Pullach:Geräumiges Luftschloss

Lesezeit: 3 min

Das Konzept für die Pullacher Grund- und Mittelschule ist großzügig angelegt

Von Michael Morosow, Pullach

Für ein Luftschloss braucht man kein Geld, nur ein wenig Vorstellungskraft. Dann kann man vor seinem geistigen Auge durch die Hallen wandeln, frei von finanziellen und räumlichen Zwängen, nur das Schöne und Nützliche im Blick. An Fantasie fehlt es den Planern der neuen Grund- und Mittelschule in Pullach keineswegs, wie sich zuletzt im Gemeinderat zeigte, als die externe Schulberaterin Andrea Lehner, die pädagogischen Raumkonzepte für beide Schulen vorstellte. Weil aufgrund anderer Vorhaben der Rotstift in der Kämmerei locker sitzen dürfte, appellierte Lehner an die Ratsrunde, lieber zu klotzen statt zu kleckern. In der Sitzung an diesem Dienstag von 20.30 Uhr an steht das Konzept im Rathaus erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderats.

Wann der erste Stein gesetzt wird, steht noch in den Sternen, die Planungen befinden sich noch in der "Phase Null", in der von Euro und Raummetern nicht die Rede ist. Erst das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie wird zeigen, welche Träume platzen und welche realisiert werden können. Die Wunschliste ist unter anderem in vielen Workshops entstanden. Unter Lehners Moderation hatte anschließend ein Beratergremium mehrmals getagt, um das Schulkonzept vorzuberaten. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) sitzt in diesem Gremium wie unter anderen auch Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen, die Grundschulrektorin und der Mittelschulrektor, die aktuelle Schulrätin des Landkreises, Ursula Löwe, sowie die Leiter von Bautechnik und -verwaltung im Pullacher Rathaus.

Bis zur Bestimmung des Architekten wird noch viel Wasser die Isar hinunterfließen, aber Renate Grasse (Grüne) denkt jetzt schon, dass dieser Schweißausbrüche dabei bekommen werde, das erarbeitete Schulkonzept baulich umzusetzen. Denn abgesehen von den Kosten ist vor allem die zur Verfügung stehende Fläche in der dicht bebauten Ortsmitte limitiert. Und auf der Wunschliste des Beratergremiums steht eine ganze Reihe raumgreifender Puzzleteile des Schulkonzepts, das auf Ganztagsbetriebe in Grund- wie Mittelschule und auf Inklusion ausgerichtet ist.

Die Klassenzimmer, darauf einigte sich das Beratergremium, sollen mindestens 75 Quadratmeter groß und barrierefrei gebaut werden. Unter anderem Rückzugsräume für Lehrer und Schüler, Lernwerkstätten, Musikraum, Mehrzweck- und Besprechungsräume, ein Raum für einen Brennofen in der Grundschule, Klassenräume für die Hausaufgabenbetreuung, zusätzliche Toiletten für das dritte Geschlecht sind vorgesehen. Und dann soll auch noch jede Schule eine Zweifachturnhalle samt Außenanlagen bekommen, oder, falls sie direkt nebeneinander platziert sind, eine Dreifachturnhalle für beide Schulen gebaut werden, wobei hier Synergieeffekte zur Wirtschaftlichkeit beitragen sollen.

So etwa sollen die Sportanlagen beider Schulen auch den Hallenbedarf der Volkshochschule abdecken. Diese soll darüber hinaus Schulungsräume für Kurse in der Mittelschule bekommen und eine von zwei für die Mittelschule geplanten Lehrküchen nutzen dürfen. An die Musikschule ist auch gedacht. Sie soll den Musikraum der Grundschule - ausgestattet mit einem Klavier - nachmittags nutzen dürfen und vielleicht sogar einen eigenen Instrumentenraum in der Grundschule erhalten. Kurz: Nach dem Schlussgong werden Sportler und Kursteilnehmer reingelassen. "Die Schule der Zukunft wird nicht mehr leer stehen", sagte Schulberaterin Lehner.

Die Schule der Zukunft baut in jedem Fall auf Lerneinheiten, sogenannte Cluster, in denen zeitgemäße Pädagogik umgesetzt werden soll. Ein Cluster soll aus vier bis sechs Klassenräumen bestehen, aus zwei unterschiedlich großen Mehrzweckräumen, einem Teamraum für Lehrkräfte, Toiletten und Schülergarderoben. Für die Mittelschule, so heißt es im gemeinsam erarbeiteten Konzeptpapier, seien mindestens drei Cluster zu planen. "Man sollte nicht den Fehler machen, die Mittelschule zu klein zu bauen", denn diese bräuchte weit mehr Fachräume als die Grundschule, warnte Andrea Lehner.

Ihr dürften die Wortmeldungen aus dem Gremium gefallen haben. Arnulf Mallach (SPD) betonte, dass es sich bei der Auflistung der empfohlenen Räume nicht um ein Wunschkonzert handle, sondern alle tatsächlich notwendig seien. Andreas Most (CSU) sagte, das Ergebnis der Workshops sei zukunftsfähig, und warb für eine Genehmigung des Konzeptes. Die Platzprobleme seien aber der Essig, den er in den Wein gießen müsse.

Alexander Betz (FDP) riet zu räumlicher Flexibilität. "Jetzt sind Cluster en vogue, in 20 Jahren vielleicht was anderes. Konzepte kommen und gehen, Schulgebäude bleiben bestehen", sagte Betz und bezeichnete das Schulkonzept als "schönes Luftschloss".

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: