Pandemie:Corona-Fälle an fünf Schulen

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Wie wichtig Hygieneregeln und Schutzmasken an Schulen sind - wie hier am ersten Schultag in Höhenkirchen - zeigen die Neuinfektionen. (Foto: Claus Schunk)

Mehrere Klassen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Auch viele Kindertagesstätten sind betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen erreicht den höchsten Stand seit Mitte April

Von Martin Mühlfenzl und Julian Seiferth, Landkreis

Die zweite Corona-Welle nimmt im Landkreis langsam Fahrt auf: Von Dienstag- auf Mittwochnachmittag zählte das Landratsamt 28 bestätigte Neuinfektionen - so viele wie seit Mitte April nicht mehr. Zugleich gab das Landratsamt auf Nachfrage bekannt, dass mittlerweile an fünf Schulen im Landkreis Corona-Infektionen aufgetreten sind und mehrere Klassen vorsorglich in Quarantäne und zu Abstrichen geschickt wurden.

Über die Zahl der betroffenen Schüler konnte die Behörde keine Angaben machen.

Das Gymnasium Neubiberg war vergangene Woche die erste Schule im Landkreis, die nach Wiederaufnahme des Regelunterrichts nach den Sommerferien Ansteckungen mit dem Coronavirus registrierte. Stand Mittwoch waren es bereits fünf Schulen im gesamten Landkreis sowie vier Kitas, an denen Neuinfektionen unter Schülern und Kindern festgestellt worden sind. Welche Schulen genau in welchen Kommunen betroffen sind, hält das Landratsamt aber bewusst unter Verschluss. "Es wissen diejenigen Bescheid, die informiert werden müssen", sagt Behördensprecherin Christine Spiegel.

Nach Informationen der SZ handelt es sich bei einer der Schulen um das Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching. Dort ist in der Klasse 5a ein Kind positiv getestet worden.

Der Landkreis München verfährt mit seiner Informationspolitik anders als etwa der Nachbarlandkreis Ebersberg. Das dortige Landratsamt hatte vergangene Woche nach Bekanntwerden von ersten Infektionen unter Schülern und Lehrern schnell reagiert und mitgeteilt, dass es sich dabei um die Grundschule in Baldham und die Realschule in Vaterstetten handle.

"Wir wissen, dass viele Landkreise anders verfahren, aber wir werden das nicht aktiv betreiben", sagt Spiegel. Die genauen Informationen, wo sich wie viele Schüler infiziert haben, lägen dem Gesundheitsamt in der Behörde natürlich vor, aber es solle zwingend vermieden werden, dass sich durch Bekanntmachungen Panik unter Schülern und Eltern ausbreitet oder - was auch Neubibergs Schulleiter Reinhard Rolvering verhindern will - Ängste und Schuldzuweisungen die Runde machen.

Als vergangene Woche bekannt wurde, dass sich am Neubiberger Gymnasium zwei Schüler, ein Siebtklässler und einer aus der Oberstufe, mit dem Coronavirus infiziert haben, richtete Schulleiter Rolvering einen eindringlichen Appell an alle Eltern: Die betroffenen Familien hätten "zu jeder Zeit das ihnen Mögliche getan, um sich und andere zu schützen", so der Direktor. Er bittet darum, "keine Schuldzuweisungen vorzunehmen".

In Neubiberg wurden direkte Kontaktpersonen der Schüler in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt, außerdem wurden Corona-Tests bei den Betroffenen angeordnet. Die Reaktionskette habe in Neubiberg funktioniert, so Rolvering, die Maßnahmen des bayerischen Gesundheitsministeriums seien befolgt worden und auch der Kontakt zum Gesundheitsamt sei sofort hergestellt worden.

"Dieses Geschehen ist wahnsinnig dynamisch. Es kommt zu einem Verdachtsfall, einem Test und im nächsten Moment kann es schon wieder ganz anders aussehen", sagt Landratsamtssprecherin Spiegel. Sie verstehe, dass die Öffentlichkeit ein Interesse daran habe, an welchen Schulen genau es zu Ansteckungen kommt; aber die zurückhaltende Informationspolitik habe sich bereits in der Pandemie bei den Pflegeeinrichtungen bewährt. Sollte es allerdings zu einem Infektionsgeschehen wie zuletzt in Garmisch-Partenkirchen kommen, werde das Landratsamt entsprechend reagieren und informieren, weil es den Behörden dann nicht mehr möglich sei, Kontaktpersonen zu ermitteln.

Mit den 28 bestätigten Neuinfektionen von Dienstag- auf Mittwochnachmittag ist auch die Sieben-Tage-Inzidenz, die in den vergangenen Tagen im Landkreis stetig gesunken ist, wieder angestiegen: von 18,9 am Dienstag auf 23,5 am Mittwoch (Stand: 14.30 Uhr). Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich innerhalb einer Woche je 100 000 Einwohner angesteckt haben. Übersteigt der Wert 35, müssen die Behörden über Maßnahmen beraten. Zuletzt hatte es am 11. April ähnlich viele Neuinfektionen gegeben. Damals waren 30 Menschen innerhalb von 24 Stunden positiv getestet worden.

Etwa 760 Menschen befanden sich laut Landratsamt am Mittwoch in Quarantäne, von ihnen sind aktuell 142 infiziert, der Rest sind Kontaktpersonen. Im Landkreis gibt es weiterhin keine Hotspots: Jeweils vier neue bestätigte Fälle meldet das Landratsamt aus Ottobrunn und Unterhaching, drei aus Oberhaching, jeweils zwei aus Hohenbrunn, Ismaning und Kirchheim sowie je einen aus Unterschleißheim, Taufkirchen, Sauerlach, Oberschleißheim, Neuried, Aschheim, Baierbrunn, Feldkirchen, Garching, Grünwald und Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Am stärksten treffen die Neuinfektionen die 35- bis 59-Jährigen (13 neue Fälle) sowie die 15- bis 34-Jährigen (zehn). Vier bestätigte Fälle gibt es unter den 60- bis 79-Jährigen, einen unter den Fünf- bis 14-Jährigen. Im Landkreis München wurden seit dem 4. Februar damit insgesamt 1911 Infektionen bestätigt. 142 Menschen gelten als akut infiziert, 1673 als statistisch genesen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus liegt weiterhin bei 96.

© SZ vom 17.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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