Pflege:Bedenkzeit erbeten

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Ismaning will sich noch nicht mit demenzfreundlichen Orten messen, andere schon

Von Bastian Hosan, Ismaning/Aschheim

Mehr ist schwer, wie sie in der Gemeindeverwaltung von Ismaning sagen. Weil sie in der Kommune ohnehin schon viel tun, um Demenzkranken zu helfen, verzichtet der Ort auf eine Teilnahme beim Wettbewerb "Selbstbestimmt leben mit Demenz in der Kommune - Wege gemeinsam gehen". Vorerst jedenfalls: "Wir wollen uns das in anderen Gemeinden erst ansehen und dann gegebenenfalls später mitmachen", erklärte Bürgermeister Alexander Greulich (SPD).

Der Gemeinderat hatte am Donnerstag diese abwartende Haltung beschlossen - nach langer Diskussion. Denn fraktionsübergreifend gab es viele, die wollten, dass Ismaning bei dem Wettbewerb mitmacht. Besonders CSU-Gemeinderätin Petra Apfelbeck, die Vorstandsvorsitzende der örtlichen Nachbarschaftshilfe ist, sieht Ismaning schon jetzt als "gut aufgestellte" Gemeinde, die sich durch eine Teilnahme in noch besseres Licht rücken könnte, wie sie sagte. Um auch so als Leuchtturmprojekt für andere Landkreisgemeinden dienen zu können. Ein Argument, das auch von der SPD-Fraktionsvorsitzenden Johanna Hagn aufgegriffen wurde. Sie gab ebenfalls zu bedenken, dass schon jetzt 50 bis 60 Prozent der Pflegebedürftigen, die sich in stationärer Behandlung befinden, dement sind. "Wir haben als Ort die Verantwortung, die Situation für die Betroffenen und die Angehörigen besser zu machen", sagte sie. Eine Teilnahme an dem Wettbewerb würde zeigen, dass sich Ismaning dieser Verantwortung stellen wolle. Auch die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) plädierte für eine Teilnahme. Die Gemeinde habe bereits jetzt schon ein gutes Angebot und könnte dieses nun der Öffentlichkeit im Landkreis näher bringen, wenn sie bei dem Wettbewerb teilnehmen würde.

Bürgermeister Greulich argumentierte, dass die Kosten des Wettbewerbs nicht wirklich überschaubar seien. Er wolle daher auf das im Ort bereits vorhandenen Angebot aus Nachbarschaftshilfe, Hillebrandhof und Musikschule setzen: "Die machen sehr gute Arbeit", lobte er. Am Ende setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Gemeinde grundsätzlich an dem Wettbewerb interessiert ist - wie eine etwaige Teilnahme auszusehen hätte, wird nun aber erst einmal abgewartet.

Auf diese Haltung will sich die Nachbargemeinde Aschheim nun doch nicht zurückziehen. Hatten die Mitglieder des Hauptausschusses in der vergangenen Woche noch eine Bewerbung um die Landkreisförderung abgelehnt, vollzog der Gemeinderat nun eine 180-Grad-Wende und sprach sich einstimmig dafür aus, dass die Kommune ihr Interesse an dem Modellprojekt bekunden solle. Bis Ende Juli wird die Verwaltung ein Konzept für selbstbestimmtes Leben mit Demenz in Aschheim erstellen, das dann dem Gemeinderat noch einmal vorgelegt wird. Ingrid Lenz-Aktas (SPD) zeigte sich glücklich darüber, dass in der Verwaltung angekommen sei, "was für ein wichtiges Thema Demenz ist". Auch die Gemeinde Ottobrunn will sich nun doch am Wettbewerb teilnehmen, wenn es nach dem Hauptausschuss geht. Dort waren sich die Kommunalpolitiker lange Zeit unsicher, welche Voraussetzungen eine Gemeinde für das Projekt erfüllen muss. Aus dem Landratsamt heißt es, dass das Interesse an dem Projekt hoch sei. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zu den Sommerferien.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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