Pullach:Hundert in der Halle

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Pullacher Mittelschüler teilen sich ihr Gelände mit Flüchtlingen

Am Montag geht der Unterricht an der Josef-Breher-Mittelschule wieder los, in deren Turnhalle das Landratsamt kurz vor Pfingsten eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet hat. Die Halle ist mittlerweile mit zirka 100 Asylbewerbern voll besetzt, laut Auskunft des Pullacher Helferkreises leben dort überwiegend junge Männer aus insgesamt zehn Nationen. Die erste Hälfte von ihnen kam am 22. Mai dort an, in den Pfingstferien wurden weitere 50 Personen in der mit Stockbetten und Trennwänden ausgestatteten Halle untergebracht. Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) hat in diesem Zusammenhang noch einmal betont, dass die Gemeinde einen Prioritätenplan für die Nutzer der Pullacher Turnhallen aufgestellt hat. Dem zufolge hätten die Schulen Vorrang vor Vereinen und anderen Nutzergruppen. Schüler der Grund- und der Mittelschule würden "so weit wie möglich in anderen Hallen unterkommen". Der Gymnastikraum im Gebäude der Mittelschule bleibe weiterhin nutzbar, ansonsten werde der Sportunterricht je nach Wetter im Freien oder im Ottfried-Preußler-Gymnasium stattfinden.

Tausendfreund weist zudem darauf hin, dass noch unklar ist, wie es mit den Flüchtlingen in Pullach weitergeht. Weder die meisten Betroffenen noch die Gemeinde habe Informationen darüber, ob die Flüchtlinge zurückgeschickt, in die nächste Gemeinschaftsunterkunft gebracht oder ihre Asylanträge anerkannt werden und Ähnliches. "Wir können nur dafür sorgen, das übergangsweise Zusammenleben in der Gemeinde so konfliktfrei wie möglich zu gestalten und in einigen Bereichen - zusammen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern - Unterstützung anzubieten."

In Pullach waren schon in den ersten beiden Tagen Mitglieder des örtlichen Helferkreises bei den Flüchtlingen, um Gespräche zu führen und herauszufinden, wie geholfen werden kann. Ungeachtet der vom Landratsamt ausgegebenen Direktive, dass sich alleine der Landkreis um die Flüchtlinge kümmere, brachten die Vereine der Pullacher Madln und Burschen Kuchen zur Turnhalle und luden die Bewohner zum Fußballspielen ein. Außerdem starteten Pullacher Bürger bereits über Pfingsten einen ersten Deutschkurs. Christen aus Eritrea und Nigeria nahmen bereits an Gottesdiensten in der evangelischen Jakobuskirche und der katholischen Kirche Heilig Geist teil, muslimische Asylsuchende nahm eine türkische Familie aus Pullach mit in die Moschee an der Implerstraße. Der Alltag in der Turnhalle und die Ungewissheit stellten die Asylsuchenden "täglich auf eine harte Probe", sagt die Sprecherin des Helferkreises Sabine Horak. Deshalb seien "sinnvolle Aktivitäten" besonders wichtig. Die Mitgliederzahl des Helferkreises ist laut Horak sprunghaft von bisher 40 auf mehr als 60 gestiegen.

© SZ vom 06.06.2015 / aip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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