle.

Auch hatte sich das Bewertungsgremium dafür ausgesprochen, auf eine vergrößerte asphaltierte Verkehrsfläche zu verzichten. Reisebusse müssen daher zukünftig hier mehrfach rangieren. Auch hier soll ein großformatiges Betonsteinpflaster verlegt werde. Auf quadratischen Pflasterklinker, wie es die Pullacher von ihrem Kirchplatz kennen, hat sich das Gremium für die Schaugänge und Verbindungsflure verständigt. Die Hecke an der Nordseite zwischen Werkstoffhof und Friedhof wird gerodet, um die Durchfahrt zu ermöglichen. Als Sichtschutz wird ein zwei Meter hoher Holzzaun errichtet, der begrünt werden soll.

Dieses Gestaltungskonzept war mehrfach diskutiert so worden, dennoch zeigte sich vor allem die FDP empört über die Kostensteigerung. Alexander Betz sprach von "blankem Entsetzen", dass jedes halbe Jahr noch mal 100 000 Euro drauf kämen. "Wir müssen der Steigerung ernsthaft auf den Grund gehen", sagte er und wollte die Ausgaben extern prüfen lassen. "Wir sind selbst nicht mehr in der Lage, das herauszufinden", meinte er und stimmte ebenso wie sein Fraktionskollege Johannes Burges gegen die Pläne. Sichtlich genervt war Wilhelm Wülleitner von den Grünen, der die wiederholte Diskussion über den Friedhof als "ermüdend" und "erschreckend" bezeichnete. Er kündigte daher an, aus der Gestaltungskommission auszutreten.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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