Pullach:Eine gute Option sein

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Jugendverbände sind auf der Suche nach Nachwuchs

Von Nadja Tausche, Pullach

Jugendverbände müssen Wege finden, um neue Mitglieder zu gewinnen. Wie das funktionieren kann und warum Organisationen heute anders auf junge Leute zugehen müssen als früher, damit beschäftigten sich die Delegierten und Gäste der Herbstvollversammlung des Kreisjugendrings München-Land. Es sei wichtig, sich Gedanken um Nachwuchs zu machen, sagte Referent Gerhard Wagner vom Kreisjugendring München-Stadt. "Die Wege von früher funktionieren aber nur noch begrenzt." Früher waren die Eltern im Trachtenverein des Ortes, also ging man selbst auch - so laufe es heute nicht mehr.

Das liege unter anderem an der höheren Mobilität, so Wagner. Junge Leute gehen heute oft für ein Jahr ins Ausland und kehren danach nicht mehr zu ihrem Verband zurück. Oder sie gehen zum Studium in eine andere Stadt. Außerdem gebe es bei den einzelnen Organisationen weniger Nachwuchs, weil die Konkurrenz durch andere Verbände groß sei, sagte Wagner. Dazu komme noch die digitale Kommunikation, die die Zeit der Jugendlichen beanspruche.

Delegierte der rund 30 Mitgliedsverbände waren am Samstagvormittag zur Herbstvollversammlung in den Rittersaal der Burg Schwaneck gekommen, darunter unter anderem die Bayerische Trachtenjugend, die Jugendfeuerwehr und die Evangelische Jugend München. Auch Natascha Kohnen, Landesvorsitzende der Bayern-SPD, und Landrat Christoph Göbel, CSU, waren als Gäste vor Ort. Als ein Punkt in der Tagesordnung wurde ein neues Vorstandsmitglied gewählt: Der Posten ging an Stephan Metzker von der Bayerischen Sportjugend. Vor allem aber ging es in der Versammlung aber um die Frage, wie die Jugendverbände im Landkreis neue Leute finden können.

Dabei ist es laut Referent Wagner kein neues Problem, dass Jugendverbände wenige Neuzugänge haben. Auch heute wollen sich junge Leute engagieren. Sie müssen nur wissen, welche Vorteile sie haben, so Wagner: "Wir müssen eine gute Option sein." Die Lösung für die Verbände sieht er darin, sich hauptsächlich an Jugendliche zu wenden, die älter als 18 Jahre sind. Das funktioniere, indem sie zum Beispiel die Universitäten nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Das Problem mit den Über-18-Jährigen kennt man beim Schützenverein. "Zehn- bis 18-Jährige haben wir im Verein; dann gibt es einen Cut", sagt Markus Mitter von der Bayerischen Schützenjugend. Insgesamt habe der Verein das Problem, vorbelastet zu sein: Leute haben ein Problem mit Waffen, sagt er, vor allem nach Vorkommnissen wie einem Amoklauf. "Wir spüren dann sofort Ablehnung", sagt Mitter. Oft hätten gar nicht mal so sehr die Jugendlichen selbst das Problem, sondern eher die Eltern.

Judith Greil hat die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche wegen Schule und Uni heute einfach weniger Zeit haben für andere Dinge haben. Sie arbeitet beim Verein Bildungsfreiräume e.V., der Veranstaltungen zu bildungspolitischen Themen organisiert. "In der Klausurenphase kommt es schon mal vor, dass die Studenten pausieren", sagt Greil. Schließlich sollen die Gäste und Delegierten in Kleingruppen selbst Lösungen dafür finden, wie Vereine Neuzuwachs gewinnen können. "Man muss als Verein einen Wiedererkennungswert haben", fasst Vorstandsmitglied Katharina Räuber zusammen. Wichtig sei auch, sagt Christian Wilhelm, alle Bevölkerungsteile zu beachten.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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