Planegg:Das Auge auf der Schulter

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Die Planegger Polizisten Moritz Schrüfer und Anna Dehm tragen die Bodycams an ihrer Uniform. (Foto: Florian Peljak)

Die Polizeistreifen im Würmtal sind jetzt mit Bodycams ausgerüstet, die bei Einsätzen deeskalierend wirken sollen

Von Annette Jäger, Planegg

Seit dieser Woche sind Würmtaler Streifenpolizisten mit einem neuen Accessoire ausgerüstet: Auf Schulterhöhe prangt eine knallgelbe Bodycam. Die Kamera habe eine präventive Funktion, sie solle "deeskalierend" wirken und Gewalt gegenüber Polizisten oder Dritten verhindern, erklärt Thomas Sorgalla, Leiter der Polizeidienstelle Planegg. Die Bodycam wird nach und nach flächendeckend in Bayern eingeführt, der Einsatz ist im Polizeiaufgabengesetz verankert.

Die signalgelbe Kamera an der dunkelblauen Uniform ist nicht zu übersehen. Sie ist handflächengroß und trägt die Aufschrift "Video Audio". Die Beamten können die Kameras freiwillig im uniformierten Streifendienst mit sich tragen. Bisher seien die Polizisten zur Deeskalation einer Situation nur verbal auf Personen eingegangen, die sich aggressiv oder gewaltbereit verhielten, erklärt Sorgalla. Jetzt hätten sie als zusätzliches Hilfsmittel die Kamera. Die Beamten müssen allerdings konkret ankündigen, dass sie alles aufzeichnen werden. "Wir erhoffen uns, die Betroffenen auf diese Weise gezielt aus einer anonymen Menge heben zu können", sagt Sorgalla. In der Pilotphase habe allein die Ankündigung der Aufzeichnung in mehr als einem Viertel der Fälle zur Entspannung der Situation beigetragen.

Die Polizeidienststelle in Planegg hat drei Geräte für das Würmtal erhalten. "Das reicht aus", sagt Sorgalla. Die Kameras seien keine hoch auflösenden Präzisionsapparate, sondern sollen den Eindruck und Blickwinkel ihres Trägers wiedergeben. "Wenn es bei einer Kontrolle dunkel draußen ist, wird auch das Bildmaterial dunkel sein." Denkbar wäre, dass die Bodycam bei Begegnungen mit "uneinsichtigen Jugendgruppen", die ihre Grenzen testen, zum Einsatz kommt.

Die Polizisten müssen die Aufzeichnung zwar ankündigen. Allerdings ist die Pre-Recording-Funktion erlaubt: Die Kamera zeichnet im Standby-Modus - das grüne Licht leuchtet - immer 30-Sekunden-Sequenzen auf. Erst wenn der Beamte manuell die Aufnahmefunktion startet - ein rotes Licht leuchtet - beginnt die eigentliche Aufnahme, zusätzlich werden die vorangegangenen 30 Sekunden gespeichert. Damit soll sichergestellt werden, dass auch der Auslöser einer brenzligen Situation erfasst wird. Die Aufnahmen werden auf einem lokalen, eigens bereitgestellten Server in der Polizeidienststelle Planegg gespeichert und automatisch nach 21 Tagen gelöscht. Die Aufzeichnungen können auch als Beweismittel herangezogen werden. Dann muss die Filmsequenz separat gespeichert werden. Bei Demonstrationen sind keine Aufnahmen erlaubt, auch in Wohnungen gelten strenge Regeln.

© SZ vom 25.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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