Pullach:Radl-Reparatur im Unterricht

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Den Container, den der Sponsor zur Verügung stellt, wird verschönert. (Foto: privat)

Die Schüler des Seminars "Bike-Up-Cycling" lernen und arbeiten für einen guten Zwecl

Wenn das kein schöner Unterricht ist: In ihrem Geografie-Seminar behandeln Schüler der elften Jahrgangsstufe des Otfried-Preußler-Gymnasiums Pullach das Thema "Nachhaltigkeit" und ihr Seminar trägt dazu passend den Titel "Bike Up-Cycling". Darin geht es nicht um graue Theorie, sondern um die Praxis. Die Gemeinde Pullach hat den Jugendlichen als Unterrichtsmaterial Fahrräder gespendet, die an den S-Bahnstationen vergessen wurden und dort vor sich hin rosteten. Diesen widmen sich jetzt die 13 Schüler.

Natürlich sind viele der Räder nicht mehr fahrbereit, die Reifen platt, das Gestänge verbogen, vielleicht sogar sind Teile schon von irgendwem abgeschraubt und mitgenommen worden. Doch aus diesen Radl-Ruinen machen die Schüler wieder fahrbare und ansehnliche Zweiräder. Die fertigen Produkte dienen dann einem guten Zweck: Sie werden versteigert und das eingenommene Geld für Bedürftige und soziale Projekte gespendet. Damit tun die jungen Leute zusammen mit ihrem Kursleiter Michael Starz etwas gegen die verbreitete Wegwerfmentalität, womit der Unterricht auch einen sinnvollen theoretischen Überbau hat.

Für dieses Ziel treffen sich die Schüler wöchentlich, um sowohl kleinere Reparaturen, etwa Flicken eines Fahrradschlauchs oder Einstellen der Schaltung, als auch komplexere Aufgaben, zum Beispiel die Erneuerung eines kompletten Bremssystems oder den Austausch von Tretlagern beziehungsweise Zahnkränzen, zu erlernen und in die Tat umzusetzen. Unterstützt werden sie dabei von einem Fachgroßhändler für Fahrradteile, welcher der Gruppe die notwendigen Ersatzteile und Werkzeuge zur Verfügung stellt

Da an der Schule nicht genügend Platz ist, um die Fahrräder aufzubewahren, hat der Sponsor auch einen Überseecontainer für die Radl-Handwerker aufgebaut. In einer gemeinsamen Aktion haben die Schülerinnen und Schülern diesen unter Anleitung eines professionellen Sprayers mit dem Logo des Sponsors verschönert.

Trotz des Sponsorings sollen jedoch der Nachhaltigkeitsgedanke und damit die Wiederverwendung alter Teile nicht aus den Augen verloren werden. Das Ziel ist es, mit diesem Projekt auch quasi Werbung für einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen zu machen und somit zum Erhalt der Erde beizutragen. Mehr Informationen zu diesem Projekt sowie zu den Projekt-Fahrrädern findet man unter www.opg-pullach.de oder auf Instagram unter bikeupcycling.

Das Material wird diesem und weiteren ähnlichen Kursen sicher nicht ausgehen. Denn jeden Herbst wird es notwendig, dass die Gemeinde Pullach gemeinsam mit der Polizei abgestellte Fahrräder von Pendlern einsammelt, die sich von dort auch nach wochenlanger Beobachtung nicht mehr fortbewegen. Auch die Gemeinde hat eine Fahrradwerkstatt, in der Schrotträder repariert werden. Auch diese werden einem guten Zweck zugeführt, nämlich in die Partnergemeinde Baryschiwka in der Ukraine geschickt. Auch dort gibt es einen Bahnhof, denn der Ort liegt an der Bahnstrecke Kiew-Poltawa. Wahrscheinlich fahren dann auch dort viele Pendler mit den Pullacher Fahrrädern zum Bahnhof. Und vermutlich werden auch viele diese dort aus unerfindlichen Gründen vergessen. Vielleicht landen sie in einer Schulklasse in Baryschiwka zur Reparatur.

© SZ vom 19.10.2020 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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