Pullach:Da sind es nur noch vier

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Kehrt Partei und Fraktion den Rücken, bleibt aber im Gemeinderat: Caroline Voit kann sich nach eigener Darstellung nicht mehr mit der Politik der CSU in Pullach identifizieren. (Foto: Claus Schunk)

Nach Andreas Most will auch Caroline Voit den neuen Kurs der Pullacher CSU-Fraktion nicht länger mittragen

Von Michael Morosow, Pullach

Den seit Wochen ausgetragenen Richtungsstreit innerhalb der CSU-Fraktion im Pullacher Gemeinderat hat Caroline Voit mit einem klaren Schnitt beendet: Die Veranstaltungs- und Event-Managerin hat mit sofortiger Wirkung sowohl ihren Austritt aus der CSU als auch das Ende ihrer Mitgliedschaften in der Gemeinderatsfraktion und im CSU-Ortsverband erklärt. Sie könne sich mit der Politik des Ortsverbandes und der Fraktion nicht mehr identifizieren, gibt Voit als Grund für ihre Entscheidung an, künftig ihr Mandat im Gemeinderat ohne Fraktionsbindung ausüben zu werden. Die Stellungnahme der neuen CSU-Fraktionsvorsitzenden Christine Eisenmann zu dieser Causa fällt recht knapp aus: "Wir bedauern das sehr, aber wir hoffen, dass das Band noch nicht ganz zerrissen ist", sagte Eisenmann auf Anfrage.

Caroline Voit ist dabei nicht die erste, die den neuen Kurs der Pullacher CSU nicht mehr mitgehen will. Erst vor wenigen Wochen hatte auch der bisherige Fraktionsvorsitzende Andreas Most kein Hehl daraus gemacht, dass er von einer oppositionellen Allianz der CSU mit WIP und FDP und damit gegen Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) nicht viel halte und lieber ausschließlich Sachpolitik machen wolle. In einer via Telefonkonferenz abgehaltenen Sitzung zeigte der CSU-Ortsvorstand daraufhin klare Kante, warf Most aus dem Ortsvorstand und schlug statt ihm die gescheiterte Bürgermeisterkandidatin Christine Eisenmann als Vorsitzende der neuen sechsköpfigen Fraktion im Gemeinderat vor.

Wie groß der Bruch innerhalb der CSU-Fraktion war, zeigte sich nur eine Woche später bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates vor zwei Wochen, als Christine Eisenmann im Namen der Fraktion nicht Andreas Most für den Posten des Zweiten Bürgermeisters vorschlug, sondern für Cornelia Zechmeister von der WIP die Werbetrommel rührte, was klar als Affront gegen den eigenen Mann zu werten war. Most machte dennoch das Rennen. Von den Grünen vorgeschlagen, gewann er mit Glück gegen Zechmeister: Nach einem Stimmenpatt wurde er in einem Losverfahren zu Tausendfreunds erstem Stellvertreter bestimmt. Im Gegensatz zu Caroline Voit, mit der er seit vielen Jahren eine freundschaftliche Verbindung pflegt, denkt Andreas Most aber nicht daran, aus der CSU-Fraktion auszutreten, die jetzt auf fünf Mitglieder zusammengeschrumpft ist. Er werde sich von seinen Parteifreunden aus der Fraktion nicht hinaus ekeln lassen, sagte er nach seinem Rauswurf. Dass er inzwischen als Fremdkörper in der Fraktion gesehen wird, nimmt er in Kauf. "Ich werde Sacharbeit machen, Partei übergreifend und zum Wohle Pullachs", so Most zur SZ.

Während das Tischtuch zwischen Most und seiner Fraktion schon seit geraumer Zeit zerschnitten ist, glaubte man in der Pullacher CSU offenbar bis vor kurzem, wenigstens Caroline Voit weiter im Lager halten zu können. Jedenfalls begründete die neue Fraktionsvorsitzende Eisenmann die fehlende Rückendeckung für den ehemaligen Fraktionschef damals mit den Worten: "Fünf in der Fraktion sind sich einig über den zukünftigen Weg in Pullach, Andreas Most halt nicht." Jetzt sind sich nur noch vier einig.

© SZ vom 26.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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