Ottobrunn:Kleines Format, großes Wagnis

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Der Kunstverein Ottobrunn zeigt seine 20. Jahresausstellung in der Galerie

Von Irmengard Gnau, Ottobrunn

"In 20 Jahren ist manchmal etwas anders", fasste Doris Laves-Wegat, die Vorsitzende des Kunstvereins Ottobrunn (KVO), das Wirken des von ihr und ihrer Tochter Julia Wegat federführend gegründeten Vereins zusammen. "Und heuer ist vieles anders." Im 20. Jahr nach seiner Gründung haben der Kunstverein, einziger seiner Art im Landkreis, und seine Mitglieder schon einige außergewöhnliche Veranstaltungen hinter sich gebracht.

Im Juli feierte man Geburtstag mit einem kunstvollem Programm im Skulpturenpark, interessierte Ottobrunner schickte der Verein auf eine Kunst-Ralley durch die Ortsmitte. Und auch die Jahresausstellung, bei der die Mitglieder alljährlich ihre Werke präsentieren, wartet heuer, zum runden Geburtstag des Vereins, mit einer Besonderheit auf.

Weil im Ottobrunner Rathaus noch gebaut wird, mussten die Künstler ausweichen in die vereinseigene Galerie. Diese hat, seit die damalige Bürgermeisterin Sabine Kudera sie dem Verein 2001 zur Verfügung gestellt hat, ihrem Namen alle Ehre gemacht und sich längst als "Treffpunkt Kunst" etabliert. Allerdings bietet die Heimat des Kunstvereins weit weniger Platz als die großzügigen Ausstellungsflächen im Rathaus. Für die Künstler bedeutete dies eine besondere Herausforderung: Anders als gewohnt durfte jeder von ihnen in diesem Jahr nur maximal zwei Arbeiten im kleinen Format ausstellen. "Es war ein Wagnis", sagt Laves-Wegat. Doch die Mitglieder des KVO nahmen die Herausforderung an, schufen vielfach neue Werke extra für diese speziellen Anforderungen. Und so breitet sich auf den zwei Etagen der Galerie die ganze künstlerische Vielfalt des KVO aus, mit Fingerspitzengefühl auf engem Raum zu einem beeindruckenden Zeugnis der Arbeit zweier Jahrzehnte arrangiert.

Marlies Bauer arbeitet mit Aquarell- und Acrylfarben. (Foto: Angelika Bardehle)

Körperlos im Bändertanz verliert sich Gudrun Dorschs nur angedeutete Figur, mehr Emotion als konkrete Person. Die farbintensiven abstrakten Acrylarbeiten von Uwe Johannsen berühren den Betrachter intuitiv. Ganz figürlich sind dagegen die Damen von Annelis Erckert, die sich zum Kaffeeplausch um den runden Tisch versammelt haben, lebhaft parlierend. Das düstere Bergpanorama von Katarzyna Mosch wirft bedrohliche Schatten, während der Betrachter vor Banu Theis-Baydurs farbenfrohem Dächermeer die Klänge des Märchenlands zu vernehmen meint.

In der Zusammenschau beweisen die knapp 40 Ausstellenden - unter ihnen unter anderem der Maler und Illustrator Quint Buchholz - wie individuell ihre Stile sind; Technik und Materialien reichen von Kreide und Öl über Glas, Ton und Draht bis zur Fotografie. Auch in der Motivwahl lässt sich erkennen, welch unterschiedlicher Inspirationsquellen die Künstler sich bedienten. Naturmotive und Menschliches stehen nebeneinander, auch der Krieg beschäftigt die Künstler. In mancher dem begrenzten Platz geschuldeten gedrängten Nachbarschaft tun sich interessante Spannungsverhältnisse auf, etwa, wenn die wohlsituierten Tonskulpturen von Annelis Erckert ihren Kaffee trinken vor dem Stacheldraht, den die Flüchtlinge in Trudy Kirschners Malerei zu überwinden versuchen.

Franz Sahlmann formte die Skulptur "Eden" aus Draht und Stein. (Foto: Angelika Bardehle)

In den vergangenen zwei Dekaden hat der Kunstverein mit seinen Ausstellungen, der alle zwei Jahre stattfindenden Ottobrunner Biennale "ARTiges" und nicht zuletzt seinem umtriebigen Vorstand die Kultur im Landkreis bereichert. Auf der anderen Seite hat sich auch der Verein selbst deutlich weiterentwickelt. "Das Niveau des KVO ist in 20 Jahren stark gewachsen", sagt Laves-Wegat, nicht ohne Zufriedenheit. Davon zeugt nicht zuletzt die Tatsache, dass der KVO seit mehreren Jahren Mitglied in der ADKV, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine, ist. Und noch eine erfreuliche Entwicklung hat Laves-Wegat ausgemacht: "Die Mitglieder befruchten sich offensichtlich auch gegenseitig."

Die Jahresausstellung des KVO unter dem Titel "Das kleine Format - grossArtig" kann noch bis Sonntag, 20. Dezember, jeweils mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr in der Galerie "Treffpunkt Kunst", Rathausplatz 5 in Ottobrunn, besichtigt werden.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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