Pullach:Jeder Cent wird gebraucht

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Die Isartal-Gemeinde verabschiedet ihren Rekordhaushalt in Höhe von 125 Millionen Euro

Von Michael Morosow, Pullach

Die Zeiten sind noch gar nicht so lange her, dass Haushaltsdebatten in Pullach unweigerlich mit Streitereien verbunden waren und über Monate hinweg zu keinem Ergebnis führten. In der Finanzabteilung des Landratsamts München wird man sich deshalb wohl die Augen gerieben haben, als Pullach für das Haushaltsjahr 2019 bereits als erste Kommune im Landkreis München vier Wochen vor Jahresende Vollzug gemeldet und somit erstmals die gesetzliche Frist zur Vorlage des Haushaltsplans eingehalten hat.

Diese positive Wende wird dem im Vorjahr in die Isartalgemeinde gewechselten Kämmerer André Schneider zugute geschrieben, von dessen Arbeit man im Gemeinderat sichtlich angetan ist. "Ich bin beeindruckt, wie Sie dieses Amt angegangen sind", sagte Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Und auch am jüngsten Zahlenwerk, das der Kämmerer als "außergewöhnlichen Haushalt in jeder Hinsicht" vorstellte, gab es nichts bekritteln. Nur Angelika Metz und Johannes Schuster (WIP) lehnten den Haushalt ab, beiden missfällt, dass im kommenden Jahr die Gemeindetochter IEP 25 Millionen Euro für anstehende Investitionen erhalten soll. "Die 25 Millionen werden uns vielleicht abgehen, wenn wir ein Schwimmbad bauen", sagte Metz.

Außergewöhnlich ist der Haushalt 2019 alleine schon ob seines Umfangs. Mit 125 Millionen Euro übertrifft er den Haushalt 2018 (98 Millionen Euro) um mehr als ein Viertel. Der Verwaltungshaushalt beläuft sich dabei auf 62 Millionen Euro, der Vermögenshaushalt auf 63 Millionen Euro. Die meisten Einnahmen werden durch die Gewerbesteuer und den Einkommenssteueranteil in Höhe von insgesamt 49 Millionen Euro generiert. Das sind 79 Prozent des Verwaltungshaushaltes. Wer nun glaubt, die Gemeinde könnte nun einen erklecklichen Betrag auf die hohe Kante legen, der sieht sich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Um die laufenden Ausgaben und vor allem die ungewöhnlich vielen und teuren Vorhaben für die nächsten Jahre stemmen zu können, braucht man nicht nur jeden Cent der Einnahmen, die Gemeinde muss dafür sogar noch sehr tief in den Rücklagentopf greifen, in dem aktuell 74,2 Millionen Euro liegen. Werden alle Projekte nach Zeitplan umgesetzt, muss der Kämmerer 49 Millionen des Ersparten allein im Jahr 2009 dafür verwenden, und bis Ende 2022 den Rest - bis auf 3,5 Millionen Euro.

Ein großer Teil des Pullacher Geldes, circa 37 Millionen Euro, wird dabei in Richtung Mariahilfplatz fließen. Die Kreisumlage und die Gewerbesteuer-Umlage, die an das Landratsamt zu entrichten sind, so rechnete Kämmerer Schneider vor, machen 60 Prozent der Ausgaben im Verwaltungshaushalt aus. "Diese Umlagen fressen fast unseren ganzen Verwaltungshaushalt auf", merkte er an und erklärte denn auch eine weitere Besonderheit des Haushaltes 2019: Mit lediglich 51 000 Euro ist erstmals so gut wie kein Überschuss im Verwaltungshaushalt erzielt worden. Die Gemeinde hat auf ihrer Agenda 144 Projekte stehen, die sie bis 2022 angepackt oder umgesetzt haben will. Gesamtkosten: 115 Millionen Euro.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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