Pullach:Auf der Suche

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In die Jahre gekommen: Das Pullacher Freizeitbad soll nach einem Gemeinderatsbeschluss von 2013 neu gebaut werden. (Foto: Angelika Bardehle)

Seit 2013 gibt es in Pullach den Beschluss, das Freizeitbad neu zu bauen, weil eine Sanierung zu teuer käme. Einen Standort für das Projekt hat die Gemeinde bislang noch nicht gefunden. Jetzt sollen die Bürger zusammen mit den Lokalpolitikern Ideen entwickeln

Von Konstantin Kaip, Pullach

Das Pullacher Freizeitbad wurde gerade äußerlich herausgeputzt, technisch ist es aber schon lang marode. Bereits in der vergangenen Amtsperiode hat sich der Gemeinderat daher intensiv mit der Zukunft des Bads beschäftigt. Ergebnis war nach etlichen Diskussionen der Beschluss, das Freizeitbad nicht zu sanieren, sondern ein neues zu bauen. Das ist nun zwei Jahre her. Deshalb hat Peter Kotzur, Leiter der Abteilung Bautechnik der Gemeinde, das längst neu besetzte Gremium noch einmal umfänglich über den Sachstand zum Hallenbad informiert. Dabei zeigte sich vor allem, dass Pullach dem neuen Freizeitbad kaum ein Stück näher gekommen ist.

Wie Kotzur noch einmal ausführlich beschrieb, haben zahlreiche Gutachten gezeigt, dass sich eine Sanierung nicht lohnt. Zum einen wäre die mit geschätzten zwölf bis 16 Millionen Euro viel zu teuer, zum anderen müsste das Bad dafür zwei bis drei Jahre schließen. Die Besucherzahl, die man ja eigentlich erhöhen wolle, würde vollends einbrechen. Am beschlossenen Neubau ist nach Ansicht der Experten nicht zu rütteln. Für den allerdings mangelt es nach wie vor am geeigneten Standort. Wo soll das "freizeitorientierte Familienbad" mit zahlreichen Attraktionen wie Thermalwasser aus der örtlichen Geothermie und Rutschen, die neues Publikum anlocken sollen, hin in einer Gemeinde wie Pullach, die kaum über Freiflächen verfügt? Erkenntnisse soll der Ortsentwicklungsplan bringen, den die Pullacher Bürger nun mit dem Planungsbüro Terrabiota und der Gemeinde erarbeiten werden.

Allerdings, gab Arnulf Mallach (SPD) zu bedenken, dass man dafür zumindest Standortalternativen anbieten müsse. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) kam zu dem Schluss, dass für ein neues Bad mit Außenanlagen und ausreichend Parkplätzen eigentlich nur die so genannte Kuhwiese am Ortseingang und das Warnberger Feld in Frage kämen, das der katholischen Kirche gehört. Die wurde vom Rathaus längst angefragt, die Fläche der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Bislang jedoch ohne Ergebnis. Zudem könnten andere Prioritäten dazwischen kommen: Beide Flächen werden derzeit auch für eine mögliche Flüchtlingsunterkunft diskutiert.

Ein weiteres Problem wären die Lärmschutzauflagen. Die Emissionsgutachten seien hier "ernüchternd" ausgefallen, stellte Kotzur fest. Denn anders als bei einer Sanierung des alten Bades, das Bestandsschutz genieße, seien die Auflagen bei einem Neubau gewaltig. Zwar seien die bei richtiger Planung einzuhalten, wenn man etwa Rutschen im Gebäude enden ließe, beeilte sich Kotzur zu erklären. Probleme gebe es aber auch bei den Parkplätzen. Hier sei zu befürchten, dass Bad und Sauna abends deutlich früher schließen müssten.

Im Gemeinderat stellte sich auch Stefan Lontzek vor, der neue Betriebsleiter des Pullacher Freizeitbads. "Gefühlt nimmt Pullach sehr viel Geld in die Hand für die Revision des Bades", sagte Lontzek, der vorher bei den Stadtwerken München war. Allerdings sei der Zustand im Technik-Bereich "bedenklich". Mit den 300 bis 500 Gästen, die das Pullacher Bad im Monat verzeichne, käme man gut klar. Bei deutlich mehr Personen könnten die Anlagen die vorgeschriebenen Hygienewerte jedoch nicht mehr erfüllen, befürchtete Lontzek. "Wir können froh sein, dass wir nicht mehr Gäste haben."

Lontzek folgte interessiert einer ausgiebigen Debatte um Sinn und Unsinn des 2013 gefassten Neubaubeschlusses, in der einmal für eine Kooperation mit einem Fitnesscenter (Alexander Betz, FDP), einmal für ein reines Schulschwimmbad (Fabian Müller-Klug, Grüne) plädiert wurde. Insgesamt könne man das Bad "noch ein paar Jahre so halten", sagte der neue Betriebsleiter. Viel mehr als fünf Jahre wollte auch Lontzek der Einrichtung so nicht geben. "Entweder wir kriegen einen neuen Standort oder wir müssen uns ganz ernsthaft mit der Frage befassen, das Bad zu schließen", fasste schließlich Johannes Schuster (WIP) die Lage zusammen.

Ein Beschluss wurde nicht gefasst, den gibt es ja schon seit zwei Jahren. Ob er sich plangemäß erfüllen lässt, wird sich zeigen müssen. Der Terminablauf, den Kotzur vorlegte, sieht vor, dass bis zum Herbst 2016 ein Standort für den Neubau gefunden wird. Im Herbst 2020 könnte das neue Bad im Idealfall fertig sein. Die Kosten für ein Freizeitbad mit Thermalwassernutzung schätzt die Gemeindeverwaltung auf bis zu 20,6 Millionen Euro.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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