Pullach:Grenzenlos lesenswert

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Kevin Brooks präsentiert "Bunker Diary" - spannend für alle Generationen

Von Melanie Artinger, Pullach

Grenzen überschreiten. Dieses Phänomen ist ja quasi ein natürliches Vorrecht der Jugend und könnte als programmatisches Thema einer entsprechenden Veranstaltung daher schon fast klischeehaft wirken. Doch beim 3. Internationalen Jugendliteraturfestival der Charlotte-Dessecker-Bücherei Pullach ging es vielmehr um literarische Grenzen. Unter dem Motto "Crossover" sahen sich die jungen Leser mit Fragen konfrontiert wie: Wo hört das Jugendbuch auf, wo fängt Belletristik an? In welchem Verhältnis stehen literarische Non-Book-Medien zum Buch? Und nicht zuletzt: Handelt es sich bei einem bestimmten Werk nicht vielmehr um All-Age-Literatur, die Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen anspricht? Umso mehr regte die Lesung des britischen Erfolgsautors Kevin Brooks bei der Abschlussveranstaltung zur Diskussion an. Für Bibliotheksleiterin Eveline Petraschka hat er schließlich das "Jugendbuch erst zur Literatur gemacht". Er erhielt fünf Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis und gewann die begehrte Auszeichnung zwei Mal. Doch zu seinem jüngsten Werk "Bunker Diary", aus dem Brooks vorlas, gab es kritische Stimmen. Vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten kämpfen die Figuren des Romans um ihr Überleben und ihre Menschlichkeit. Kann man das Jugendlichen überhaupt zumuten? Die Anwesenden waren sich jedenfalls mit dem Autor, der mehr als zehn Jahre lang an dem Werk feilte, einig: Der positive jugendliche Held überwiegt vor dem düsteren Hintergrund der Erzählung. Dem Label All-Age-Literatur wird das Werk jedenfalls gerecht, denn auch Erwachsene berichteten über ihre fesselnde Leseerfahrung. Das Motto "Crossover" griff auch der Kurzgeschichtenwettbewerb des Festivals auf. "Wie im Film" lautete die thematische Vorgabe, die die vier Teilnehmer zwischen 15 und 19 Jahren im Finale auf sehr unterschiedliche Weise umsetzten. "Eine gute Geschichte", geschrieben von der 16-jährigen Maria Schubert aus München, gewann den ersten Platz. Ihr gelang es, durch geschickt platzierte Perspektivenwechsel und reizvolle literarische Elemente die Jury zu überzeugen. Neben einem Kinogutschein besteht ihr Preis in einer eintägigen Einführung ins Drehbuchschreiben mit dem Jugend- und Drehbuchautor Stephan Knösel, der zur Jury gehörte. Dabei wird ihre Kurzgeschichte als Grundlage dienen. Ideen für das Literaturfestival 2017 hat Petraschka bereits. Auf jeden Fall steht mit dem britischen Krimiautor William Shaw, der am 26. April im Rahmen des Krimifestivals München nach Pullach kommt, nach Kevin Brooks bereits der nächste britische "Punk" auf der Gäste- und Leseliste der Gemeindebücherei.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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