Ottobrunn:Überfall im Drogenrausch

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Ein 26-Jähriger steht vor Gericht, weil er ein Ottobrunner Ehepaar ausgeraubt und verletzt hat

Von Mariella Kockler, Ottobrunn

Es ist der Nachmittag des 3. März vergangenen Jahres, als es bei einem Ehepaar aus Ottobrunn an der Haustür klingelt. Der Hausbesitzer öffnet die Tür, davor steht ein junger Mann, der behauptet ein Bekannter des Stiefsohns zu sein. Er wolle nur kurz sein Handy aufladen. Was zunächst wie ein harmloser Besuch aussieht, erweist sich als brutaler Überfall, bei dem das Ehepaar verletzt wird. Seit Dienstag muss sich der inzwischen 26-Jährige vor dem Oberlandesgericht München für die Tat verantworten.

Nachdem der Hausbesitzer ihm Einlass gewährt hatte, behauptete der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft, der Sohn schulde ihm 100 000 Euro. Er zeigte dem überraschten Vater ein Handyfoto vom Tresor der Familie und forderte ihn auf, diesen zu öffnen. Als der Ottobrunner sich weigerte, richtete der 25-Jährige eine täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole auf ihn. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem die Waffe zu Boden fiel. Laut Anklage griff der Täter daraufhin den Hausherrn mit einem Elektroschocker an und versetzte ihm mehrere Stromstöße, bis dieser zu Boden ging. Aufgrund der lautstarken Auseinandersetzung kam die Ehefrau des Hausbesitzers hinzu. Der Täter griff sie ebenfalls an und verletzte sie durch einen Schlag im Gesicht. Als sie nach der Polizei rief, flüchtete der Angeklagte durch den Garten - steckte zuvor allerdings eine Luxusarmbanduhr ein. Das Ehepaar erlitt bei dem Überfall Wunden und Prellungen, die ambulant behandelt werden mussten.

Neben dem schweren Raub wird dem Angeklagten außerdem Diebstahl und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Er arbeitete bis kurz vor der Tat als Altenpfleger in einem Seniorenheim. Dort soll er einer Seniorin den Geldbeutel gestohlen, Überweisungsformulare gefälscht und bei der Bank vorgelegt haben. So bereicherte er sich laut Anklage um 4600 Euro, bei vier weiteren Fälschungsversuchen flog er dank eines Sparkassenmitarbeiters auf.

Gleich zu Beginn der ersten Verhandlung erklärte Verteidiger Franz Xaver Wittl, dass sein Mandant die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in vollem Umfang einräume. Er habe sich zum Zeitpunkt der Taten aufgrund seiner jahrelangen Drogen- und Spielsucht in einer für ihn ausweglos erscheinenden finanziellen Situation befunden. Er bedauere sein Handeln außerordentlich und könne es aus heutiger Sicht nicht mehr verstehen. Des Weiteren wies der Verteidiger darauf hin, dass der Angeklagte sich bei dem Ehepaar entschuldigt und sich mit ihm außergerichtlich auf eine Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 5000 Euro geeinigt habe.

Im Verlauf der Verhandlung äußerte sich der 26-Jährige umfassend zu den Taten. Den Stiefsohn des Ottobrunner Ehepaars habe er tatsächlich gekannt, jedoch nicht als Freund, sondern als seinen Kokain-Dealer. Einmal hätten sie zusammen in dessen Elternhaus Drogen konsumiert, daher habe er auch von dem Tresor gewusst. Er sei sich aber nicht sicher gewesen, was sich im Tresor befindet. Er habe jedoch auf etwas Wertvolles gehofft, wobei ihm "wenig auch schon genug" gewesen wäre. Seine Gedanken hätten sich damals einzig darum gedreht, an weiteres Geld für die Drogen und das Glücksspiel zu gelangen. Außerdem erklärte er, am Morgen vor der Tat Crystal Meth, Kokain und eine halbe Flasche Wodka konsumiert zu haben. Danach sei er mit der S-Bahn nach Ottobrunn gefahren, die Spielzeugpistole im Gürtel und den Elektroschocker in der Jackentasche. An den genauen Tathergang könne er sich selber aufgrund des Drogenrauschs jedoch nur noch in Bruchstücken erinnern. Ein Urteil in dem Prozess wird für Anfang März erwartet.

© SZ vom 20.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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