Pullach:Die Agenda hat Lust auf Neues

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Seit 20 Jahren arbeiten Engagierte in der Gemeinde für den Klimaschutz. Nun folgen weitere Projekte

Von Christina Jackson, Pullach

Seit mittlerweile 20 Jahren ist die Agenda 21 in Pullach ein lokaler Wegbereiter für Klima- und Umweltschutz. Über aktuelle Projekte und bereits umgesetzte Vorhaben haben nun die Arbeitskreissprecher im Bürgerhaus berichtet. Mit Spannung erwartet Justus Thyroff vom Arbeitskreis Ortsentwicklung eine Entscheidung zur Hängebrückenverbindung zwischen den Gemeinden Grünwald und Pullach. Während der Gemeinderat in Grünwald über eine Hängebrücke von einem Hochufer zum anderen nachdenkt, bevorzugen die Nachbarn auf der anderen Uferseite eine klassische Brückenkonstruktion. Thyroff: "Die bescheidenere Variante ist aus unserer Sicht auch die vernünftigere". Er sei zugleich froh über das Engagement in Grünwald. Die Lokalpolitiker hatten dort zuletzt beschlossen, Studenten der Technischen Universität mit dem Brücken-Entwurf zu beauftragen. Diese werden im Rahmen ihres Masterstudiengangs erste Vorschläge erarbeiten.

Auf eine verträgliche Auseinandersetzung baut Thyroff in Sachen Radsport. Das Dauerthema Mountainbiker im Isartal verlange viel Einfühlungsvermögen, sagte er. Die Agenda setzt diesbezüglich auf Kommunikation. "Wir wollen keine Konfrontation zwischen Radfahrern und Naturschützern, sondern versuchen, Konzepte zu einem verträglichen Miteinander zu konzipieren." In Planung ist auch die Wiederbelebung des Höllriegelparks, den ursprünglich der Steinmetzmeister Franz Höllriegel 1848 angelegt hatte. Der Rundweg auf dem Gelände verband einst verschiedene Kleinarchitekturen. Die Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) steht mit dem Grundbesitzer, der Firma Eon, im Kontakt.

Aus dem Arbeitskreis Verkehr gab es zuletzt die Anregung, das Tempo auf allen Durchgangsstraßen von 50 auf 40 Stundenkilometer zu reduzieren. Ein Anliegen, das im Gemeinderat keine Mehrheit fand. Dafür habe man Verbesserungen zur Schulwegsicherheit erringen können und die Erweiterung des Radwegenetzes gefördert, berichteten die Aktiven. Zu den Zielen gehören jetzt die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und Car-Sharing sowie E-Mobilität.

Ein Bestandteil des Ortsentwicklungsplans soll die geplante Energieeinsparung 2030 sein: Bis dahin will die Agenda ihre Gemeinde CO₂-frei sehen. Demnach sollte Pullach in knapp 15 Jahren energieautark sein und den 100-prozentigen Einsatz von regenerativen Energiequellen anstreben. Dazu dient die Geothermie am Ort, wie Peter Kloeber vom Arbeitskreis Energie sagte: "Die Stromerzeugung wird in kommunaler Hand liegen. Ein koordiniertes Energiemanagement bei Gewerbe und Industrie ist in Planung. Ein runder Tisch dazu soll demnächst stattfinden."

Ein Trend aus großen Städten soll auch in Pullach Schule machen: Urban Gardening ist das Stichwort, mit dem Menschen in der Großstadt die gärtnerische Nutzung kleinster Flächen umschreiben. Kloeber stellt sich darunter etwa die Bewirtschaftung von Hochbeeten vor. Und mit der Reaktivierung eines Trimm-Dich-Pfads und der Ausweitung des ärztlichen Angebots sollen die Gesundheitsfürsorge gestärkt werden. Kloeber: "Es gibt bislang zu viele private Praxen und Heilpraktiker, während Fachärzte fehlen." Zudem setzt die Agenda auf mehr Bürgerbeteiligung, Mehrgenerationenhäuser, ein größeres Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche, das Einheimischenmodell sowie die Ansiedlung ökologisch bedeutender Technologie-Unternehmen.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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