Politischer Aschermittwoch Pullach:Aufbruchstimmung im Treibhaus

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Grün ist die Hoffnung. Im Bild: Christoph Nadler, Gundolf Schliers aus Warngau, Susanna Tausendfreund und Toni Hofreiter (von links) mit Fans. (Foto: Claus Schunk)

Susanna Tausendfreund und Christoph Nadler erhalten in Pullach Unterstützung von Toni Hofreiter

Von Michael Morosow, Pullach

Wenn Toni Hofreiter, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, über den Klimawandel spricht, dann sehen seine Zuhörer vor ihrem geistigen Auge förmlich die Polkappen schmelzen und allerlei Inseln versinken. Das war auch so beim politischen Aschermittwoch des Grünen-Ortsverbands in Pullach, der, nomen est omen, in der Gaststätte "Treibhaus" abgehalten wurde. Der promovierte Biologe und Artenvielfaltforscher stellte dabei erwartungsgemäß der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus für ihr Bemühen um den Klimaschutz, und er mahnte auch an, aus Berlin müsse viel mehr kommen, um die EU zu stärken und zu verteidigen. Aber diesmal war Hofreiter nicht in erster Linie gekommen, um über klimatische Gefährdungslagen und globale Zusammenhänge zu referieren. Ihm stand der Sinn danach, knappe drei Wochen vor den Kommunalwahlen seinen Parteifreunden an der Basis noch ein wenig Auftrieb zu geben, namentlich Landratskandidat Christoph Nadler und Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, die sich für eine zweite Amtszeit bewirbt.

Im vollbesetzten "Treibhaus" spürte man die Aufbruchstimmung der Grünen, die bekanntlich in Umfragen bundesweit zulegen, in Pullach aber eine Art Keimzelle besitzen und in Susanna Tausendfreund die erste grüne Bürgermeisterin im Landkreis München stellen. Sie war trotz einer Erkältung gekommen. "Sonst kennen wir dich ja nur noch aus Funk und Fernsehen", sagte sie mit Blick auf den einflussreichsten Grünen-Politiker mit Wurzeln im Landkreis München, der, so könnte man sagen, bei ihr in die Lehre gegangen ist als Mitarbeiter während ihrer Landtagszeit. Tausendfreund fühlte sich sichtlich wohl im "Treibhaus" und ließ sich trotz Krankheit von dem allgegenwärtigen Stimmungshoch anstecken. Die Jahre ihrer ersten Amtszeit seien sehr erfüllend für sie gewesen, was in Pullach erreicht worden sei, könne sich sehen lassen. "Man sieht, dass meine Arbeit Früchte getragen hat", sagte die sonst mit Eigenlob sparsame Bürgermeisterin. Und vielleicht war es ihr gar nicht so recht, dass Christoph Nadler, was Zuversicht angeht, sich keine Zurückhaltung auferlegte. "Vielleicht gleich im ersten Wahlgang zeigen, wo's lang geht", sagte er im Hinblick auf die Kandidatur seiner Parteifreundin.

Auch was seine eigene Kandidatur angeht, zeigte sich Christoph Nadler hoffnungsfroh: "Es ist nicht gottgegeben, dass der Landrat von der CSU kommen muss", sagte der Kreisrat. Nur den Grünen werde eine Lösung des Klimaproblems zugetraut, weshalb er auf allen Ebenen mit Stimmenzuwächsen rechnet. Was der Landkreis gegen den Klimawandel unternommen habe, sei in seinen Augen deutlich zu wenig, und wenn einmal etwas geschehen sei, dann zu 95 Prozent auf Antrag der Grünen. Ergebnis dieser Versäumnisse sei, dass im Landkreis München, der bis zum Jahr 2030 seine CO₂-Emissionen halbieren will, bislang lediglich 19 Prozent regenerative Energien zum Einsatz kämen. Sein Rat deshalb an alle Gemeinden: "Busse, Busse, Busse."

© SZ vom 28.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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