Ottobrunn:Ein letzter Versuch

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Auch in Ottobrunn wird das Interesse groß sein, wenn Feel Home - wie in Gräfelfing - erste Häuser errichtet. (Foto: Robert Haas)

Anwohner dringen erneut darauf, das Viertel für Flüchtlinge zu verkleinern - wohl ohne Aussicht auf Erfolg

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Vier Seiten umfasst der Brief, den Thomas Diessel natürlich in seinem, aber auch im Namen vieler Anwohner an Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) und die Ottobrunner Gemeinderäte geschickt hat. Vier Seiten, die einen letzten Versuch darstellen, eine Siedlung mit zehn Häusern für bis zu 320 Flüchtlinge am Kathi-Weidner-Weg zu verhindern. Vier Seiten, vollgepackt mit Argumenten und Vorschlägen der Anwohner und ihrer Sicht der Dinge zwar - aber wohl kein Schreiben, dass den Ottobrunner Gemeinderat an diesem Mittwochabend davon abhalten wird, gegen die Vermietung des Areals an die Firma Feel Home und damit den Aufbau des neuen, kleinen Viertels zu stimmen.

Thomas Diessel, der immer wieder betont, dass es nicht darum gehe den Bau an sich zu verhindern, hat das Schreiben mit "Vorschläge zur geplanten Flüchtlingsunterkunft" betitelt. Noch einmal stellt der Anwohner klar, dass eine Größe von etwa 200 Bewohnern eine "sinnvolle Obergrenze" darstelle. Das Wort bricht sich also auch auf kommunaler Ebene Bahn. Dann wird Diessel konkret: Die Gemeindeverwaltung müsse eine Liste aller unbebauten Grundstücke in Ottobrunn erstellen - inklusive aller Grünflächen, um mögliche Alternativstandorte aufzeigen zu können. Es müsse zudem geprüft werden, auf welchen Flächen wie viele Häuser von Feel Home errichtet werden könnten; gefolgt von einem "mittelfristigen Konzept zur Schaffung von Wohnraum" - "für Flüchtlinge und andere Mitbürger".

Über allem aber schwebt als Damoklesschwert - so empfinden es die Anwohner - die geplante Größe der Unterkunft am Kathi-Weidner-Weg. Daher fordert Diessel, die Gemeinde solle ein wissenschaftliches Gutachten "zur optimalen Größe und Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften" beauftragen. Zu große Unterkünfte, schreibt der Anwohner, würden die Bewohner, Helfer und Nachbarn belasten. 200 ist also weiter der Maßstab der Bewohner - gleichwohl, sagt Diessel, "viele Artikel, Papiere und Vorträge" bei der Unterbringung sogar noch deutlich niedrigere Zahlen als Obergrenzen nennen würden.

"Ich kann Argumente der Anwohner nachvollziehen", sagt Bürgermeister Thomas Loderer - meint damit aber vor allem weitere Punkte in Diessels Papier zur Integration von Flüchtlingen. Eine eigene Webseite der Gemeinde zum Thema Asyl solle aufgebaut werden, es brauche einen eigenen Asylkoordinator, monatlich müsse die Gemeinde über die Besetzung von Sozialarbeiter-Stellen berichten und eine mobile Reserve beim Landkreis einrichten. "Das alles ist nachvollziehbar. Wie auch Vorschläge zur Verbesserung der Außenanlagen in der Siedlung", sagt Loderer. Aber: "Für uns im Gemeinderat muss entscheidend sein, ob sich durch all diese Vorschläge, die wir natürlich zur Kenntnis nehmen, etwas in der Beschlussvorlage ändert." Und vor der Sitzung des Gemeinderats ist Loderers Antwort eindeutig: "Nein."

Vielmehr bekräftigt der Rathauschef die Bereitschaft des Gemeinderats, Verantwortung zu übernehmen - und auch ein Signal an andere Kommunen des Landkreises auszusenden. "Wir sind von der Form der Unterbringung überzeugt, von der Ausstattung und der Größe. Und wir zeigen, dass wir willens sind, Menschen bei uns aufzunehmen", sagt der Rathauschef. "Es ist eine Frage des Willens. Es gibt keine Kommune, die die momentanen Quoten nicht erfüllen kann." Aber es gebe Gemeinden, die nicht alle notwendigen Anstrengungen in diese Richtung unternehmen würden. "Alle 29 Städte und Gemeinden haben aber immer zum Ausdruck gebracht, dass sie diesen Weg mitgehen werden", sagt Loderer. Ottobrunn unternehme das Seine bei der Unterbringung. "Dabei haben Bürger natürlich das Recht, Forderungen zu stellen", sagt Loderer. "Aber wir müssen dann als Gemeinderat entscheiden."

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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