Gemeindewohnungen in Ottobrunn:Kein Keller ist auch keine Lösung

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Moderne, lichtdurchflutete und gleichzeitig günstige Wohnungen plant die Gemeinde an der Garten- und Hochackerstraße. (Foto: Gassner & Zarecky Architekten)

In Ottobrunn ist Baugrund besonders knapp. Deshalb besteht die Gemeinde darauf, dass die Architekten beim Bau zweier Häuser mit günstigen Mietwohnungen auch den Platz unter der Erde ausnutzen.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Wohnraum ist knapp in Ottobrunn. Ein Phänomen, das die Gemeinde mit nahezu allen Kommunen im Landkreis München teilt. Doch die Gemeinde mit ihren 22 000 Einwohnern plagt eine zusätzliche Besonderheit: Es gibt quasi keine Flächen, um der Wohnungsnot überhaupt mit neuen Häusern und Wohnungen begegnen zu können.

Die Gemeinde versucht dennoch gegenzusteuern und wird auf zwei ihrer eigenen, noch verbliebenen Grundstücke preisgünstige Mietwohnungen errichten: Je sechs auf dem Areal an der Hochackerstraße sowie in der Gartenstraße.

Beide Projekte, die vom Hohenbrunner Architekturbüro Gassner und Zarecky geplant werden, entstehen in zentraler Lage, umgeben von gewachsener Wohnbebauung und sollen ausschließlich an Familien vergeben werden. "Besonders für diese Gruppe brauchen wir günstigen Wohnraum", sagte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) im Bauausschuss. "Das Angebot soll sich nicht an Singles richten." Dementsprechend werden auch die Größen der Wohnungen gestaltet - beide Projekte sollen je drei Dreizimmer- sowie drei Vierzimmer-Wohnungen beinhalten.

Wie dringend diese Wohnungen benötigt werden und wie eng gefasst die Möglichkeiten in der flächenmäßig kleinsten Kommune des Landkreises sind, wurde an einem Detail deutlich: der Frage nach einer Unterkellerung der jeweils dreigeschossigen Bauten auf beiden Grundstücken. Architekt Peter Zarecky sagte, derzeit sei geplant, den längeren der beiden Gebäude-Riegel zu unterkellern. Rathauschef Loderer gab den Auftrag an das Architekturbüro zurück, eine Unterkellerung beider Gebäudeteile zu prüfen. "Kein Keller oder nur ein Teil eines Gebäudes mit Keller ist in Ottobrunn nicht zu vertreten", sagt Loderer.

Begrenzte Kosten für die Gemeinde

Die beiden Projekte wird eine Tochtergesellschaft der Baugesellschaft München-Land im Auftrag der Gemeinde verantworten. Die Kosten für die zwölf Wohnungen mit einer Wohnfläche von nahezu 500 Quadratmetern werden insgesamt auf etwa 4,5 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten für die Gemeinde werden sich dank großzügiger Fördermittel seitens des Freistaats in Grenzen halten. Ottobrunn bringt den erforderlichen Anteil in Höhe von zehn Prozent der Gesamtkosten in Form der Grundstücke ein, die der Gemeinde gehören.

Bei der Vorstellung der Grobplanung durch das Architekturbüro äußerten allerdings einige Gemeinderäte Kritik an der äußeren Form. Erwin Mühlbauer (CSU) sprach sich dagegen aus, "schon wieder ein Flachdach drauf zu setzen". Tanja Campbell von den Grünen plädierte dafür, auf beiden Flächen "überhaupt keine Stellplätze" für Autos auszuweisen. Christina Dittlein (BVO) monierte, dass keine Aufzüge vorgesehen seien. Diese seien letztlich mit etwa 80 000 Euro je Lift schlicht zu teuer, sagte Architekt Zarecky: "Der Platz für eine spätere Nachrüstung wird aber mit eingeplant", sagte er.

Grundsätzlich begrüßten alle Ausschuss-Mitglieder den Bau der Wohnungen, für deren Vergabe die Gemeindeverwaltung noch einen Kriterienkatalog erarbeiten muss. Auch für die erneute die Zusammenarbeit mit der Baugesellschaft München-Land zeigten sich alle Gemeinderäte offen; manch einer äußerte aber Bedenken, der Gemeinderat würde mit einem vorzeiten Vertragsabschluss "jedwede Gestaltungsmöglichkeit aus der Hand geben", wie es Michael Thaumüller (CSU) formulierte. Auf die Anregung seines Fraktionskollegen Hans Pöschl wurde daher eine Passage aus der Beschlussempfehlung gestrichen, mit der sofort ein entsprechender Generalübernehmervertrag mit der Baugesellschaft hätte abgeschlossen werden sollen. Dieser soll nun zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Die bisherigen Erfahrungen der Gemeinde Ottobrunn mit der Baugesellschaft München-Land indes sind fast durchweg positiv. Vor allem in der Josef-Seliger-Siedlung: Die aus den Sechzigerjahren stammende Siedlung wird derzeit Schritt für Schritt abgerissen und neu aufgebaut. Moderne, lichtdurchflutete und barrierefreie Wohnungen entstehen dort. An diesem Vorhaben scheint sich auch das Büro Gassner und Zarecky orientiert zu haben.

Die ersten Entwürfe für die Bauten in der Hochacker- und Gartenstraße zeigen ebenfalls ästhetisch ansprechende, offen gestaltete Räume mit viel Licht. Und mit Baukosten von etwa 450 Euro je Quadratmeter wären sie zudem äußert günstig.

© SZ vom 11.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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