Pullach:Später Spatenstich

Lesezeit: 2 min

Beim symbolischen Spatenstich konnten die Besucher ein Modell des künftigen Hauses in Augenschein nehmen. (Foto: Claus Schunk)

Die Wohnungsbaugesellschaft Pullach kann an der Hans-Keis-Straße endlich loslegen

Von Melanie Artinger, Pullach

Trotz des holprigen Starts wird es doch noch eine runde Sache: das neue Mehrfamilienhaus, das die Wohnungsbaugesellschaft Pullach in der Hans-Keis-Straße 26a errichtet. Der Spatenstich zu einem der wichtigsten Projekte der Isartalgemeinde hat sich um ein Dreivierteljahr verzögert. Doch nun steht der Errichtung des vierstöckigen Passivhauses nichts mehr im Wege.

Bereits Mitte 2014 gab es erste Überlegungen, auf der Fläche des Garagenhofes zwischen der Hans-Keis-Straße 26 und 28 Wohnungen zu schaffen, 2015 konkretisierten sich diese Pläne. Der Baubeginn war ursprünglich für das vergangene Jahr geplant. Doch in der ersten Ausschreibung waren die Angebote der Baufirmen viel zu teuer. Der Aufsichtsrat der Wohnungsbaugesellschaft entschloss sich deshalb dazu, die Bauleistungen erneut auszuschreiben.

Das Außergewöhnliche an dem vom Münchner Architektur Büro Haas und Hansmair gestalteten Baukörper: die Fassade an der südöstlichen Seite zum Bahnübergang erstreckt sich in einer Kurve. Damit wird sich der Neubau deutlich von den Gebäuden in der Umgebung abheben. 20 für Behinderte und Senioren geeignete Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 27 und 120 Quadratmetern fügen sich in das Halbrund.

"Es gibt große Nachfrage nach schwellenfreien Wohnungen", konnte der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft, Herbert Mesch, bisher beobachten. Besonders freue ihn, dass auch große Wohnungen für Familien dabei sind. Von diesen gebe es einfach zu wenig im Bestand. Unterhalb des Gebäudes ist eine zweistöckige Tiefgarage mit 88 Stellplätzen sowie einigen Ladestationen für E-Autos geplant.

Die Höhe der Kaltmiete werde sich auf zwölf Euro pro Quadratmeter einpendeln, prognostizierte Mesch. Damit liegt der Mietpreis über der Durchschnittsmiete von 7,25 Euro in den bestehenden 565 Wohnungen der Wohnungsbaugesellschaft. Die Baukosten des Projekts in Höhe von 7,5 Millionen Euro finanziert die Wohnungsbaugesellschaft aus eigenen Mitteln. Im Herbst 2018 soll das neue Objekt bezugsfertig sein. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) lobte das "seriös durchgerechnete" Projekt mit "bezahlbaren Mieten" und "ansprechender, moderner Architektur". Die Wohnungen werden nach sozialen Gesichtspunkten durch die Gesellschafter der Wohnungsbau Pullach vermietet. "Einfach ein tolles Projekt" sei außerdem die integrative Wohngemeinschaft, die "eigenständiges Wohnen ermöglicht" und im Erdgeschoss des Neubaus entsteht.

Auf 284 Quadratmetern wohnen dort künftig fünf Menschen mit geistiger Behinderung mit vier Bewohnern ohne Behinderung zusammen. Es gibt neun Schlafzimmer, drei Bäder, eine Wohnküche und ein gemeinsames Wohnzimmer. Das wird die neunte Wohngemeinschaft für behinderte und nicht behinderte Menschen in München und Umgebung sein.

Die erste WG dieser Art entstand bereits 1989, damals war die Skepsis groß. Kann das Konzept aufgehen? Doch sie besteht bis heute. Und auch in Pullach gibt es genügend Interessenten, sagt Rudi Sack. Er ist Geschäftsführer des Vereins "Gemeinsam leben lernen" und nennt als Grundidee das "Zusammenleben wie in einer Studenten-WG". Man kocht zusammen, geht einkaufen und fährt sogar einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. Einen Abend in der Woche und an einem Wochenende im Monat verpflichten sich die Mitbewohner ohne Behinderung dazu, in der WG zur Verfügung zu stehen. Dafür wohnen sie mietfrei. Entscheidender als eine einschlägige Ausbildung der meist jungen WG-Bewerber sei die Begegnung auf Augenhöhe. Unterstützt werden die Bewohner durch eine feste sozialpädagogische Fachkraft sowie eine Hilfskraft im Freiwilligen Sozialen Jahr. Abgesehen von der guten Lage - die S-Bahn ist in der Nähe - ist Sack vor allem eines wichtig: "Man hat das Gefühl, dass das Projekt in Pullach willkommen ist."

Ein neues Projekt der Wohnungsbaugesellschaft ist laut Geschäftsführer Herbert Mesch bereits in Vorplanung: Auf dem Gelände des Herzoghauses sollen voraussichtlich altengerechte Wohnungen mit ausreichend Bewegungsfreiheit in Flur und Bad entstehen.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: