Ottobrunn:Vier Brände in sechs Jahren

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Erst vor zwei Wochen hat es im Ottobrunner Seniorenstift gebrannt. Eine Wohnung brannte dabei aus. (Foto: Claus Schunk)

Ottobrunner Seniorenheim weist Kritik der Feuerwehr zurück: Die "sehr umfangreiche Installation" der Rauchmelder soll im Herbst abgeschlossen sein

Von Konstantin Kaip, Ottobrunn

Dass ein Toaster lebensgefährlich sein kann, weiß man im Hanns-Seidel-Haus des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) seit 2009: Damals geriet ein solches Gerät, auf dem eine Bewohnerin des Ottobrunner Seniorenheims eine Semmel aufbacken wollte, in Brand, das Feuer breitete sich auf die gesamte Wohnung aus, die komplette Etage musste evakuiert werden. Am vergangenen Samstag war es nicht so schlimm, laut Feuerwehrangaben gab es zwar eine starke Rauchentwicklung, weil eine Bewohnerin im Erdgeschoss einen Toast vergessen hatte, das Feuer war jedoch von selbst erloschen. Eduard Klas, Kommandant der Feuerwehr Ottobrunn, äußert dennoch massive Kritik am Brandschutz des Seniorenheims. Es sei nicht nachzuvollziehen, weshalb es dort noch immer keine Rauchmelder gebe.

Das Hanns-Seidel-Haus, das nur wenige hundert Meter entfernt von der Feuerwache an der Ottostraße liegt, ist dem Feuerwehrkommandanten bestens bekannt. Denn zwischen dem Zimmerbrand von 2009 und dem Vorfall von Samstag hat es nicht weniger als drei Brände dort gegeben, in regelmäßigem Abstand von je zwei Jahren: Im März 2011 brannte ein Mitarbeiter-Apartment im Keller, im Oktober 2013 starb eine 72-Jährige an einer Rauchvergiftung, nachdem sie Putzlumpen auf dem Herd vergessen hatte, und vor gerade einmal zwei Wochen, am 15. Mai, brannte eine Wohnung im dritten Stock aus, die Mieterin wurde schwer, weitere 13 Personen leicht verletzt (wir berichteten). 158 Feuerwehrleute waren im Einsatz und konnten Schlimmeres verhindern. Der Sachschaden belief sich auf schätzungsweise 500 000 Euro. "Als wir kamen, hatte sich der Brand schon voll entwickelt", sagt Klas. Die Feuerwehr wurde von einem Mitarbeiter alarmiert, als der Rauch bereits ein Stockwerk tiefer im Gang stand. Hätte es Rauchmelder in den Zimmern gegeben, die den Brand bereits beim Entstehen detektieren, glaubt Klas, wäre die Feuerwehr zehn bis 15 Minuten früher da gewesen, statt 14 hätte es womöglich nur eine Verletzte gegeben, statt Hunderttausende Euro Schaden nur Zehntausende.

Der Feuerwehrhauptmann ist zornig, weil er bereits nach dem tragischen Todesfall 2013 auf das Problem hingewiesen hat. "Ich kann nur jedem Bewohner eines Altenheims raten, sich selbst einen batteriebetriebenen Melder an die Decke zu schrauben", hatte Klas damals gesagt. Nach dem Vorfall habe es auch Gespräche mit dem Landratsamt gegeben. Die Behörden hätten allerdings "rechtlich keine Handhabe", weil der Wohntrakt des KWA als normales Wohnhaus genehmigt sei, sagt Klas. Rauchmelder seien dort also gesetzlich nicht vorgeschrieben. Nach dem Brand vor zwei Wochen hat er bei der Heimleitung noch einmal schriftlich eine Nachrüstung gefordert - eine Antwort habe er nicht erhalten.

Beim KWA weist man Klas' Kritik zurück. Sprecherin Sieglinde Hankele verweist auf einen Bauantrag von 2011, der auch die "Ergänzung der Brandschutzanlagen" vorsehe. Für das gesamte Stift sei ein Brandschutzkonzept erarbeitet worden, "das zum Teil weit über gesetzliche Vorgaben hinausgeht". Dazu gehören laut Hankele auch Rauchwarnmelder in allen Fluren und Wohnungen. Diese würden zusätzlich mit Brandmeldern ausgestattet, welche die Feuerwehr automatisch alarmieren. Dass das bislang noch nicht flächendeckend geschehen sei, erklärt die Sprecherin mit "sehr umfangreichen Installationsarbeiten". Bisher sei nur ein bereits sanierter Gebäudeteil mit Sensoren an das Warnsystem angeschlossen. Sowohl der Wohnungsbrand vom 15. Mai als auch die von dem verkohlten Toaster ausgehende starke Rauchentwicklung am vergangenen Samstag aber "fanden bedauerlicherweise in Wohnungen statt, die noch keinen automatischen Alarm bei der Feuerwehr auslösen".

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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