Ottobrunn:Vermählte Farbexplosionen

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Gegenstandsfreies Experimentieren, hier mit figürlichen Elementen: Mannheimer arbeitete unkonventionell. (Foto: Claus Schunk)

Kunstvereinehrt Max Mannheimer mit Ausstellung

Für seine kühne, unkonventionelle Art, mit Farben zu experimentieren, hat Max Mannheimer einmal die schöne Worte gefunden: "Ich male nicht, ich vermähle Farben." Dieses Bonmot fehlt seither in kaum einem Text über den 2016 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Künstler, Holocaust-Zeitzeugen und ehemaligen Präsident der Lagergemeinschaft Dachau.

Wer sich im "Treffpunkt Kunst" - wo jetzt der Kunstverein Ottobrunn eine Ausstellung mit Werken seines Ehrenmitglieds Mannheimer eröffnet hat - das ein oder andere Bild des kreativen Autodidakten anschaut, wird feststellen: So eine Vermählung zeitigt nicht unbedingt romantisch-harmonische Ergebnisse. Mitunter mündet sie, wie bei einem Werk im Souterrain der Galerie in gelb-schwarze Farbexplosionen, quasi zerplatzende Abstraktionen. Andere Bilder sind weniger konvulsivisch, formensprachlich nicht so wild, mit figürlichen Elementen. Es gibt Arbeiten, die düstere Stimmungen atmen, Polarlichtschimmer, ineinander greifende Farbwelten. Was Mannheimers Arbeiten - teils sind auch Leihgaben vom Kloster Karmel Heilig Blut in Dachau zu sehen - eigen ist: sie berühren, sie lassen einen nicht kalt.

Dass das gleiche, fast schon im Übermaß, für ihren Schöpfer galt, wurde bei der Vernissage wieder einmal deutlich: Nicht nur der Kunstvereinsvorsitzende Ewald Mertes schwärmte von Humor, Charme und menschlicher Wärme des 2000 zum Ehrenmitglied ernannten Mannheimer. Auch Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer zeigte sich bei seiner Rede in der überfüllten Galerie tief bewegt von dem Mann, der selbst mehrere Konzentrationslager überlebt und den Großteil seiner Familie in Auschwitz verloren hatte, und dennoch so viel Kraft in die Versöhnung investierte. Er erzählte auch die Anekdote, wie er vor etlichen Jahren ein Bild im Ottobrunner Rathaus abhängen ließ, das ihm zunächst zu düster war. Nachdem er indes Max Mannheimer kennen gelernt hatte, - es war eines seiner Werke - fand er, beeindruckt von dessen Persönlichkeit und Vita, einen ganz anderen Zugang zu dem Bild: Dieses hängt nun schon lange wieder an prominenter Stelle im Rathaus und wird von Loderer hoch geschätzt.

Wahrscheinlich hätte fast jeder der Gäste, unter ihnen Mannheimers Tochter Eva Faessler, zahlreiche schöne Geschichte und Anekdoten zum besten geben können, die sie mit dem Mann erlebt hatten, der zahlreiche seiner Bilder, Zeichnungen und Collagen zu Ehren seines Vaters mit "ben jakov" ("Sohn des Jakob") signiert hatte. Mannheimer ist nicht nur mit seinen Werken in Ottobrunn präsent, sondern auch als Motiv: Zu sehen sind zwei Porträts von ihm sowie eine von Uta Riess gestaltete Skulptur mit dem Titel "Der Weiße Rabe". Sie zeigt den Kopf eines Mannes, der nicht nur die Farben vermählte, sondern auch viele Menschen zusammenbrachte.

Die Ausstellung dauert bis zum 3. November.

© SZ vom 12.10.2018 / wat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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