Phönixbad:Schwimmen wird gefördert, planschen nicht

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Grüne scheitern mit ihrem Antrag: Ottobrunn gewährt Zuschüsse für Kurse, aber keinen freien Eintritt für Kinder und Jugendliche im Schwimmbad.

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Jetzt im Sommer häufen sich Meldungen über Badeunfälle von Kindern, die nicht gelernt haben, sich über Wasser zu halten. Die Gemeinde Ottobrunn will daher Schwimmkurse für Kinder ab neun Jahren fördern, also zunächst vor allem für Kinder, deren Schwimmunterricht pandemiebedingt ausgefallen ist. Das hat der Gemeinderat auf Antrag der CSU beschlossen. Abgelehnt wurde dagegen der Vorschlag der Grünen, in den Sommerferien allen Ottobrunner Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren freien Eintritt im Phönixbad zu gewähren.

Idee der Grünen war es, Kindern und Jugendlichen etwas Gutes zu tun, nachdem sie "in der Pandemie von der Politik massiv vernachlässigt wurden", wie Antragsteller Leon Matella es in der Sitzung darlegte. Die CSU griff die Idee auf, sah aber laut ihrer Fraktionsvorsitzenden Susanne Vordermaier das mögliche Problem längerer Wartezeiten am Eingang wegen der Pandemie. "Wir haben uns überlegt: Wichtig wäre es, dass die Kinder schwimmen lernen", sagte sie. Wie Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) beim Schwimmverein Ottobrunn erfragt hatte, sind in den Sommerferien Kurse für Drittklässler geplant, deren lehrplanmäßiger Schwimmunterricht ausgefallen ist. Sie sollen nun gefördert werden.

Die Haltung der Rathausverwaltung war klar: Loderer plädierte dafür, dem Antrag der CSU zuzustimmen, den Antrag der Grünen auf freien Eintritt jedoch abzulehnen. "Wir können als Gemeinde nichts dafür, dass die Kinder darunter zu leiden hatten, wenn schon eine Ebene höher", sagte Loderer. Auch argumentierte er damit, dass die Gemeinde beim Phönixbad pandemiebedingt massive Einnahmeausfälle hatte und die Ottobrunner Kinder das Glück hätten, das Bad nutzen zu können.

Im Gremium gab es ganz unterschiedliche Meinungen. SPD-Fraktionsvorsitzende Ruth Markwart-Kunas plädierte angesichts der Kosten dafür, im Schwimmbad Kindern zwei oder drei Tage freien Eintritt zu gewähren, aber nicht in den gesamten Sommerferien. 20000 Euro - die geschätzten Kosten für das Anliegen der Grünen - "wären als Geste zu viel", sagte sie. Beim Antrag der CSU sprach sie sich dafür aus, die Förderung des Schwimmunterrichts auf Familien zu begrenzen, die sich einen solchen nicht leisten können. Jean Marcel Prasser (ÖDP) brachte den Vorschlag, den freien Eintritt auf Kinder bis 14 Jahre zu begrenzen. Erika Aulenbach von der Bürgervereinigung Ottobrunn regte an, die Sozialpässe so zu erweitern, dass Familien, die einen solchen haben, im Phönixbad mit ihren Kindern umsonst schwimmen gehen können. Matella verteidigte den Antrag der Grünen und sagte, dass man gerade eine unbürokratische Lösung finden wollte. Wartezeiten könne man vermeiden, indem auf der Bad-Homepage die Auslastung angezeigt werde. Matellas Fraktionskollege Michael Senft betonte, dass es um eine Geste gehe, dass die "Kinder und Jugendlichen ihren Frust runterplanschen" können. Loderer warnte indes davor, Dinge kostenlos anzubieten. "Wir müssen unsere Einrichtungen finanzieren", sagte er.

Matella präsentierte dann den Kompromissvorschlag, allen unter 18-jährigen Ottobrunnern einen Gutschein für einen freien Eintritt in den Sommerferien zu schicken. Jedoch ohne Erfolg: Der Antrag der Grünen wurde letztlich in allen Varianten abgelehnt. Auf Aulenbachs Vorstoß hin soll überprüft werden, ob nicht der Eintritt ins Bad für Sozialpassinhaber wie etwa für Behinderte grundsätzlich um 50 Prozent reduziert wird. Matella ist enttäuscht über die generelle Ablehnung. Er sagte, es sei kein Wunder "wenn neun von zehn Jugendlichen das Gefühl haben, nicht gehört zu werden".

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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