Pullach:Privates und Politisches

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"Jeder stirbt für sich allein" als Bühnenstück

Von Stefanie Schwetz

Pullach - Dass das Private ohne das Politische nicht zu denken ist, diese Erkenntnis kommt dem Berliner Ehepaar Quangel, als ihr einziger Sohn im Zweiten Weltkrieg fällt. Damit verlieren die bis dahin unpolitischen, sich mit Hitler arrangierenden Quangels jeglichen Lebenssinn und beginnen, auf subtile aber gefährliche Weise Widerstand zu üben. "Ich muss rauskriegen, was das mit dem Hitler ist. Erst schien doch alles gut zu sein, und nun plötzlich ist alles schlimm. Plötzlich sehe ich nur Unterdrückung und Hass und Zwang und Leid, so viel Leid." Auf diese Weise reflektiert Otto Quangel nach dem persönlichen Schicksalsschlag die politische Lage und verteilt fortan gemeinsam mit seiner Frau in Treppenhäusern und Briefkästen 200 Postkarten, auf denen geschrieben steht: "Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet!"

1946 hat der von Morphium und Alkohol abhängige Schriftsteller Hans Fallada, der selbst noch unter dem Eindruck des Krieges und der im Nationalsozialismus erlittenen Schikanen stand, diese Geschichte mit dem Titel "Jeder stirbt für sich allein" verfasst. Der Roman basiert auf dem realen Fall des Ehepaars Otto und Elise Hampel, wie er aus den Ermittlungsakten der Gestapo hervorgeht. 1942 wurde das Paar denunziert und schließlich zum Tode verurteilt. Fallada selbst starb 1947 infolge seiner Sucht.

Als Zeugnis einer nicht nur weltpolitisch, sondern bis in die persönlichsten Lebensbereiche hinein schicksalhaften Epoche wurde "Jeder stirbt für sich allein" in verschiedene Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und für die Bühne adaptiert. An diesem Mittwoch, 22. März, von 20 Uhr an spielt das Ensemble des Tourneetheaters Euro-Studio Landgraf "Jeder stirbt für sich allein" im Bürgerhaus Pullach, Heilmannstraße 2.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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