Ottobrunn:Reiz der Gegenüberstellung

Lesezeit: 2 min

Außergewöhnliches Spektrum beim Jazzfest Ottobrunn

Von Helena Ott, Ottobrunn

Als Bräuche werden regelmäßig wiederkehrende soziale Handlungen bezeichnet, die innerhalb einer Gemeinschaft entstanden sind. Normalerweise dauert es Jahre, bis sich solche Handlungen etablieren. Bei den Brüdern Cornelius Claudio Kreusch und Johannes Tonio Kreusch geht das schneller. Ihr Jazzfest in Ottobrunn hat das Zeug, zur Tradition zu werden. "Die Konzerte der beiden waren von Beginn an sehr beliebt", sagt Horst Frank, Leiter des Wolf-Ferrari-Hauses. Die Besucher wissen, dass die Brüder Kreusch durch ihre Ausbildung in den USA viele internationale Talente aufspüren für das Programm ihrer Ottobrunner Konzerte. Mit diesem Vertrauensvorschuss des Publikums etabliert sich eine neue Idee wie das Jazzfest schnell.

An zwei Abenden können sich Konzertgäste davon überzeugen, welche Klangvielfalt das Genre Jazz bieten kann. "Uns kommt es auf interessante Gegenüberstellungen an", sagt Cornelius Claudio Kreusch, ein Grund, warum die Brüder gerne mehrtägige Programme gestalten. Am ersten Abend wird der brasilianische Gitarrist Yamandu Costa auf der Bühne zeigen, dass es für einen volltönenden Jazzklang nicht zwangsläufig ein Ensemble braucht. Costa singt und spielt auf einer siebensaitigen Gitarre brasilianischen Samba, Choro und Tango. Seit er 17 Jahre alt ist, gilt der Musiker als einer der begabtesten Gitarristen Brasiliens. Er konzertierte mit musikalischen Größen wie Bobby McFerrin, Richard Galliano und Paulo Moura.

Kontrastiert wird diese One-Man-Show am zweiten Abend mit dem Auftritt der US-amerikanischen Percussionkünstlerin Marilyn Mazur im Kollektiv mit den norwegischen Musikern Nils Petter Molvaer an der Trompete, Eivind Aarset an der Gitarre und Jan Bang am Mischpult. "Wie die vier mit ihrem opulenten Zusammenspiel zu einer Stimme verschmelzen, das wird großartig - ja wie ein Hörfilm wird das." In der Stimme von Cornelius Claudio Kreusch schwingt die Vorfreude mit. Für Marilyn Mazur würde ein Arsenal von mehr als zehn Schlaginstrumenten auf der Bühne des Festspielsaals aufgebaut. Sie ist international eine der bekanntesten Jazz-Percussionistinnen und hat in Formationen mit Miles Davis und Wayne Shorter gespielt. Mazurs Bühnenpartner sind laut den Brüdern Kreusch drei der progressivsten Musiker der norwegischen Jazz-Szene.

"Die vier haben sich zu einer sehr besonderen Konstellation zusammengefunden, aber nicht dauerhaft. Es ist also recht einzigartig sie gemeinsam zu erleben", sagt Cornelius Claudio Kreusch.

Besonders freue er sich auch auf das Künstlergespräch im Anschluss an das Konzert. Noch verschwitzt vom Auftritt stellen sich die Künstler den Fragen des Publikums. Es seien immer sehr persönliche Momente, sagt Kreusch. Einmal habe ein Junge Pepe Romero gefragt: "Ich mag ja die Musik, aber wie machen Sie das mit dem blöden Üben?" Der Künstler darauf: "Ich liebe das Üben so sehr, die Konzerte kommen mir da dauernd in die Queere." In den Gesprächen gehe es nicht um Fachfragen, viel mehr darum, wie die Künstler es geschafft haben, Außergewöhnliches zu erreichen und darum, etwas über ihr inspirierendes Leben herauszufinden. Qua Beruf sind sie viel in der Welt unterwegs, brauchen enorme Disziplin und haben gefunden, wonach sich viele sehnen: ein besonderes Talent und eine Leidenschaft für etwas.

Zweites Jazzfest Ottobrunn, am 6. und 7. Juli im Wolf-Ferrari-Haus, Rathausplatz 2. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Tickets sind unter www.ottobrunner-konzerte.com erhältlich.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: