Ottobrunn:Neue Heimat

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Die Adventisten ziehen von Waldperlach nach Ottobrunn in die Hubertusstraße

Von Anna Hordych, Ottobrunn

Die Erbschaft einer älteren Dame in Waldperlach hat den Adventisten bislang als Gemeindezentrum gedient. Doch die Wohnräume waren beengt, der Grundriss ungünstig geschnitten. Jetzt ist die Freikirche nach Ottobrunn an die Hubertusstraße umgezogen. Aus dem Hausverkauf in Waldperlach und aus Spendengeldern konnte der Umzug finanziert werden. An diesem Samstag, 30. Januar, findet die Einweihungsfeier der Siebenten-Tags-Adventisten statt. Es wird eine Ansprache geben und neben der Schlüsselübergabe und den Grußworten auch Chorgesänge und Bläsermusik.

Nach Einschätzung der zuständigen Pastorin Ruza Haluzan müsste in dem neu errichteten Gebäude nun genug Platz für alle zur Verfügung stehen. Die Gemeinde der Adventisten aus Waldperlach zählt um die 90 Mitglieder. Um die Zahl in Relation zu setzen: Blickt man auf ganz Deutschland, gibt es 35 000 Adventisten.

Bei ihrer Finanzierung verfolgt die Freikirche ein althergebrachtes Modell: Gemeindebeitrag ist das berühmte Zehntel der Einnahmen eines jedes Mitglieds. "Der Zehnte" findet sich schon im ersten Buch Mose, dort tritt der Pflichtteil in den Erzählungen um die Protagonisten Abraham und seinen Enkel Jakob zu Tage. Die Adventisten führen den biblischen Brauch fort. Wobei es den Mitgliedern freigestellt bleibt, ob sie in den Topf der Gemeinde einzahlen möchten und sich beim "Zehnten" anschließen - aber dies tun nach Einschätzung der Kirche 80 bis 90 Prozent der Gemeinde. Aus den Beiträgen werden die Pastoren bezahlt, aber auch Lehrer oder das Personal und die Ausstattung der Krankenhäuser, die von der Freikirche gegründet wurden. Beispiel für das Sozialengagement ist das Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf.

Außer "dem Zehnten" gibt es weitere Programmaspekte der Adventisten, die sich aus direkten Bibelzitaten ableiten. "Nach der Bibel ist der Samstag ein Feiertag", sagt Pastorin Haluzan. Diesem Leitmotiv nach wird bei den Adventisten nicht der Sonntag, sondern der Samstag zum christlichen Tag der Messe. Ebenso ungewöhnlich erscheint die Erwachsenentaufe, die bei den Siebenten-Tags-Adventisten die allgemein übliche Taufe von Kleinkindern und Babys ersetzt. "Auch Jesus hat die Taufe an Erwachsenen vorgenommen", sagt Haluzan, die drei Münchner Gemeinden betreut, "uns ist es wichtig, dass sich Gemeindemitglieder bewusst für die Taufe entscheiden. Mit vierzehn Jahren ist man glaubensmündig, ab diesem Zeitpunkt kann man sich bei uns hierzu entschließen und mit dem vorbereitenden Taufunterricht beginnen." Auch der Ablauf der Taufe gestaltet sich anders als man es von evangelischen wie katholischen Kirchen gewohnt ist: Bei den Adventisten taucht der Täufling mit dem ganzen Körper in ein Taufbecken ein. Es handelt sich tatsächlich um ein richtiges Schwimmbecken, in das man sich hineinlegt. Haluzan deutet den Akt symbolisch: "Wie man aus einem Grab heraussteigt, steigt man aus dem Becken wieder heraus", sagt sie.

Doch auch wer kein "getauchtes" Mitglied der Gemeinde ist, und sich im Kreis der Kirche einmal umsehen möchte, kann am Samstag das neue Haus der Freikirche besichtigen. Das Gemeindezentrum steht jedem offen. Beginn der Feier ist um 15 Uhr.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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