Pullach:Sehenswerte Paare

Lesezeit: 2 min

Künstlerkreis Münchner Süden präsentiert sein Jahres-Schaffen

Von Christina Hertel, Pullach

Bei Paar denkt man wohl automatisch an ein Liebespaar. Dass ein Paar aber viel mehr sein kann, zeigt die Jahresausstellung des Künstlerkreises Münchner Süden im Bürgerhaus Pullach. Gleich wenn man reinkommt, sieht man das auffälligste Werk der Ausstellung: menschliche Umrisse aus Holz vor dem großen Fenster, dahinter Laubbäume, die der Herbst bunt eingefärbt hat. Blickt man etwas länger hin, erkennt der Betrachter sofort, da steht nicht irgendwer. Man sieht Merkel, nach untenblickend in ihrer typischen Pose, man schaut auf Yanis Varoufakis mit seiner langen Nase und Wladimir Putin mit seinem schmalen Gesicht. Alle Holzschnitte haben eine andere Maserung, eine andere Struktur. Passenderweise heißt das Werk von Jochen Brunsmann "Aus unterschiedlichem Holz geschnitzt". Liebespaare sind diese Persönlichkeiten sicher nicht, aber sie gehören zusammen, irgendwie.

Der Begriff Paar ist also ziemlich dehnbar, und das ist auch der Grund, glaubt Gabriele Rodler, die Leiterin des Künstlerkreises, warum sich die Mitglieder dieses Motto gewählt haben. "Jeder verbindet mit Paaren etwas anderes und das gibt einem Künstler eine große Freiheit." Sie selbst entschied sich für eine abstrakte Darstellung. Auf einem grau, braunem Hintergrund malte sie gelbe Ovale. "Ich wollte auf gar keinen Fall ein gegenständliches, menschliches Paar zeigen. Das liegt mir auch gar nicht", sagt die 70-Jährige. Normalerweise malt Rodler Landschaften, wolkenverhangene Himmel und tosende Meere. In den vergangenen Jahren erhielt sie für diese Bilder oft den Publikumspreis, der am Ende der Ausstellung verliehen wird. "Diesmal wird es bestimmt nichts. Die Pullacher mögen, glaube ich, doch eher realistischere Bilder." Rodler kam erst relativ spät zur Malerei. Zwar malte sie schon als Kind und auch als Jugendliche gern, doch die Eltern sagten ihr, "mach mal lieber etwas Anständiges". Und so wurde sie kaufmännische Angestellte, vergaß ihr Talent, bis sie es 1987 nach einer schweren Krankheit wiederentdeckte.

Viele der 25 Künstler des Kreises Münchner Süden sind nicht professionell ausgebildet. Die meisten haben keine Akademie besucht und arbeiten auch heute noch in ganz anderen Bereichen. Peter Engelbrecht zum Beispiel studierte Medizin und arbeitet als Orthopäde. Für die Ausstellung fertigte er Draht-Objekte an. Eins heißt "Der Streit" . Man sieht zwei Köpfe, einen mit rotem und einen mit blauem Haar, beide tragen Brillen, sie berühren sich an den Nasenspitzen.

"Peter hat viele Sammler", sagt Rodler. Das liegt aus ihrer Sicht auch daran, dass er nicht so viel produziert. "Das macht ihn interessant." Aber warum ein Werk gekauft wird und ein anderes nicht, weiß Rodler auch nicht so genau. "In manchen Jahren haben wir ganz viel verkauft, in anderen gar nichts. Aber das ist nicht vorrangig." Der Künstlerkreis will den Leuten einfach seine Werke zeigen, sie sollen sehen, woran die Künstler die vergangenen Monate gearbeitet haben. Und das ist auch für Mitglieder selbst spannend. Denn einen Austausch über die Werke gebe es, so Rodler, praktisch nicht.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: