Partnergemeinde:Starke Bande

Lesezeit: 2 min

Verbindungsmann: John Thornton aus Witney (Foto: Privat)

In Witney lehnt die Mehrheit den Brexit ab. Der Kontakt zu den Freunden in Unterhaching soll eng bleiben

"Freundschaft bleibt Freundschaft", sagt John Thornton am anderen Ende der Leitung und meint damit die Partnerschaft zwischen Unterhaching und dem britischen Witney. An der Verbundenheit der beiden Städte und den regelmäßigen Schüleraustauschen solle sich auch nach einem EU-Austritt Großbritanniens nichts ändern. Thornton sitzt 1200 Kilometer entfernt an einem Schreibtisch in Witney. Die Kleinstadt liegt im Süden des Vereinigten Königreichs in der Nähe von Oxford und hat ungefähr so viele Einwohner wie Unterhaching.

Seit fast 20 Jahren pflegt Witney eine Partnerschaft mit Unterhaching, das fast so viele Einwohner hat. Wäre es am 23. Juni 2016 nach den Bürgern in Witney gegangen hätte man sich die unzähligen Verhandlungstage in Brüssel sparen können. Laut Thornton hat eine "deutliche Mehrheit" seiner Mitbürger in Witney für den Verbleib gestimmt. Thornton ist der Verantwortliche für die Städtepartnerschaften von Witney und hält regen Kontakt mit dem Unterhachinger Bernard Maidment. Beide haben deutsche Mütter und britische Väter, sprechend somit beide Sprachen fließend. Das erleichtert die Organisation gemeinsamer Treffen. Die wird es auch in Zukunft geben, sagt Thornton, er glaube, dass sich die Partnerschaft eher verstärken werde: "Falls es zum Brexit kommt, werden wir uns viel austauschen, um Leuten unserer Gemeinden zu helfen, die im jeweils anderen Land leben oder arbeiten wollen."

Wie viele andere Briten beklagt Thornton, dass für die Vorteile, der EU-Mitgliedschaft zu wenig geworben wurde. "Die EU-Befürworter waren sich zu sicher, dass die Brexiteers sowieso keine Mehrheit bekommen". Jetzt hätten die Menschen in Witney "die Nase voll", sie wollten, dass es endlich eine tragfähige Entscheidung gibt und sie wieder ein "bisschen Sicherheit" haben, sagt Thornton. In seiner Jugend hat der Brite mit seinen Eltern in Frankreich gewohnt. "Es ist so wichtig, dass vor allem junge Leute unkompliziert zum Studieren in andere Länder gehen können und auch woanders eine Arbeit annehmen können." Zudem machten sich viele Firmen in seiner Stadt Sorgen, wie sie nach einem Brexit ihre ausländischen Mitarbeiter halten könnten. Das gilt für Akademiker genauso wie für Handwerker und Pflegepersonal. Auch im Handel sieht er Nachteile fürsein Land: "Es ist viel besser, Teil von einer großen Gruppe zu sein, um mit großen Ländern wie den USA oder China Wirtschaftsabkommen zu verhandeln." Gegen die vielen Staatenbünde würde Großbritannien laut Thornton nach einem Brexit ziemlich verloren dastehen. Im Sommer will er mit einer Gruppe aus Witney Unterhaching wieder besuchen, es gibt ein Jubiläum zu feiern.

© SZ vom 26.01.2019 / otth - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: